Sonntag, 27. November 2016

Rückblick 2016

Der November geht tatsächlich mit ein wenig Ruhe ins Land. Lediglich unser lange geplanter Ausflug zum sehr schönen "Seven-Heuvelen-Loop" nach Nimwegen unterbricht jene wettkampffreie Zeit, die wir uns nach einer Langen und schönen Saison 2016 gönnen wollten und sollten.
Heute, am ersten Advent, verzichten wir sogar auf einen Start bei der 100. Auflage der Bertlicher Straßenläufe und beim Nikolauslauf in Schmachtendorf. Wochen mit unter 30 Trainingskilometern kannten wir schon lange nicht mehr und das Training bestand dann auch nur in lockerem dahintraben. So ganz einstellen mag ich das Laufen auch in dieser Zeit nicht, denn ich brauche es, um den Kopf immer wieder frei zu bekommen.
Das Jahr 2016 stand natürlich irgendwie im Zeichen des Ultras und war irgendwie dann doch besonders. Weil es mal wieder ganz anders war als all die Anderen zuvor. Es begann mit einer Kombination aus schnell und lang, die sich rückblickend wohl nicht bewährt hat und die zu meiner Nervreizung im Februar/März führte, die mich fast um die Teilnahme am Two Oceans Marathon und der TorTour de Ruhr gebracht hätte. Mit einzigartigen Erlebnissen ging es dann mit gebremstem Tempo in Südafrika über eine der schönsten Laufstrecken der Welt, inmitten einer Vielfalt von interessanten Gesprächspartnern und Zuschauern, wie ich sie noch nicht erlebt hatte. Auch Dank der Tatsache, dass ich meiner Verletzung wegen nicht volles Tempo laufen konnte. Dafür bin ich im Nachhinein sehr dankbar. Im Mai dann wunderschöne Riesenbecker Sixdays mit unseren Freunden Marco und Kim, die ich im Rahmen der Vorbereitung auf die TorTour erstmals auch nur gebremst und somit wesentlich bewusster erleben durfte, als bei meinen bisherigen 4 Teilnahmen, bei denen es doch immer nur um Tempo ging. Zu Pfingsten dann die TorTour de Ruhr. Was vor vier Jahren als Hirnsgespinst begann, habe ich tatsächlich und Claudia weitgehend umsetzen können. Ein Lauf immer noch jenseits aller Vorstellungskraft. Begleitet vom Besten Team der Welt hat es für Claudia leider nicht ganz gereicht, für mich aber zu einer tollen Zeit und einer Achterbahn der Emotionen im Ziel.
Dann war das Laufjahr um. mental zumindest irgendwie. Hatte ich beim Atatürk-Lauf in Essen mit Laufkollegen Sven noch wieder Spaß an der Geschwindigkeit über 5000 m gefunden, bei glühender Sonne den Rhein-Ruhr-Marathon als Pacer über 3:45 ohne einen meiner "Schützlinge" zeitgenau beendet, verlief der Sommer dann eher Suboptimal. Den Wünschen meiner Frau nachgebend lief ich mich im Juli und August eher kaputt und hatte dabei dann auch nicht den Spaß, den ich mir im Vorfeld gewünscht hätte. Anstatt langsam Tempo aufzubauen um im Herbst nochmal eine Bestzeit angreifen zu können, tobten wir über 110 km über den Kölnpfad, 47 km durch Micheles "Hilymanjaro" und 78 km durch das östliche Münsterland beim Sternlauf. Für mich insgesamt mit wenig Freude und viel Qual und Frust. Einen wunderschöner Allgäu-Panorama-Ultra auf der Fahrt in den Urlaub erlebte ich bei wunderschönem Wetter und traumhafter Alpenkulisse als extrem anstrengend, die ganze erste Urlaubswoche war danach vom Muskelkater gezeichnet.
Beim Halbmarathon am Wörthersee erhielt ich dann endgültig die dunkel gelbe Karte meines Körpers, als ich  nicht mehr in der Lage war, bei guten Bedingungen dem 1:40-Pacer zu folgen. Eine Leistung, die ich mir eine Woche nach dem Alpin-Ultra durchaus zugetraut hatte und die zur Folge hatte, dass wir den Rest des Urlaubes dann mal ganz auf das Laufen verzichteten.
Zurück am Niederrhein war der August um und der Frankfurt-Marathon nur noch 2 Monate, die zu Jahresbeginn angedachte Bestzeit dort jedoch Lichtjahre entfernt. Im Dialog mit Schleifer-Sven von der Ausdauerschule stellte ich den Trainingsplan noch einmal um und mit dem Schwerpunkt auf Tempo und mit relativ wenigen Wochenkilometern mühte ich mich den ganzen September an der Abarbeitung desselben. Erst nach gut vier Wochen zeigten sich Erfolge, eine harte und anstrengende Zeit mit wenig Spaß am Laufen. Dann ging es aber im wahrsten Wortsinne ganz schnell. Mit dem Lichterlauf und einer noch akzeptablen Zeit von 43 Minuten auf 10 km kam das Tempo zurück und vor allem der Spaß daran. Traildorado mit unserem zufällig zusammen gestellten Team in der 24h-Staffel war schon motivierend für mich. Das Ergebnis vom Rhein-City-Run und vor allem vom Frankfurt-Marathon hat mich durchaus beeindruckt. Diese 3:14:57 h haben mir vor allem den Spaß am Tempo zurückgegeben und vor allem den Glauben an mich selbst. Kein Bestzeit, aber auf dem Weg dahin. So sehe ich mich heute. Und mit Blick auf den Wechsel der AK zu Neujahr bleibt mir nicht mehr all zuviel Zeit dafür.
Rückblick auf ein Jahr ohne Bestzeit - muss man nach langer Zeit auch einmal akzeptieren. Aber mit sehr schönen und wohl auch prägenden Erlebnissen, Enttäuschungen und Erfolgen. Vielleicht mit dem Lauf meines Lebens entlang der alten Lebensader unseres Landes.
Und der dritte Platz bei Deutschen Meisterschaften in der 24h-Trailrunning-Staffel ist ja auch etwas Besonderes.