Montag, 30. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays Finaltag: Ibbenbüren Aasee nach Riesenbeck

Drama, Baby, Drama. Das ist es ja, warum die Zuschauer - auch bei den Sixdays - immer oben am Berg stehen. Sie wollen den Erfolg sehen, aber auch das Drama des Scheiterns und die Verzweiflung in den Augen der Protagonisten. Nach der Mittwoch-Etappe, in der mein rechtes Knie plötzlich Riesenprobleme machte, sah ich für mich genau dieses Drama kommen. Wer mich bereits am Aasee im Ziel am Mittwoch humpeln gesehen hatte, zweifelte wahrscheinlich zu Recht am Bild von mir im Finisher-Shört.

Ich hatte beschlossen, da zunächst einmal nicht drüber nachzudenken und konzentrierte mich auf das Schneiden des Videos. Silke und Stephan waren nun auch finster entschlossen, es zu schaffen, ihr Tief vom 3. und 4. Tag hatte sich gelegt.

Für die Nacht warf ich vorsichtshalber eine Schmerztablette ein, das ist sonst eher ein Tabu für mich und beim Laufen sowieso. Schmerzen haben Ihren Sinn, diese abzuschalten halte ich beim Sport persönlich für gefährlich. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Gut, dass am Vatertag nicht viel Zeit zum Nachdenken blieb, wer mit hätte in Stephans Auto einsteigen sehen, hätte eher auf einen Transport zur geriatrischen Therapie als zum Wettkampf getippt. Gut, dass nur Gäule zugeschaut haben, das Denken sollte man des größeren Kopfes wegen ja ohnehin denen überlassen. Am Aasee empfing uns Sonnenschein, der sich allerdings für den Rest des Tages rar machen sollte. 

Ich gehe ein wenig hin und her, einmal um Athmosphäre wie immer einzufangen, andereseits um nicht über ein mögliches Scheitern nachdenken zu müssen. Aber ich habe einen Plan. Laufen ging am Vortag auf flacher Strecke ja, wenn ich bis zum Teuto-Anstieg laufen könnte, sollte es für den Rest marschierend reichen, und das geht bei mir ja eigentlich immer. Mit orthopädischen Schmerzen muss man umgehen können, kann ich bisher ganz gut, auch wenn ich im gegensatz zu Claudia mehr jammere. Die ist ne Schmerzschluckmaschine und lächelt dabei sogar noch. Ich biete den Zuschauern da lieber ein schgmerzverzerrtes Gesicht, man muss ja Erwartungshaltungen berücksichtigen. Frauen sollten immer lächeln, daher wurden die Männer ja auch früher bei Geburten rausgeschmissen. 

Es geht los. "Wahnsinn" von Wolle Petry beschreibt das ganz gut, was der gesundheitsorientierte Mitmensch zu meinem Vorhaben sagen würde. Aber sind ja "nur" 23 Kilometer, die bin ich bei der TorTour de Ruhr mit dickem Fuß und beim Mauerweg-100-Meiler mit Aua-Knie auch marschiert, und das meist gar nicht so langsam. Dann geht es los. Die ersten Laufschritte seit dem Zieleinlauf am Vorabend an gleicher Stätte. Es schmerzt, geht aber. Nach etwa einem Kilometer bin ich bei moderatem Tempo ganz gut im  Lauf. Das permanante Ziehen im Knie wird zumindest nicht schlimmer, ich bearusche mich mangels anderer griffbereiter Drogen an den Tollen Zuschauern, die überall an de Streckenrändern stehen. Bollerwagentourer, also Männergruppen zumeist in vorväterlichem Alter, kommen uns keine entgegen. Scheinbar hat das Corona-Virus auch in dieser alten Tradition seine Verwüstungen hinterlassen. Egal, meins war es nie, obwohl ich schon seit über 29 Jahren Vater bin.

Da hat das Laufen am Vatertag bei mir schon eher Tradition, genauer seit ich 2008 das erste mal von meinem Großcousin André Süselbeck dorthin geschleift worden war und meine zaudernde Claudia von unserer damals 10jährigen kleinen Tochter zur Anmeldung getriezt worden war. 

Es geht weiter, durch das Wohngebiet vor dem Teuto-Anstieg. Wie heißt es so schön in deer Ausschreibung: "Die flachen Wege antlang der Aa können gut zum Positionsaufbau genutzt werden". Ich weiss nicht, was sich in meinem Knie gerade an Positionen aufbaut, ich baue meine Position gerade im hinteren Feld auf. Wenn ich ehrlich bin, bin ich aber sehr zufrieden, als meine Uhr nach 5 Kilometern noch keine 30 Minuten zeigt. ich kam mir langsamer vor, weiss aber nun, dass ich für 18 Kilometer nun 2 1/2 Stunden Zweit haben würde. Das entspannt die Situation ein wenig, aber noch nicht ganz. DerSchmerz ist ja nicht weg, sondern lediglich nicht schlimmer geworden. Aber m,an ist ja schon mit Kleinigkeiten zufrieden. Steil hiauf in den Wald führt die Strecke, der erste "Alte Schwede" entweicht meinen Lippen. Und ich muss schauen, wo ich auftrete. rechts hochdrücken geht nicht, also nur den linken zum Abdruck nutzen. Etliche gehen an mir vorbei, loben teilweise sogar noch meine Videos. Auf gutgemeinte Fragen, was mein Knie macht, kann ich leider nur "scheisse" antworten. Sorry für meine Fäkalsprache. Aber gewisse Dinge müssen halt ausgesprochen werden. Bringt nichts, aber danach geht es einem kurzfristig besser. Zumindest habe ich durch das gemäßigte Tempo keine Konditionsprobleme. Man erfreut sich halt an den kleinen Dingen. Kaum oben, geht es leider auch schon runter. Auf grobem Wurzelweg leider eine TorTour für mein Knickscharnier. Auch das hatte ich erwartet. Gut noch der Läufer, der mir von hinten hier "meine Haustrainingsstrecke" anpreist und sich im Überholen als Angehöriger der Ü70 entpuppt. Haustrainingsstrecke! Gesunde Landluft und Sport scheint ja ein gutes Mittel gegen den Pflegenotstand zu sein. Irgendwie humple ich herunter, unterwegs noch die Flatolenzen eines aus Gründen des persönlichkeitsschutzes des Verursachers mit "Mahlzeit" kommentiert, worauf sich ein geradezu symphonisches Folgekonzert aus vergaster Läufernahrung aus der Markentight des Kollegen verabschiedeten. Auf das Gendern verzichte ich hier erneut, denn Frauen machen so was ja nicht. "Denn hinten wollte keiner sein denn hinten war die Luft nicht rein".

Der VP vor der letzten längeren Steigung ist erreicht. Hier gibt es Cola, die ich dankbar nehme und dann hoch marschiere. Immer wieder kommen Teilnehmende(heißt das so korrekt, wenn Frauen nicht nur "mitgemeint sind?) an mir vorbei hochlaufen. Kaum schneller als ich beim marschieren, wenn es oben auf dem Teuto wieder geradeaus geht u d ich nochmal laufen kann, hole ich einige wieder ein. Immer wieder mal einzelne anfeuernde Zuschauer, die geben Mut und Kraft. mein Knie hat den Antieg und vor allem den Abstieg ziemlich übel genommen. Kann zwar heiter werden, aber es sind nur noch 12 Kilometer. Gut, dass solche Zahlen in meinem Kopf keine Angst mehr auslösen. Ich denke an Claudia, die hier wieder Gas geben wird. Ich weiss, sie wird alles geben, um erstmals bei den Sixdays unter die Top 5 und damit auf die Bühne zu kommen, vor der sechsten hat sie eine halbe Stunde Vorsprung. Ich bin sicher, dass das reicht. Sie auch, sie sagt das nur nicht. Aber sie wird alles geben, da bin ich mir sicher. Jetzt kommt schon das Gefälle an der Gravenhörster Schlucht. Das gibt meinem Knie wieder einige ungewollte Bewegungen weiter, besser wird es nun nicht mehr. Aber ich will nicht klagen, heute vor dem Frühstück hätte ich keine Wette angenommen, dass ich so weit kommen würde. Mehr humpelnd als laufend überwinde ich das Gefälle zur Millionenbrücke und weiter zum Mittellandkanal.


Die Läufer um mich herum wirken nun alle schon etwas angeschglagen. Scherzkeks, ich gewinne nun bei einer Videoanalyse meines Laufstils wahrscheinlich auch nicht mehr den Oscar. Aber mein Verstand ist fokussiert. Egal, wie viele noch an mir vorbeikommen, die drei Stunden sind save, wenn ich nicht versehentlich im Kanal ertrinke. Aber laufen ist nun im wunderschönen Bevergern nur noch kurze Strecken möglich. Meine Muskulatur im Bein mit dem defekten Scharnier ist so ziemlich alles verkrampft, was so geht. Also laufen bis es nicht mehr geht, gehen bis es wieder läuft. Alte Ultraweisheit. Ich versuche noch Mitleidende aufzumuntern. Ziel visualisieren hilft ja öfters. Und die Kilometertafeln, die ja immer kleinere Ziffern anzeuigen. Hinter mir freuen sich zwei Frauen, dass sie im Film vorkommen. Immer wieder laufen sie an mir vorbei wenn ich gehe, dann überhole ich wieder beim Laufen. Ich freuen mich nun nur noch auf den Zieleinlauf. Die Schmerzen im Knie waren erträglich, Laufen war oft noch möglich. Morgen? Erstmal egal. 

Am letzten Straßenübergang an der Ortseinfahrt lacht Ex-Sieger und HAC-Trainer Gerrit mich an. "Auf dem Fahrrad würd ich jetzt auch lachen". scherze ich. Er fährt einige Meter neben mir her und spricht mir Mut zu. Ich kenne Ihn nun auch schon länger und verfolge ihn auch über die sozialen Medien. Ein Laufverrückter, der auch viel Gutes tut. Schön, dass er mich ein Stück begleitet. 

Dann geht es in die Sünthe-Rendel-straße, die den Namen jener "Heiligen der Blaumacher" trägt, die ich im ersten Video erklärt hatte. Hier steht sie wieder, die "Blaue Wand aus Dickenberg". Getragen von den Wahnsinnigen vom Dicken Berg spüre ich nichts mehr im Knie, es geht hinauf auf den Parkplatz und zum Zielbogen, wo ich bzuerst meine Claudia auf mich warten sehen. Seltenes Bild, sonst ist es meist andersherum. Ich schreie meine Freude heraus, bin stolz, die Herausforderung angenommen und nicht gekniffen zu haben. Auch wenn ich jetzte erst mal wieder Laufpause haben werde. Ob es besser geworden wäre, hätte ich gestern aufgehört, weiß man jetzt halt nicht mehr. Für meinen Kopf sicher nicht. Der extreme Gefühlsausbruch wie nach dem Hamburg Marathon bleibt Gott sei Dank aus.



Ich wechsele schnell zur Freude, dass Claudia gut im Ziel ist und das ich es geschafft habe. Meine guten Auftritte der ersten drei Tage konnten kein Maßstab sein, das hätte mir klar sein müssen und das war es mir auch. Ich bin dankbar, dass es drei von sechs Etappen sehr gut lief. Das war mit 300 Laufkilometern in diesem Jahr nicht zu ewarten. Ich wollte im März im Trainingslager 7 Tage hintereinander laufen können, den Hamburg Marathon finishen und die Sixdays schaffen. Das alles habe ich mit Spaß beim Laufen erreicht. Für Leistungsdruck ist die Zeit nicht mehr.

Claudia hat den 4. Platz W55 sicher gehalten, auch wenn sie am letzten Tag nicht mehr ganz so stark laufen konnte, wie bisher. Wir genießen die einzigartige Siegerehrung.Sie hat so konsequent trainert in den letzten Monaten, das hat sie sich wirklich erarbeitet.

Jetzt, vier Tage danach, laufe ich leider immer noch nicht vernüftig. Aber die Hausärztin tippt auf Überlastung, ein MRT steht aber sicherheitshalber an. War es das wert? Ja. Jeder schmerzhafte Schritt hat mir Spaßgemacht, auch wenn ich geflucht habe. Ich habe mich erfreut an der tollen Strecke, an den tollen Mitläuferinnen und Läufern, die ich versucht habe, zu inspirieren und zu motivieren Die Party am Abend stellte wieder einmal alles ins rechte Licht. Auch Claudia auf der Bühne machte eine gute Figur.



 Am nächsten Wochenende steht mit der TorTour de Ruhr das nächste epische Ereignis an. Für mich nur als rechte Hand und Beschallungstechniker des Veranstalters. Aber ich werde dabei sein. Und Claudia wird den Bambinilauf über 100 km angehen. Und ich sie hoffentlich im Ziel in die Arme nehmen. Silke und Stephan sowie weitere Freunde werden sie zum Ziel geleiten. Aber das ist Zukunft. 

Donnerstag, 26. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays 5. Etappe - Von Dickenberg zum Aasee Ibbenbüren

 So, das hat der kleine Thomas jetzt von seinen Kultläufen. Knie ramponiert. Bereits am Dienstag tat sich das Knie das eine oder andere Mal schwer beim berganlaufen oder Treppensteige. Ich hatte die ganze Zeit meinen Rücken in der Beobachtung, das wollte sich mein Knie scheinbar nicht so bieten lassen. Es schrie förmlich nach Aufmerksamkeit. Bisher hatte ich eigentlich fast nei Knieprobleme, mal vom Innenbandanriß nach Salto beim Wandern vor zwei Jahren mal abgesehen. Aber da steckte ich so tief in einer Psycho-Krise, dass das Knie noch mein geringstes Problem darstellte. 

Ich zog also wieder die super gedämpften Schuhe an nach den härteren Trailschlappen vom Vortag und hoffte, dass es so arg nicht werden würde. Silke und Stephan wussten irgendwie auch nicht, wie sie die Etappe überleben würden. Wäre für mich ein Schlag, wenn ich aufhören müsste. Also Vernunft mal wieder abgeschaltet und ab zum Start. Schulhof in Dickenberg, nicht mehr ganz so stimmungsvoll wie am Vorabend, das mag aber auch an den fehlenden Dickenberg-Hooligans liegen. Die lauerten bestimmt an anderer Stelle, die Strecke hat ja die interessante Eigenschaft, nach etwa 9 Kilometern fast wieder am Start angekommen zu sein, wenn es an der Kirche die Treppe hinauf geht. Man merkt nun am Start, dass die Revolverblätter der IVZ mit Ihren provokanten Ergebnislisten vom Vortag bereits Erfolg haben. Immer mehr studieren die Ranglisten, sehen sich nach unliebsamer Konkurrenz in den AK-Wertungen um und sinnieren, wo ein geeigneter Streckenabschnitt sein könnte, entweder der Konkurrenz erbarmungslos den Rückenflock seines Laufshirts vorzuführen, vielleicht aber auch einen  Ausreißversuch an einer der nun zahlreichen kurzen, knackigen Anstiege wie einst Lance Armstrong am Tourmalet auf den Asphalt zu brennen, natürlich ohne die Epo-Infusion.

Dann geht es los, ich habe mich mit Claudia weiter vorne eingereiht, was sich bereits beim Anstieg aus der Streaßenunterführung als Fehler herausstellte. Mein Knie muckte bereits nach 500 Metern. Na gut, sind ja keine 22 mehr, etwas mehr als Halbmarathon. Bei dem Zielabstand kramt der Ultra bekanntlich bereits in seinem Laufrucksack nach dem Kamm, um die Frisur fürs Zielfoto zu richten. Claudia ist also erst mal weg, als es in den Wald und den Uffelner Berg hinab geht. An sich zum reinkommen besser als der Granatenanstieg gestern aus Mettingen, aber der trailige Grund beschert meinem rechten Knie leider ein paar weitere blöde Fehlstellungen, die sofort "Knie an Kleinhirn - ist der Typ bescheuer????" funken. Also Tempo raus, was den Vorteil hat, dass man ab sofort keinen Stress mehr mit irgendwelchen Positionskämpfchen hat, gehe eh alle vorbei. Nach zwei Kilometern erwähne ich, dass es "ab hier nur noch ein Marathon" sei. Die Läuferinnen um mich herum können über diesen Scherz leider nicht schmunzeln. Ist aber die Wahrheit. Und so'n Marathion geht ja eigentlich immer. Unten im Tale vor Püsselbüren ist meine Angetraute wieder unmittelbar vor mir, siehtr noch gut aus und als Ultra-Fee mit regelmßigem Intervalltraining in der Ausdauerschule hat sich noch genügend Tinte auf dem Füller. 


Eine Nachbarschaft preist Freibier für alle an. Das lässr sich Michael von der LG Ultralauf nicht zweimal sagen und ich halte auch an, um mit ihm anzustoßen. Zwar entsprechen die "50" Plastikbecher weder meiner AK noch den ökologischen Grundsätzen des Veranstalters, aber ich vertraue mal auf die fachgerechte Entsorgung durch den edlen Spender. Leider ist die Plörre ungekühlt. Sorry Leute, das geht gar nicht. Erst marktschreierisch Freibier versprechen und dann Plörre auszuschenken, die temperiert ist wie ein handwarmer Kräutereinlauf. Na ja, in Roth bei der Challenge hatte das Bier bei km 37 des Marathons in mir auch die Lebensgeister geweckt und meine Hüftschmerzen damals abgeschaltet. Vielleicht läuft es ja auch ins Knie runter. Tut es leider nicht. Irgendwo muss mein Beckenboden noch dicht sein, wenn es nur damals bis zur Hüfte kam. Egal, ist die Pace erst ruiniert, läuft sichs gänzlich ungeniert. Es geht schon wieder hoch, leider erst mal ein paar Treppen. Das mag mein Gelenk so gar nicht und verliere weiter an Boden. Die Blaue Wand vor der Kirche baut mich dann wieder auf, zumalm es ab doret erst einmal flach weitergeht und ich mal wieder laufen kann. Flach laufen geht nämlich noch. Der 5. Etappe fehlen so ein wenig die legendären Highlights wie z.B. "Die Wand" boder die "Adlersteige". Aber viele kurze, aber knackige Anstiege haben es durchaus in sich. Leider verursacht bergauf gehen nun auch Schmerzen, aber als ich sehe, dass schon über 12 km gelaufen sind, bin ich sicher, das noch irgendwie hin zu bekommen. Morgen ist erst mal egal. 

Auch hier ist an der Strecke wieder gut was los, Nachbarschaften und die Fanclubs der örtlichen Laufvereine machen immer wieder mal richtig Betrieb. Mit Vorliebe am Berg, da hat man länger was von seinen Lieben. Dafür sehen die Gesichter der Läufer und Läuferinnen aus wie das meines Groß0vatewrs 1947 nach zwei Jahren russischer Kriegsgefangenschaft. Alles Sadisten da am Streckenrand. Als ich das von mir gabe, bekomme ich ein "Wir wohnen halt hier" zurück. Was den Voyeurismus dieser Gartenstuhlsportler nicht besser macht. Tritzdem schön, dass sie da sind. An den Industrieruinen des Oynhausenschachtes und des stillgelegten Ibbenbürener Kohlekraftwerks vorbei geht es nun tendenziell bergab. Tendenziell, was ja immer so eine einschränkende Vokabel ist. Jetzt kommen schon bergab diejenigen an mir vorbei, die ich flachj noch wieder ablaufen konnte, denn ich muss mich echt zurückhalten. Morgen ist ja auch noch ein Tag und die Medaille samt Shirt muss ich einfach haben. Meine Psychiaterin hat mir vor einem Jahr geraten, ich solle mal etwas nicht zu Ende machen unbd schauen, wie ich mich dabei fühle. Hab ich bis heute nicht umgesetzt, vielleicht beim nächsten Trinkgelage mit Freunden, aber nicht beim Laufe. Ich renne doch hier nicht 5 Tage über die Berge, die ersten drei sogar noch in passablem Tempo, um mir hier am vorletzen Tag von einem orthopädischen Problem ne Runde Selbstmitleid verpassen zu lassen. Also weiter. Schjon bin ich am letzten Wasserstand, einem Strommast, der früher mal die Energie vom Kraftwerk zum Verbraucher leiten half. Jetzt leitet hier gar nix mehr. Demnächst halt nur noch Strom, wenn Sonne und Wind da sind. Jetzt ab in den Wald, zum dritten Mal verspricht mir jemand die letzte Steigung. Leider meldet sich  nun auch mein Verdauungstrakt auf unangenehme Weise. Ich erinnere mich an die Story unseres Trainers bei einem Rennen der Duisburger Winterlaufserie in strömendem Regen, der seinen im Ziel wartenden Laufkollegen warnte, ihn bloß nicht zu umarmen. Das an seinen Beinen sei kein Schlamm, auch wenn es die gleiche Farbe wäre. War zu Zeiten der Split-Shorts. Gab es auch vor Jahren hier bei den Sixdays in der Frauenspitze mal zu bewundern, jetz nicht die Split Shorts meine ich. Brauch ich jetzt nicht. Also ab in die nächste Bodenwelle, hocken ging mit Knie leider gar nicht. Weitere Details erspare ich dem Leser, denn danach ging es wie befreit weiter, weitere Plätze nach hinten durchgereicht versteht sich. Dan, nach einem sehr steilen Hohlweg bin ich endlich auf der Abwärtsstraße Richtung Aasee. Ich weiss, dass es sich hier noch ein wenig zieht, aber irgendwie komme ich nachdem die erste steilere Gefällstrecke mit dem nötigen Respekt und einigen stechenden Schmerzen überwunden ist, wieder suoper in Tritt. Konnte mich ja auch bisher ausruhen. Den einen oder anderen sammle ich noch ab, 5er Pace geht auch flach noch. Den letzte überhole ich im Zielkanal nicht mehr, jedem sein persönliches Zielfoto. Claudia steht schon da, gibt erst mal ein Küsschen. Erste Etappe in sechs Starts der Sixdays, wo sie vor mir im Ziel ist, auch wenn sie wohl Ihren Parforceritt von gestern gemerkt hat.



Kaum stehe ich, kann ich fast gar nicht mehr auftreten. Aber ich hab ja noch die Nacht, Stephans Kniebandage und Pferdesalbe. Rund um unsere Ferienwohnung hört es sich eh so an, als ob "Ritter der Kokosnuss" eine Nachverfilmung produzieren würden. 

Es ist ja auch irgendwie logisch. Ich hatte im Juli letzten Jahres massive Rückenprobleme, bin im August und September gar nicht gelaufen. Oktober und November dann wieder gleich voll in die Trails eingestiegen, einen flotten halben Baldeneysteig-Ultra gelaufen und dann im Dezember Oliver Witzkes unvergleichlichen Bergischen Wupperlauf mit 1000 Hm auf 42 km. Danach war ich dann ganz hinüber. Am 13.3. die ersten Schritte gelaufen. Dann kurz Corona-Pause, aber wieder 10 Tage nix. Und dann mit knapp drei Wochen Vorbereitung Hamburg Marathon, weil ich einfach so geil auf diese Stadtmarathon-Athmosphäre war. Nun Sixdays mit hoher Dauerbelastung, die ersten drei Tage wohl auch zu euphorisch die Berge runbtergekachelt. Dan kann das Knie schon mal an Gedächtnisschwund leiden und vergessen haben, was ich ihm sonst regelmäßig abverlange. Es wäre auch ein Schlag ins Gesicht für viele, die sich hier mit Hilfe Ihrer Vereine lange und planvoll vorbereitet haben. Mein Kadaver erinnert sich halt streckenweise an das, was er mal konnte. Was ein guter Trainingsplan wert ist, sieht man aktuell an meiner Claudia.Nun liebes Knie, noch einen Tag Verständnis bitte. Für die Medaille. Und für den Geist der Riesenbecker Sixdays. Ich glaube jetzt einfgach mal, dass ich ankomme. Schmerz ist schließlich nur Schwäche, die den Körper verlässt.

Mittwoch, 25. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays 4. Etappe "Etappe der Wahrheit" von Mettingen nach Dickenberg

 Warum war mir nur irgendwie klar, dass die vierte Etappe sch..... werden wüprde? Weil ich sie schon 5 mal gelaufen bin und sie jedes mal sch.... war? Oder weil das "Wohlfühltempo", was ich eigentlich laufen wollte, ich irgendwie nur beim Bergaufgehen einstellen wollte?

Nun, es ist auch eine dreckige Streckenführung. Der gemeine Niederrheiner kennt ja nur den Rheindamm und die Halde Rheinpreußen, als ist es ja wirklich fies, UNTEN in Mettingen zu starten. Hätte einem klar sein müssen, als man am Montagabend adrenalingesteuert auf dem Zielschuss hinunter zur Dorfkirche mit 4:15er Pace hinuntergekachelt kam, dass es am Folgetag ja auch wieder raus geht aus diesem Loch namens Mettingen. Eiszeitliche Erhebung vor 540 Mio Jahren sei dank. Nun ja, unsere beiden #teamillegalis Silke und Stephan waren nach der dritten Etappe erst einmal bei der Massage und verschafften sich damit einen klaren Wettbewerbsvorteil. Immerhin gönnte Stephan mir sein Massagekissen von seiner letzten Kaffeefahrt, das schafft auch schon mal ein wenig Laktat beiseite.

Ich war bei der dreckigen, der früheiszeitlichen Erhebung der Ibbenbürenen Platte geschuldeten Streckenführung stehengeblieben. Michael Brinkmann sagte es schon im Bus vor der Hinfahrt. Die Steigungen seien alle so schräg am Berg, man sehe sie kaum, wundere sich nur, warum es so schwer vorwärts gehe. Die ersten Meter in Mettingen bremsen mich gleich aus, latent hoch, noch kein Kilometer, da geht es bereits steil im Wald hoch. Von wegen schräg die Berge anlaufen. Oben ist man nicht oben, auch durch die Wohnstraße geht es hübsch weiter hoch bis in den Wald. Auch der gönnt uns noch ein klein wenig Druck auf den Waden, ehe es dann auf schmalem Pfade erst einmal hinab geht. Warmlaufen ist hier irgendwie nicht, erst steil hoch, dann steil runter. Aber bei dem Streckenprofil mit der Optik eines Läusekamms war ja nichts anderes erwartet worden, zumindest nicht von mir. Als dann schon "Die Wand" auftaucht, gibt es mir den Rest. Ich schnaube wie eine alte Dampflok auf Ihrer letzten Fahrt zum Altmetallverwerter, Verspätung habe ich wahrscheinlich auch, denn meine Frau geht wieder marschierend an mir vorbei.


Und Claudia läuft oben auch viel schneller wieder. Diese permanente auf und ab zu Beginn raubt mir die letzte Luft. Zudem regnet es nun auch noch kräftig. Einen Vorteil hat mein Leistungseinbruch, man bekommt mal andere Leute aufs Bild. 

Hier fehlt mir auch, trotz sechsmaligem Start, die genaue Streckenvorstellung. Ich weiss nur noch, dass irgendwann ein VP am Parkplatz kommt und es danach für sehr lange Zeit in den Wald geht. Tutz es dann auch. Ich hatte im ganzen Schimpfen über die Streckenführung ganz vergessen, mein Gel zu nehmen. Nun gut, jetzt nahm ich es. Half aber nix. Meine Claudia immer noch vor mir. Macht mir aktuell echt nichts aus, sie trainiert schließlich schon das ganze Jahr konsequent auf den Hunderter, während ich erst am 13.3. einsteigen konnte und mich davor mit Aquajpggen bespaßen musste, während Claudia den Baldeneysteig oder den K-Weg in Essen Ku(H)-Pferd-Reh unter die Trailschlappen nehmen konnte. Nun ja, kaum im Wald, hörte der Regen auf und herrlicher Sonnenschein beschien eine tolle Landschaft. Schon von weitem hörte man den Lärm von GW Steinbeck-Fanclub, der hier mitten im Wald traditionell Betrieb macht. Irgendwie kämpfe ich mich vor. Überholen ist kaum, an meiner Frau komme ich noch vorbei, das war die letzte, die ich heute überholen sollte. Hier erschien es mir sinnvoll, ei nmal über Tempolimit und Überholverbote auf der Laufstrecke nachzudenken, damit nicht noch mehr an mir vorbeirauschen würden . Gibt es aber nicht, und so gebe ich gönnerhaft Listenplatz um Listenplatz frei. Geht heute irgendwie nicht. das einzig Gute ist, dass es nur noch 4 1/2 Kilometer sind, also etwas weniger als unser Haussee dahheim. Trotzdem quäle ich mich. Gut, dass immer wieder Zuschauer da sind, vor denen ich mir keine Blöße geben will. mehr schein als sein, egal. Der Wald um die Abraumhalde in Dickenberg schlängelt sich scheinbar endlos, da ist es. Ein Mitläufer wandert vor mir. Ich komme tatsächlich noch vorbei."Komm mit, ich bin auch alle!" Tut er nicht. Eigentlich weiß man ja, dass die vor einem sich in der Regel genauso scheiße fühlen und nicht frisch vorwegtraben, sieht man von hinten meist nicht. Und die hinter einem setzen auch zumeist nicht locker und entspannt zum Überholen an, einen launigen Läuferwitz "Hast auf ne Schnecke getreten, konntest Du aber nicht sehen, die kam von hinten!" auf den Lippen.

Diese ganzen Feld- ud Waldwege hier, die permanant ganz wenig ansteigen, ziehen mir echt den Zahn.


Endlich ist der Schlängelpfad zu Ende, es geht nach Dickenberg hinein. Hier steht Erwin Akkermann bereits frisch geduscht, geföhnt und wahrscheinlich auch schon mit Frikandel im Bauch und sagt mir den letzten Kilometer an. Die drei Waldüberholer nähern sich wieder von vorne, ich verzichte aber auf Überholmanöver kurz vor dem Ziel. Komischerweise amnesieren meine Muskeln hier immer die vorangegangenen Belastungen und könnten nochmal, so eine Art muskulärtes Alzheimer würd ich sagen. In der letzten Kurve steht der Mega-Fanclub vom SV Dickenberg, die blaue Wand. Man begrüßt mich euphorisch, jeden andern allerdings auch. Sensationell, darum war auf den Straßen zuvor auch nur Erwin der Akkerman zu zu sehen. Das halbe Dorf nimmt teil, die andere Hälfte stewht hier im blauen Fandress. Ein wenig Pyrotechnik wäre noch nicht schlecht, aber man will ja nicht unverschämt werden. Von der 1:40 auf der Zeitanzeige bin ich noch eher positiv überrascht. Kaum im Ziel Luft geholt, das kommt schon meine Claudia hinterher. Sensationell gute Zeit wieder. Auch Silke und Stephan schafften es heute wieder besser als am Vortag, der Masseutr schein doch über das Kaffeefahrt-Massagekissen zu obsiegen. 

Da Aussteigen nun kein Thema mehr ist, der 4.Tag ist schließlich geschafft, sehen wir halt mal der wahrheit ins Auge. Training wird zwar überbewertet, aber für dieses 6-Tage-Schlauch wäre es schon von Vorteil gewesen. 

Bleibt bei Laune, ist leider bald schon wieder vorbei.




Dienstag, 24. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays 3. Etappe - vcon Tecklenburg nach Mettingen

 Ein Drittel ist geschafft oder nach 18 km ist schon die Hälfte rum. Die "8" rund um Ibbenbühren ist an ihrer oberen Sxchleife angelangt. Was Tecklenburg angeht auch im wahrsten Sinne des Wortes "oben". Wir dürfen in der Altstadt starten, entsprechend eng und stimmungsvoll ist es im Startbereich. Alles ritualisiert sich. Wir haben in unserer Ferienwohnung gegen 14 Uhr noch etwas Pasta zu uns genommen und gehen so mit prall gefüllten Kohlehydratspeichern auf die Strecke. Fühlt sich irgendwie nicht so an. 


Gar kein langes Vorgeplänkel, es geht zügig los. Erst die engen Altstadtgassen, dann der Kopfsteinpflasteraufstieg zum Challonais-Platz. Ich schalte um in den Marschierschritt , aber die paar Meter durch die Altstadt haben mich schon fertiggemacht. Claudia überholt mich, ab dem besagten Platz laufen wir ein Stück zusammen. Fühlt sich irgendwie noch nicht gut an. Ich könnte langsamer laufen, denn gleich stehen wir eh an der Schlange zum Trampelpfad in den Sundern-Forst. Tu ich aber nicht. Laufen macht eben doch blöd. Lange laufen macht lange blöd. Elegant gehe ich außen am Wartepulk vorbei, dann geht es hinab bei stark gedämpfter Beleuchtung. Hier hat man keine Chance zum Überholen, erst nach ein paar hundert weiteren Abwärtsmetern kann man relativ normal laufen. Durch den schönen Wald geht es den Bergkegel des westfälischen Rothenburgs hinunter. Es strengt mich an, obwohl es hinab geht. Das Wohlfühltempo will sich nicht so richtig einstellen. Schon bin ich in Ledde, kurzer Ortsdurchlauf, dann geht es rechts ab in die Felder und gleich wieder hoch Richtung Laggenbeck. Überall wieder die Stimmungsnester, vorwiegend die Unterstützer der vielen örtlichen Laufvereine, aber auch Anwohner, die es sich am Stehtisch oder auf Klappstühlen vor ihren Anwesen gemütlich gemacht haben und uns Läufer beklatschen. Immer wieder geht es hinauf, wenn ich wieder ins Laufen wechsele, laufe ich rasch wieder an diejenigen ran, die mich bergan marschierend selbst laufend überholt hatten. Das Feld hat sich durch den engen Start und  dem "Stau" vor dem Trampelpfad gemischt, ich sehe andere Läufer und Läuferinnen um mich herum. Da ich gestern nicht abgefallen war wie sonst üblich, wird das wohl heute der Fall sein. Schon bin ich am Bahnübergang und meine leise Hoffnung, er würde "Rot" zeigen und mir eine kleine Pause gönnen, erfüllt sich leider nicht. Kurz hinter mir höre ich dann den Zug pfeifen, Claudia hatte da bereits Pech als eine der ersten an diesem Tage.

Schon beginnt mit der Adlersteige ein weiterer legendärer Streckenabschnitt, ich marschgiere und werde von einigen erneut überholt. Aber so langsam komme ich scheinbar in Tritt. Auf meine Uhr schauen ich gar nicht, da würde ich mich nur unter Druck setzen.  Das wollte ich so lange wie möglich vermieden wissen. Ich weiß nicht, wie lange mein Rücken noch hält und wie sich meine lange Laufzwangspause auf meine Performance bei den weiteren Etappen auswirken würde. Aber am Ende der Adlersteige bin ich relativ gut erhohlt zum langen Downhill im idyllischen Gründkenliet, ich positioniere mich langsam wieder, denn nach dem letzten richtig ekligen Anstieg zur Holtkampsiedlung geht es überwiegend flach, hier muss ich dann wieder etwas von dem herauslaufen können, was ich zuvor verloren hatte. 

Es gelingt, ich komme gut in Tritt. Gespräch neben mir "Wie schnell sind wir?""Zu schnell, guck mal auf die Uhr". Na gut, ich versuche zu bremsen. Der letzte Wasserstand am Autohaus, die Wege nun hier auf dem Plateau des Schafberges sind sich zum verwechseln ähnlich. Rechts Wald, links Getreide,

dazwischen Asphalt und ich. Aber es läuft, wenn auch angestrengter als am Vortag. Irgendwie normal, oder? Irgendwas an der 5er PAce schaffe ich aber und kann wieder einige Läufer einsammeln. Bin halt mehr so der Flachlandläufer. Dann endlich die letzte kurze Senke mit knackigem, aber kurzem Anstieg, bevor es nur noch bergab bis ins Tüöttendorf Mettingen geht. Ich möchte nicht zu große Schritte machen, damit nicht wieder irgendeine Sehne oder ein Nerv nerven. Aber ich nehme Pace auf. Überall werden wir angefeuert, auch die Läuferin in grauem Top, die immer vor mir war, hole ich nun ein. Hinter dem Läufer des SV-Teuto vor mir bleibe ich, der wird auch schneller. Dann höre ich schon von weitem die Zuschauer am Ortseingang, jetzt Vollgas. Die Kirche ist nicht mehr weit, wenn man einmal im Ort ist und hier ist dann auch richtig Party. Ich genieße den Zielspring, den man ja eigentlich nicht machen sollte auf so einem Etappenrennen. 4:15er Pace die letzten 600 Meter - egal, war ja mit Anlauf bergab. Trocken geblieben. Schon wenige Minuten nach mir kommt Claudia ins Ziel gesprintet, von ihr wieder ein sehr gutes Rennen. Ihr vieles planmäßiges Ultra-Training in den letzten Monaten scheint sich hier wirklich auszuzahlen und den Hunderter beim WHEW vor gerade 2 1/2 Wochen merkt man ihr nicht an. Wir sind "drin", da fängt es an zu schütten. Duschen sollte eigentlich in einer Schule sein, die wurden aber wohl von der Breitensportgruppe vorher pflichtbewusst abgeschlossen. Dafür liegen die Stoff-Zielbeutel leider vor der Kirche im regen. Wir schnappen schnell unsere und die von Silke und Stephan und bringen sie in den Eingangsbereich eines Geschäfts ins Trockene. Neben uns zieht sich ein Mann um, nicht ohne meine Frau vorzuwarnen. Mir kommt der Ohrwurm vom Vortag beim Zieleinlauf wieder in den Kopf "Sie hatte nur noch Schuhe an....". Er auch.  Aber so ist das, wir Läufer sind da schmerzfrei. 

Das ist allerdings der wirklich erste Kritikpunkt, den ich hier am Orga-Team anzubringen habe. Die Stoffbeutel bei angesagtem Platzregen unüberdacht vor der Kirche auszulegen, war keine schöne Geste. Gerade die Finisher des letzten Drittels wurden selbst pladdernass auf den letzten 2-3 Kilometern und finden dann Ihre Wechselsachen ebenfalls völlig durchnässt vor. Der Herr hätte bestimmt nichts dagegen gehabt, wenn man sie IN der Kirche ausgelegt hätte. Oder auf dem Hänger gelassen. Oder unter den Hänger gelegt. Egal, so war es für viele ein feuchtes Ende. Eagl, es ist eine ehrenamtlich organisierte Verans

Stephan uns Silke kommen auch wie erwartet deutlich vor Zielschluss im Regen ins Ziel. Diesmal hat Silke die "Nase vorn", beide waren aber auch etwas angeschlagen von den "Kaninchenhügeln". Na ja, besser wird es am 4.Tag nicht, es droht "Die Wand". 

Mal sehen, wie weit ich durchgereicht wurde. Ein Ziel über das ankommen hinaus wollte ich mir ja nicht setzen, aber solche Gesamtlisten entwickeln ja immer eine gewisse Dynamik....


Montag, 23. Mai 2022

 2. Etappe Riesenbecker Sixdays

Zunächst einmal beginnt der Tag mit einem schönen gemeinsamen Frühstüch mit unserem Teil-#teamillegal hier am Nassen Dreieck. Nein, der Tag beginnt mit FRÜHSTÜCK und nicht mit NASSEN DREIECKEN. Das ist eine geografische Bezeichnung. Der zweite Tag nötigt auch mir Respekt ab, es ist eine "landschaftlich reizvolle", also brettharte Etappe, wo ich in den vergangenen Jahren immer Boden verloren hatte, den ich mir mühsam wieder heranlaufen musste. Berge hoch sind nunmal nicht so meins.

Bein Frühstück ist alles entspannt, gemütlich schauen wir danach gemei sam den Film der ersten Etappe, dann geht es schon wieder los. Ich wollte mir hier keinen Stress machen und mache ihn auch nicht, aber zumindest in die vordere Hälfte hoffe ich schon zu kommen, wenn mein Rücken weiter mitspielt.Bisher tut er es. Aber heute kommen die Trails und die Höhenmeter, vor allem bergab. Ich mache Silke und Stephan mit Anspielungen auf die "Waldkapelle", den "Hexenpfad" und das "Himmelreich" etwas wibbelig, aber das ist ja auch witzig gemeint. ich weiß ja, dass die beiden das drauf haben. #teamillegalis halt. 

Wieder die üblichen Startprocedere, gut, die Urinale in der Grunschule hängen etwas tief an der Wand, wer länger hat ist klar im Vorteil. Dann gejht es los. Ich weiß, das ich heute langsamer sein werde als beim Prolog. Trotzdem fühlt sich der erste Kilometer irgendwie schwer an. Geht hier nämlich ganz leicht bergauf, so, dass man es nicht sieht. Aber ich bin ja auch zu schnell. Also schnell locker werden und ohne Blick auf die Uhr Wohlfühltempo erreichen. Schaffe ich, als es hinter Ölnmühle und A30 links ab geht. Ein herrlicher Weg in der Sonne, vorbei an blühenden Wasweissichvongestrüpp, sah jedenfalls schön aus. Langsam groove ich mich ein, lohnt aber nicht, denn der erste Anstieg droht. Sofort den Marschhschritt aufgenommen. Zunächst führt der weg in dunklem Wald über eine steiler werden de Straße hoch, überall Zuschauer - alles Sado-Maso-Anhänger, warum stehenm die sonst immer an den Steilstücken?

Hinter dem Waldrand endlich wieder Sonne, dafür aber besteht der Weg aus sandigen Treckerspuren. Sonne, Sand - fast wie Urlaub. Nur anstrengender. ich marschiere noch immer, lass die anderen ruhig vorbei, meine Stunde schlägt später. Ein Mitläufer bedankt sich, weil er sich aufgrund der ausgefallenen Vorbereitungsläufe nur anhand meiner Videos mental auf die Etappen vorbereitet hat. Schön zu hören, wenn meine Machwerke mit gebündeltem Halbwissen für andere hilfreich sein können. Kaum oben , kommt uns die angekündigte Feuerwehr am Waldweg entgegen. Schon da habe ich schnell wieder mein Tempo, bergab an den Südhang des Teuto läuft es dann richtig gut und ich überhole viele wieder, die während meiner "Marscheinheit" an mir vorbei sind. Das lange Stück hinter dem ersten VP bis Brochterbeck mag ich. Nur leicht wellig, dafür mit wechselnden Sonnen- und Schattenabschnitten und teilweise traunhafte Aussichten ins flache Münsterland, welches sich hier südlich dem Teuto-Ausläufer anschließt. Auch eine Gruppe Kühe zeigt Interesse ins Video zu kommen, so dich wie sie sich am Stacheldraht zu Weg drängen. Nochmal fame werden, bevor es via Rheda-Wiedenbrück in die Kühltheke bei Edeka geht. Dann Brochterbeck. Wegen mir hätten die die Kircheenglocken nicht bimmeln lassen müssen, aber sie erinnern mich daran, dass gleich der legendäre Anstieg zur Waldkapelle folgt. Kurz überlege ich, allerdings mehr im Spaß, ob ich Michael Brinkmanns Empfehlung der Eisdiele hier folgen soll, dann fällt mir aber ein, dass ich mein Portemonnaie vergessen habe und laufe weiter. Ist auch besser so. Die Hooligans vom SV Dickenberg stehen am Bahnübergang der Museumsbahn und machen ordentlich Betrieb, ich hatte ja noch auf Pyrotechnik gehofft, aber die bleibt aus. Trotzdem ein geiler Haufen, die Leute vom Berg. Dann geht es den Berg hochj, der mir mindestens 3 "Alte Schweden" entlockt. Einen Altobbelli obendrauf. Schön stramm hoch. Ich bewundere und bemitleide die, die hier noch hochlaufen zugleich. Ich wär alle. Aber marschieren kann ich deutlich unter 8er Pace, da verliere ich nicht allzuviel. Über Felsen - das "hockernde Weib" kann nicht weit sein geht es das letzte Stück zur Namensgeberin des Anstiegts, der Waldkapelle. Wobei "hockendes Weib" nicht etwa eine Mitläuferin mit Harndrang sondern eine bekannte Felösformation ist. allerdings wohl inzwischen Kopflos, was bei Frauen aber nicht so ungewöhnlich sein soll. 

Der Herrmannsweg ist erreicht. Hier laufe ich wieder ein super Tempo und sammle wieder einige "Bergziegen" ein. Der kluge Ultra geht am Berg, aber ist ja nicht jeder ist ja Ultra hier. Der Wald hier berauscht mich, es gibt tolle Lichteffekte durch die einstrahlende Sonne, aber auch genügend Schatten. Gefühlt bin ich fast da. Ein letztes Gel, dann endet der Wald bereits und der kurze Restanstieg nach Tecklenburg liegt vor mir. Ich laufe den entgegen meiner sonstigen Angewohnheit hoch und bin einfach nur happy. Happy, dass ich hier so gut in meinem Wohlfühltempo unterwegs sein darf. Auf, dass das noch lange anhalte. Dann die nächste Legende, der Hexenpfad. Steil hinab den Bergkegel, auf dessen Spitze die Grafenstadt Tecklenburg thront. Stufen, ordentliches Gefälle, Steine, Wurzeln, alles was Läufer für einen gepflegten Stunt braucht. Ich kann den veremeiden, hoffe, dass meine lädierten Bandscheiben mir das nicht später übel nehmen und bin bereits unten. Am Bahnhof der Museumsbahn steht ein alter T1 mit geteilter Frontscheibe, dann bin ich schon auf dem locker amsteigenden Waldweg vorbei an Haus Marck, wo einst die Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden stattfanden. Ich sehe es leider nicht, zu dicht ist das Grünzeug und anhalten mag ich nicht. Ich habe meinen westfälischen Frieden mit mir gemacht und bin bsiher sehr zufrieden. Dann noch flugst zwischen den Königsteichen mit Blick auf die Seerosenblätter durch, die Empfehlung Michael Brinkmanns, reinzuspringen möchte ich aber eher nicht befolgen. Zuviel Grün obenauf. Dann der Trampelpfad zu "Himmelreich", ein Straßennname, der Programm ist. Denn bevor man ins Himmelreich kommt, muss man bekanntlich durchs Fegefeuer. Das wartet in Form des elenden Anstiegs auf uns, der die fiese Eigenschaft hat, auch noch flacher zu werden, so dass man echt in die Überlegung kommt, wieder anzulaufen, bevor er dann doch wieder steiler wird. Früher als gedacht bittet man mich bereits von der Strecke nach rechts auf den Parkplatz, was waren das noch für Zeiten, als es ein Stück weiter noch weiter hoch zur Freilichtbühne ging? Egal, der neue Zieleinlauf ist auch schön. Eng, dunkel, gesäumt von Publikum geht es durch den Volksbank-Bogen natürlich leicht hinauf ins Ziel. Einfach nur toll, was die Teutos hier alles auf die Beine stellen. Mit einer 1:53 war ich bestens unterwegs, ein schönes Zielfoto von Silke zeigt mir das am späten Abend noch. Danke. 

Claudia kommet auch kurz nach den zwei Stunden herein und hat die Strecke auch sehr gut verkraftet. Auch Silke und Stephan hatten Spaß unterwegs, wenngleich sie aufgrund des Fotostopps an den Königsteichen ein Posthörnchen leider vorbeilassen mussten. 

Ein superschöner Lauftag im idyllischen tecklenburger Land war es geworden, hier, auf der wohl schönsten, aber auch anstrengendsten Etappe der Sixdays.

Sonntag, 22. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays Tag 1

Start der Sixdays oder aiuch -"Coming Home"

Kennt Ihr das auch? Man kommt zu einer Veranstaltung zurück, bei der man einst Erfolge gefeiert hat (was unsereins Wald- und Wiesenläufer und Feierabend-Kenianer so "Erfolg nennen kann"), bei der man Niederlagen eingesteckt und sich gefreut, getrauert und.....einfach gelebt hat? 2018 Hatten Claudia und ich die Sixdays erstmallig seit unserem Start hier 2008 ausgelassen, weil wir die "Bergischen 5" laufen wollten, ein Ultra-Etappenlauf im Bergischen Land, so waren sie auch 2020 nicht in der Planung. Als die Welt und das Leben sich veränderten, das Land in Angst- und Panik verfiel und alles, was uns Läufern lieb und teuer war, ausfiel. 2021 meldeten wir dann auf Initiative unserer Mitläufer aus 2016 Marco und Kim nach, dann wieder die Enttäuschung. Nun endlich sind wir wieder da, nun mit Silke und Stephan als Sixdays-Debütanten. 


Viele alte Bekannte auf dem Dahlfsen-Platz, die wir freudig begrüßten. Beruhig, dass die alle auch genau wie wir älter geworden sind. Man weiß, wie die Abläufe sind, Taschen packen, Bustransfer, Briefing von Race Director Michael Brinkmann im Bus, Ankunft am Start. Dann die sich langsam steigernde Spannungsmusik....I will survive - Strong enough - Played alive. Bekannte und gewohnt Rituale und auch in mir steigt die Spannung, ob ich will oder nicht. Keine Nervosität, ich habe seit meinem ersten Auftritt hier 2008 vieles gemacht, was es im Laufen so gibt. Claudia und ich sind 100er gelaufen, Hundertmeiler, gar die 230 km der TorTour de Ruhr. "So'n Hunderter geht ja eigentlich immer" ist keine Arroganz, es kann stimmen. All das, was wir ehrfürchtig bei unserem ersten Start hier auf den Shirts der Teilnehmenden bewundert hatten, haben wir für uns möglich gemacht. Und doch berührt mich diese Veranstaltung mehr als viele andere, außer vielleicht jener Pfings-Wahnsinn von Winterberg nach Duisburg, der sich TorTour de Ruhr nennt.

Dann laufen wir, die Hauptstraße hinunter, am Rand steht Martina, die ich von früheren Teilnahmen kenne und die offensichtlich nicht dabei ist, dann in die Wiesen und Felder. Wind von hinten und von der Seite. Ich laufe auf Wolfgang von Marathon Ibbenbühren auf, auch ein Begleiter aller unserer Sixdays. "Wir sind zu schnell". Stimmt, 5:10er Pace. "Ich will nur 6er Pace". Etwas flotter wollte ich schon, also weiter. Hinten zu starten hat was, man läuft von Gruppe zu Gruppe auf. Ich bremse mich in etwa bei 5:15 ein, ob ich das halten kann, weiss ich noch nicht. Es ist mir auch nicht mehr so wichtig. Ich fühle mich im Tempo wohl. Seit Sommer 2020 hatte ich mit diversen Problemen zu kämpfen, erst angerissenes Innenband im Knie nach Sturz beim Wandern, dann meldete sich 2021 mein Bandscheibenvorfall aus 2002 zurück, wegen dem ich überhaupt mit dem Laufen angefangen hatte. Richtig im Training erst wieder seit Mitte März nach langer Pause, da sollte man defensiv laufen. 5:15 ist nicht gerade defensiv für meinen Zustand, aber ich fühle mich wohl. Und das soll es doch. Spaß machen. Schon sind wir am Kanal, gegenüber sind die schnellen Läufer (sorry, gendern tue ich nicht, falls Läuferinnen dabei waren, sind sie mit gemeint). Erkennen kann ich ohne Brille sowieso keinen, man wird halt nicht jünger. Immer wieder feuern uns Menschen an, besonders am Kanal sind die Vereine aus der Umgebung aufgereiht und machen Betrieb. 10 km in 52 Minuten, es ist nicht mehr weit bis zur Bergwertung. Hier war ich 2014 schon fertig mit der Welt und musste meine Ambitionen, 2012 nochmal zu verbessern, früh streichen. Gehört auch dazu. Dann das alte Fachwerkhaus, an dem es unweigerlich rechts ab und zudem langsam aber zunehmend hoch geht. Ich quäle mich ein wenig über den sandigen Feldweg, der kluge Ultra geht am Berg. Mache ich dann auch. Stramm hoch marschiert, ich bin schneller oben als ich dachte. Einige hatten mich überholt, die meisten würde ich bergab wieder einsammeln, das war früher immer so. Aber ist es noch wie früher? Ich brettere bergab. Der Weg kommt mir wesentlich besser vor als vor sechs Jahren, also laufen lassen. Dann die Groner Allee, lange geradeaus in die City. Die Pflicht ist getan, nun kam die Kür. Bis auf einen sammle ich tatsächlich alle wieder ein. Die Strecke ist etwas länger, man gönnt uns noch rund 800 m ansteigende Fußgängerzone zum Neumarkt. Dann das Ziel. 5er Pace geht am Ende, ohne zu sprinten. Denn das sollte man hier besser unterlassen, es war ja nur der Prolog. Michael sagt uns alle an, er moderiert wieder prächtig. Gegenseitiges Abklatschen im Ziel, dann ist auch Claudia da. Auch rechtflott. Auch sie hatte viele kleine Verletzungsproblemchen und ist erst seit Frühjahr wieder auf "dem aufsteigenden Ast". Silke und Stephan finishen zusammen, weit genug vor dem neuen Zielschluss von 2:30. 


Das war er, der erste Tag, der Prolog. Der Wiedereinstieg in die Legende für mich. Ich bin emotional berührt, nicht wie vor vier Wochen in Hamburg, aber dennochlässt mich das tolle Event hier nicht kalt.

Ein leckeres Eis in der Eisdiele direkt am Ziel, dann geht es wieder in unser Appartement am Nassen Dreieck. Regenerieren. Wie stand so schön auf dem Shirt der Dickenberger? "Morgen wirds härter".

Freitag, 16. März 2018

Zypern - Insel, wo die Götter Trainingslager machen.....

Damit wir uns nicht umstellen mussten ging dann mal gleich nach der ersten Nacht der Wecker um halb sieben in der Früh. Denn wenn die erste Trainingseinheit um 10 Uhr angesetzt ist, sollte das opulente Aldiana-Frühstück vom Büffet etwas Zeit zum sacken haben. Mein Trainingsplan verhieß einiges an Umfängen, wobei ich für mich schon entschieden hatte, nicht alles in vollem Umfang mit zu machen. Denn mit hohen Umfängen und hoher Intensität hatte ich ja vor zwei Jahren eher schlechte Erfahrungen gemacht und mir eine meiner eher seltenen Verletzungen eingefangen.  Der Trainingsplan sah 4 Gruppen vor, ein Wechsel innerhalb der Gruppen war jederzeit problemlos möglich.

Ich begann dann gleich mal beim Fahrtspiel in der schnellen Gruppe. Da die Strecken von den Trainern auch nur via Internet geplant werden konnten, waren wir alle gespannt auf das, was uns erwartete. Und wir finden Straßen, auf denen fast nichts los war sowie erstaunlich gute Feldwege, die durch eine landwirtschaftlich bearbeitete grüne Gegend mit einigen Hügeln führte. Den ersten steilen felsigen Anstieg ging ich dann mal, hatte aber schnell wieder zur Gruppe aufgeschlossen. Die ersten 8 Kilometer bei zunächst ungewohnten 25 Grad in der Sonne blieb der Schnitt bei einer Pace von deutlich über 5, als wir dann am Ende die Asphaltstraße erreichten und es etwas bergab gegangen war, hatte ich Tempo aufgenommen und konnte die letzten 4 Kilometer mühelos unter 5er Pace "dahinschweben" . Es tat so gut, mal nur im Tanktop und in Shorts unterwegs sein zu dürfen nach der Kälte am Samstag, da kann man schon etwas euphorisch werden. Auf eine kleine 4 Kilometer Ergänzungsrunde mit den ganz schnellen Sascha, Wolfgang, Andreas und Trainer Roman verzichtete ich dann aber. Vor dem Mittagessen schob ich dann mit Claudia, Marco, Kim und Trainerin Sigrid noch eine Schwimmrunde von nicht ganz 1000 m ein. Das Meer war so schön ruhig, dass es in herrlich klarem Wasser wirklich gut lief, wenn man sich einmal ohne Neo in die mit 18 Grad doch recht frischen Fluten gewagt hatte. Das Mittagsbuffet wurde diziliniert bescheiden nur angefräst, den Lauf am Nachmittag mit knapp 9 Kilometern in 5:30er Pace konnte ich nach den 3 Stunden Pause ruhig absolvieren. Ich wunderte mich schon, dass der Ultra am Samstag so wenige Spuren hinterlassen zu haben schien. 
Zurück vom Lauf ging es noch in den Gymnstikraum zum Stabi-Training, nach diesen 30 Minten dannnhieß es im Grunde schnell auf's Zimmer, Duschen, Anziehen und ab 19:00 Uhr Abendessen. Wir bemühten uns stets, das Niveau an den 8er Rundtischen möglichst flach zu halten, was uns auch ganz gut gelang. Wer mit Bunert fährt, sollte hart im Nehmen und gut im Austeilen sein. Spaß gibt es jedenfalls genug. Ich will die geneigten Leser jetzt nicht mit unseren Lästerorgien am Rande der Tanzfläche mit einem Ouzo oder sonstigem Kaltgetränk in der Hand langweilen, es wiederholt sich ja jeden Tag aufs Neue. Sport-Puristen mögen jetzt anmerken, dass gewisse Trainingseffekte von eben jenem Ouzo / Gin-Tonic oder was auch immer sofort wieder zerstört würden. Ich denke, für meinen Zweck, Umfänge zu steigern und gewisse Grundgeschwindigkeiten zu trainieren. sollte es gehen. Man betrinkt sich ja nicht, obwohl das den Anblick mancher Gestalten auf der Tanzfläche wesentlich leichter zu ertragen verhelfen würden. 
Am zweiten Tag stand ein 90 Minuten Lauf an, nach dem Frühstück lagen wir noch ein wenig mit Marco und Kim am Pool. Trainer Roman ging herum und erläuterte, dass es heute in Gruppe eins etwas flotter werden würde. Damit war für mich der "Downgrade" in Gruppe zwei beschlossen, ich wollte es ja nicht übertreiben. Also ging es mit Marc als Trainer und gemeinsam mit Claudia und unserem "Pflegekind" Yvy los. Hier standen nur 75 Minuten auf dem Plan, Marc war aber gerne bereit, mit uns noch eine kleine Runde dran zu hängen. Da wir heute in Gruppe zwei die Runde der Gruppe 1 vom Vortag liefern, kannte ich die Strecke und konnte die schöne Runde  Mal genießen, einschließlich des trailigen Anstieges zu Beginn.



Mit fast 14 Kilometern einschließlich Ergänzungsschleife am Ende und einer Pace von unter 6 trotz der Höhenmeter war die Runde durchaus nicht anspruchslos und ich war froh, dass ich es hatte ruhiger angehen lassen. Am Nachmittag stand keine weitere Laufeinheit an, sondern ein Athletik-Stationstraining auf dem Fußballfeld, anschließend Stabi- und Blackroll-Training. Ich entschied mich für ein erstes Koppeltraining, denn am Vorabend hatte ich ich zum Spinning aus dem Aldiana-Club-Angebot angemeldet und wollte direkt vorher wieder knapp 1000 m schwimmen. Stabi konnte ich auch zuhause, Freiwasser-Koppeln geht da erst mal noch nicht. Heute war es deutlich windiger und es gab im vergleich zum Vortag einen ordentlichen Seegang. Ich schaffte dennoch gut 1000 m in 26 Minuten, war aber ziemlich ausgekühlt danach. Im starken Wind schlotterte ich ein wenig zum Spinning-Bereich, einem offenen, überdachten, aber windgeschützen Vorraum zum Gymnastikbereich. Die blonde Animateuse machte das Spinning sehr gut, die Musik war auch ordentlich und meine Oberschenkel wurden ordentlich gefordert, während Claudia einen Raum weiter sich über die Gymnastikmatte beugte. Das mit der Schwimmmöglichkeit gefiel mir hier sehr gut, dass hatte in eiskaltem Pool und eiskaltem Meer in Andalusien gefehlt. 18 Grad Meer ist jetzt nicht gerade Badewannentemperatur, aber bei strammem Schwimmen durchaus auszuhalten. Und mit Blick auf das Event auf Rügen beim 70.3 im September kann es ja nicht schaden, Schwimmen im Meer zu trainieren. 
Am Abend stand ein Vortrag von Cheftrainer Roman über "Laufstil" in der Bibliothek an. Lustig waren die beiden Hotelgäste der AK 80, die sich zwnglos dazugesellten und ganz fasziniert den Worten unseres Diplom-Sportwissenschaftlers zu Abdruck und Abrollbewegung folgten. Der Scherz zur "Traininggruppe 5" machte schnell die Runde. Na ja, Wissen schadet ja such im hohen Alter nichts. 
Nach dem Abendessen stand "90er-Jahre Party" an der Poolbar an. Nun ja, auch wenn die Musik zunächst eher 80er Style war, war es dennoch ganz ordentlich. Dennoch muss man sich immer wieder wundern, wie so eine DJane sich eher selbst verwirklichen, als die gerade aufgekommene Stimmung auf der Tanzfläche mal am köcheln halten muss. Na ja, man war ja nicht nur zum Vergnügen da. 
War der Trainingsplan bisher eher Moderat - die gefürchteten Bergansprints des zweiten Tages von Andalusien fehlten hier völlig - ging es am Mittwoch richtig los. Standen erst 10 x 800 m auf dem Plan, wurde dies aus profanem Grunde auf 12 x 600 m geändert. Es gab eine schöne, flach asphaltierte Nebenstraße , die war leider nur etwas über 600 Meter lang. Und am Ende eines Vollgas-Intervalls auf eine Schotterpiste mit einigen Schlaglöchern zu laufen, wäre keine gute Idee für ein verletzungsfreies Trainingslager gewesen. 
Ich begab mich wieder in Gruppe 2, denn absolutes Vollgas wollte ich vermeiden. ich kenne das, in Gruppe 1 müsste ich mich ranhalten, um dabei zu bleiben. Ich würde das schaffen, aber dann wäre ich wieder unter Vollbelastung. Und da meine rechte Hüfte beim Aufstehen nach jedem Sitzen bereits leichte Probleme machte, wollte ich das lieber nicht riskieren. Unsere Strecke lag auf einer Anhöhe, vom Meer weg wehte der starke Wind von hinten. Aber in Gegenrichtung blies er uns richtig schön von vorne an. Aber Gegenwind formt ja bekanntlich den Charakter. Und irgendwie war die gefühlt stehende warme Luft auf dem Hinweg ja auch suboptimal.
Ich beließ es bei einer Pace zwischen 4:00 und 4:10, wenige Intervalle zum Ende gingen knapp unter 4er Pace. Ich war angestrengt, aber nicht kaputt. Das wollte ich erreichen. Am Ende kamen mit An- und Abmarsch auch fast 14 Kilometer zusammen, davon ja gut die Hälfte in anspruchsvoller Pace. Am Ende der Einheiten versammelten wir uns am "kalten Pool", ausgerüstet mit einer Vanillemilch und einer Limo von der Pool-Bar. Und einige Male sprangen wir mit Laufhose in den Pool , um ein paar Züge zu schwimmen. Auch hier war die Temperatur mit ca. 18 Grad nach dem Sport in der Sonne gut auszuhalten, der zweite Pool hatte mit etwa 25 Grad durchaus angenehme Planschtemperatur. So ließ sich der freie Nachmittag angehen.
Diethelm und ich hatten uns bereits zum Beachvolleyball-Angebot des Aldiana-Clubs entschieden, Rainer aus Dortmund machte auch mit. Es machte in Bunter Runde mit insgesamt 4 Mannschaften richtig Spaß, durch den Sand zu hechten und die Bälle über das Netz zu baggern. Nebenan auf dem Fußballfeld hatten sich einige von uns mit einem Fußball versammelt, nach gut 90 Minuten Volleyball gingen Diethelm - früher durchaus ein sehr guter Fußballer auf Landesliganiveau - und ich gucken. Schnell waren wir überzeugt, eine Runde 3 gegen 4 auf kleine Tore mit zu kicken. 
Ein wenig skeptisch war ich schon, ich hatte seit meinem Abschiedsturnier im Sommer 2009 nicht mehr vor den Ball getreten. Davor lagen 30 Jahre intensiver Fußballtätigkeit als Spieler und Jugendtrainer. Es machte dennoch riesig Spaß und meine Verletzungsangst erwies sich als unbegründet. Das Niveau blieb jedoch auf "Standfußball" und der "FC Bunert" scheint mir kein nachhatiges Erfolgsmmodell für die Zukunft zu sein.
 
Auch diejenigen, die eine Mountainbiketour in der Umgebung veranstaltet hatten, kamen beeindruckt von schönen Strecken und tollen Ausblicken wieder zurück. 

Das Schöne hier ist halt - alles kann , nichts muss. 

Vom weiteren Programm berichte ich in wenigen Tagen, erst einmal morgen den Kölntrail mit 80 km bei Minustemperaturen und Schnee hinter mich bringen. Brrrr....