Freitag, 17. April 2015

Nach dem Fiasko

"The Image has gone only you and I
 It means nothing to me
This means nothing to me

Oh, Vienna..."

Wer kennt diese Zeilen noch? Midge Ure sang sie 1981 und das trifft es ziemlich genau. Wobei ich mit "You and I" natürlich nicht meine geliebte Claudia meine, sondern "Die Bestzeit und ich". Es ist mir fast egal. Ich habe eine neue Seite kennengelernt, die die Niederlage als unabwendbar akzeptiert. Es war so wie es war - nachlesen könnt Ihr es bald  unter http://www.laufen-in-dortmund.de/stories/2015/wien.htm.
Und in dem Moment, wo es vorbei war, habe ich nicht damit gehadert. Sondern ich habe nach vorne geblickt und versucht, das Beste daraus zu machen. Ich hatte seit dem 1. Dezember hart trainiert. Ich bin oft bereits im Dunklen nach stressigem Arbeitstag mit Stirnlampe allein in den Wald und habe im Nieselregen Tempowechselläufe absolviert. Ich habe mich durch Endbeschleunigungen bei langen Läufen gequält, selbst durch zwei ungeliebte 10er-Wettkämpfe. Alles umsonst? Nein, nichts im Leben ist umsonst. Ich habe mir eine gute Form antrainiert, die mir bei meinen kommenden Aufgaben helfen wird. Und die sind gewaltig. 100 Meilen von Berlin! 
So sehe ich es. Ich habe gekämpft bis es physisch nicht mehr ging, mir dann sofort unterwegs ein neues Ziel setzen können, welches ich auch erreicht habe. Unter 3:30 h. Viele wären froh, überhaupt einmal diese Zeit laufen zu können. Ich habe gelernt, dass es immer irgendwie weiter geht. Das ist für jeden Ultra unerlässlich. Und ich habe durch meinen disziplinierten Trainingsplan eine ebensolche disziplinierte Arbeitsweise in schwierigen beruflichen Aufgaben selbstbewusst bewältigen können und werde sie weiter bewältigen. Immer einen Kilometer nach dem anderen, zwei zugleich gehen nicht.  Das alles ist weder umsonst noch vergebens. Und vielleicht habe ich auch einige Leser meines Blogs motiviert, eine Aufgabe anzugehen. 

Nein, das Laufleben ist zu schön, um Trübsal zu blasen. Wir haben danach noch einen schönen Abend mit einem Ungetüm von Wiener Schnitzel erlebt, danach noch zwei schöne und anstrengende Tage in Wien verbracht. Allein dafür war Wien die Reise wert.
Vielleicht kann ich es darum so gut akzeptieren. Und es ist ja nicht für alle Zeiten vorbei. Es gibt ja noch Frankfurt.....
Jetzt freue ich mich, endlich einmal am Seilersee den berühmten 24-Stunden-Lauf machen zu können, ich freue mich auf meine Aufgabe als BuZ beim heimischen Rhein-Ruhr-Marathon und hoffe sehr, eine Einladung zur TorTour zu erhalten. Der Mauerweglauf im August ist ein erstes goßes Ziel auf dem Weg dahin, auf ähnlich historischer Strecke. Den werde ich schaffen, denn es geht ja immer irgendwie weiter. Mental bin ich in den letzten Monaten stärker geworden. Dafür danke ich dem Laufsport, ohne den ich nicht gewusst hätte, wie ich durch die stressige Zeit gekommen wären. 
Was sind da schon 20 Minuten?

Sonntag, 5. April 2015

Die Messe ist gelesen.....

107 Laufeinheiten mit insgesamt 1153,24 Trainings- und Wettkampfkilometern. Meine Wien-Vorbereitung neigt sich dem Ende entgegen - und das wird auch höchste Zeit. Eine Vorbereitung im Winter ist nie ganz einfach, Regen im Sommer ist auch unangenehm, aber bei 3 Grad über Null hat das doch eine andere Qualität. Gut, dass ich bei solchem Wetter relatv wenige Einheiten absolvieren musste. Ich hatte Glück mit dem Wetter, denn auch eine längere Schnee- oder Frostphase war ausgeblieben. Auch war ich relativ schmerz- und verletzungsfrei durch diese Zeit gekommen, abgesehen von der Erkältung in der vorletzten Woche hatten mich auch die Bazillen in Ruhe gelassen. Das ist schon mal ein Grund, dankbar zu sein, denn genug anderen Leuten geht es nicht so gut.

Nach meinem Sturmlauf am Dienstag standen am Mittwoch relativ entspannte 40 Minuten an, die ich in knapp 4:40er Pace absolvieren konnte. Donnerstag fuhr ich dann mit Claudia zum Afterwork-Run bei Bunert Duisburg, denn unsere Ausdauerschule macht um Ostern meist zwei Wochen Pause, so auch in diesem Jahr. Und was soll man sonst am Donnerstagabend machen?

Dank des kursfreien Abends in der Ausdauerschule war das After-Work-Run bei Bunert Duisburg sehr gut besucht, ich verkniff mir das Mitlaufen mit der schnellen Truppe, da für mich zwar 70 Minuten auf dem Plan standen, ich in der Gruppe hier aber schlecht die 2 x 3 Kilometer im Marathonrenntempo einbauen konnte und blieb somit bei der 6er-Pace Gruppe, um die Einheit der 70 Minuten am Samstag am Baldeneysee nachzuholen. Unter der Führung von Riccarda Schlimnat ging unser buntes Trüppchen durch den Duisburger Wald Richtung Bissingheim, Wedau und entlang der Regattabahn zurück, mit interessanten Gesprächen einmal mit anderen Leuten als den "üblichen Verdächtigen". Eine gelungene wöchentliche Aktion von Laufsport-Bunert Duisburg. Die anschließend von Karsten angebotene Fanta/Hörnertee verschmähten wir dankend, ehe es mit Yvonne, Christian, Marco und Kim und natürlich Claudia auf den 2 Kilometer langen Heimweg zu Marco und Kim ging, wo wir uns getroffen und unsere Klamotten samt Auto deponiert hatten.

Karfreitag war dann für mich nicht nur Tanz- sondern auch Laufverbot, die Pausen im Plan sollte ich nun auch ernst nehmen.  Mann, war das langweilig....

Samstag dann die letzte ernsthafte Einheit des Trainingsplans, die 70 Minuten mit 2 x 3 Kilometern MRT in 4:30er Pace. Marc teilte die Gruppen ein, beginnend mit 7er Pace und kleiner Wendepunktstrecke, über 6er, 5:30er bis zu 4:45er Pace. Ich schloss mich den 5:30ern an, d.h. ich machte die Pace und konnte mich somit schon mal in genereller Tempodisziplin. Das klappte ganz gut, wobei Anfangs ja immer alle zu schnell loslaufen wollen. Mit netten Unterhaltungen über unsere weiteren Pläne ging es in Richtung der Brücke zu dem Ort mit den drei Tiernamen - Ku(h)-pferd-reh. Ich war etwas erstaunt, dass den alten Wortwitz keiner der Essener um mich herum kannte. Als es dann zu Hardenbergufer herunter gig, setzte ich mich ab und lief meine ersten 3 Kilometer im MRT. Das Hardenbergufer ist hier eine fast perfekte Simulation, denn guter, ebener Asphaltuntergrund ähnelt natürlich dem Hauptstreckenbelag eines jeden großen Stadtmarathons. Ich fing wie immer euphorisch zu schnell an, ließ dann aber bewusst etwas nach. 4:25 und 4:26 lautete meine Pace auf den ersten beiden Kilometern....klar zu schnell. Das sollte in Wien nicht passieren, denn es geht dort auf den ersten 18 ,6 Kilometern 44,2 Höhenmeter mit maximal 0,4% Steigung hoch. Das ist nicht besonders viel, in Hamburg hast Du das auf den ersten 5 Kilometern, aber halt latent. Und da man da fit ist, merkt man nicht, wie man die Körner verbrennt, die später fehlen, wenn man da überpaced.  Aber 4-5 Sekunden wäre deutlich überpaced. Während ich darüber nachdenke, überhole ich gerade die 6er-Pace Gruppe, die den See eine Brücke früher überquert hatte und mein GARMIN läutet wenige Meter danach das Ende des 3.Kilometers ein. 4:28, schon besser. Ich drehte und trabte meiner "Einheit" wieder entgegen, die sich offensichtlich etwas hatten anstecken lassen und mal wieder zu schnell unterwegs gewesen waren. Vorbei an der Fritten-Schmiede, wo es lecker nach ranzigem Frittierfett roch, ging es auf den zweiten Teilabschnitt des Hardenbergufers. Schon konnte ich die Villa Hügel rechts oben auf den Höhenzügen in der Sonne strahlen sehen. Dann ging es ins zweite Intervall. Ich hoffte, das Ufer bis zum Stauwehr würde ausreichen für noch einmal 3 Kilometer. 4:28 der erste, na bitte. Das ist soeben noch in der Toleranz. 4:25 dann leider wieder der zweite und es wurde klar, dass das Ufer nicht reichen würde, denn das Wehr war bedrohlich nahe. Also noch ein Stück am Wehr vorbei und dann umgedreht, meine 5:30er-Truppe kam mir entgegen, dann war der letzte Kilometer im gegenwind leider mit völlig überpaceten 4:20 erledigt. Ich fühlte mich dennoch gut und trabte ganz langsam über das Wehr und den Uferweg zurück zum Regattaturm, wo Marc mit seinet 4:45er-Truppe schin wartete und Regenerations-Drink von Dextro und Schoko-Ostereier anbot. Ein schöne und liebe Idee von Marc.

An dieser Stelle nochmal ein ganz großes Lob an die Lauftreffs der Bunert-Kette. Man läuft ja sowieso, also warum das nicht koordinieren? Man lernt immer wieder neue Leute kennen und findet Trainingspartner für fast jede Einheit. Zudem gibt es meist etwas zu trinken oder gar ein T-Shirt einen Schuhtest. Natürlich dient das der Kundenbindung und letztlich dem Verkauf, aber was solls? Man kauft ja sowieso seine Ausrüstung, warum also nicht auch dort, wo man so ein Programm angeboten bekommt? Was den Service angeht: Marc Böhme von Laufsport Bunert Essen hat mir meine ON Cloudsurfer anstandslos neu bestellt und umgetauscht, als die nach kaum 100 Kilometern defekt waren. Das ist nicht selbstverständlich, ich empfinde das als tollen Service. Natürlich laufe ich auch das eine oder andere Trainingsutensil beim Discounter, es geht finanziell ja gar nicht anders. Aber Schuhe und mein Wettkampfoutfit kommt dann doch eher vom Dealer meines Vertrauens.

Ich fühlte mich irgendwie rundherum gut, denn die zwei mal drei Kilometer war ich fast wie von alleine im MRT gelaufen. Ich hatte dieses Gefühl, bremsen zu sollen und nicht, das Tempo halten zu müssen. So war es in Frankfurt im Oktober 2012, als ich meine damalige PB um fast 9 Minuten pulverisiert hatte. So war es nicht in Hamburg 2014. Irgendwie habe ich die tiefe Überzeugung, dass es in diesem Jahr gut wird.....warten wir's ab.