Mittwoch, 25. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays 4. Etappe "Etappe der Wahrheit" von Mettingen nach Dickenberg

 Warum war mir nur irgendwie klar, dass die vierte Etappe sch..... werden wüprde? Weil ich sie schon 5 mal gelaufen bin und sie jedes mal sch.... war? Oder weil das "Wohlfühltempo", was ich eigentlich laufen wollte, ich irgendwie nur beim Bergaufgehen einstellen wollte?

Nun, es ist auch eine dreckige Streckenführung. Der gemeine Niederrheiner kennt ja nur den Rheindamm und die Halde Rheinpreußen, als ist es ja wirklich fies, UNTEN in Mettingen zu starten. Hätte einem klar sein müssen, als man am Montagabend adrenalingesteuert auf dem Zielschuss hinunter zur Dorfkirche mit 4:15er Pace hinuntergekachelt kam, dass es am Folgetag ja auch wieder raus geht aus diesem Loch namens Mettingen. Eiszeitliche Erhebung vor 540 Mio Jahren sei dank. Nun ja, unsere beiden #teamillegalis Silke und Stephan waren nach der dritten Etappe erst einmal bei der Massage und verschafften sich damit einen klaren Wettbewerbsvorteil. Immerhin gönnte Stephan mir sein Massagekissen von seiner letzten Kaffeefahrt, das schafft auch schon mal ein wenig Laktat beiseite.

Ich war bei der dreckigen, der früheiszeitlichen Erhebung der Ibbenbürenen Platte geschuldeten Streckenführung stehengeblieben. Michael Brinkmann sagte es schon im Bus vor der Hinfahrt. Die Steigungen seien alle so schräg am Berg, man sehe sie kaum, wundere sich nur, warum es so schwer vorwärts gehe. Die ersten Meter in Mettingen bremsen mich gleich aus, latent hoch, noch kein Kilometer, da geht es bereits steil im Wald hoch. Von wegen schräg die Berge anlaufen. Oben ist man nicht oben, auch durch die Wohnstraße geht es hübsch weiter hoch bis in den Wald. Auch der gönnt uns noch ein klein wenig Druck auf den Waden, ehe es dann auf schmalem Pfade erst einmal hinab geht. Warmlaufen ist hier irgendwie nicht, erst steil hoch, dann steil runter. Aber bei dem Streckenprofil mit der Optik eines Läusekamms war ja nichts anderes erwartet worden, zumindest nicht von mir. Als dann schon "Die Wand" auftaucht, gibt es mir den Rest. Ich schnaube wie eine alte Dampflok auf Ihrer letzten Fahrt zum Altmetallverwerter, Verspätung habe ich wahrscheinlich auch, denn meine Frau geht wieder marschierend an mir vorbei.


Und Claudia läuft oben auch viel schneller wieder. Diese permanente auf und ab zu Beginn raubt mir die letzte Luft. Zudem regnet es nun auch noch kräftig. Einen Vorteil hat mein Leistungseinbruch, man bekommt mal andere Leute aufs Bild. 

Hier fehlt mir auch, trotz sechsmaligem Start, die genaue Streckenvorstellung. Ich weiss nur noch, dass irgendwann ein VP am Parkplatz kommt und es danach für sehr lange Zeit in den Wald geht. Tutz es dann auch. Ich hatte im ganzen Schimpfen über die Streckenführung ganz vergessen, mein Gel zu nehmen. Nun gut, jetzt nahm ich es. Half aber nix. Meine Claudia immer noch vor mir. Macht mir aktuell echt nichts aus, sie trainiert schließlich schon das ganze Jahr konsequent auf den Hunderter, während ich erst am 13.3. einsteigen konnte und mich davor mit Aquajpggen bespaßen musste, während Claudia den Baldeneysteig oder den K-Weg in Essen Ku(H)-Pferd-Reh unter die Trailschlappen nehmen konnte. Nun ja, kaum im Wald, hörte der Regen auf und herrlicher Sonnenschein beschien eine tolle Landschaft. Schon von weitem hörte man den Lärm von GW Steinbeck-Fanclub, der hier mitten im Wald traditionell Betrieb macht. Irgendwie kämpfe ich mich vor. Überholen ist kaum, an meiner Frau komme ich noch vorbei, das war die letzte, die ich heute überholen sollte. Hier erschien es mir sinnvoll, ei nmal über Tempolimit und Überholverbote auf der Laufstrecke nachzudenken, damit nicht noch mehr an mir vorbeirauschen würden . Gibt es aber nicht, und so gebe ich gönnerhaft Listenplatz um Listenplatz frei. Geht heute irgendwie nicht. das einzig Gute ist, dass es nur noch 4 1/2 Kilometer sind, also etwas weniger als unser Haussee dahheim. Trotzdem quäle ich mich. Gut, dass immer wieder Zuschauer da sind, vor denen ich mir keine Blöße geben will. mehr schein als sein, egal. Der Wald um die Abraumhalde in Dickenberg schlängelt sich scheinbar endlos, da ist es. Ein Mitläufer wandert vor mir. Ich komme tatsächlich noch vorbei."Komm mit, ich bin auch alle!" Tut er nicht. Eigentlich weiß man ja, dass die vor einem sich in der Regel genauso scheiße fühlen und nicht frisch vorwegtraben, sieht man von hinten meist nicht. Und die hinter einem setzen auch zumeist nicht locker und entspannt zum Überholen an, einen launigen Läuferwitz "Hast auf ne Schnecke getreten, konntest Du aber nicht sehen, die kam von hinten!" auf den Lippen.

Diese ganzen Feld- ud Waldwege hier, die permanant ganz wenig ansteigen, ziehen mir echt den Zahn.


Endlich ist der Schlängelpfad zu Ende, es geht nach Dickenberg hinein. Hier steht Erwin Akkermann bereits frisch geduscht, geföhnt und wahrscheinlich auch schon mit Frikandel im Bauch und sagt mir den letzten Kilometer an. Die drei Waldüberholer nähern sich wieder von vorne, ich verzichte aber auf Überholmanöver kurz vor dem Ziel. Komischerweise amnesieren meine Muskeln hier immer die vorangegangenen Belastungen und könnten nochmal, so eine Art muskulärtes Alzheimer würd ich sagen. In der letzten Kurve steht der Mega-Fanclub vom SV Dickenberg, die blaue Wand. Man begrüßt mich euphorisch, jeden andern allerdings auch. Sensationell, darum war auf den Straßen zuvor auch nur Erwin der Akkerman zu zu sehen. Das halbe Dorf nimmt teil, die andere Hälfte stewht hier im blauen Fandress. Ein wenig Pyrotechnik wäre noch nicht schlecht, aber man will ja nicht unverschämt werden. Von der 1:40 auf der Zeitanzeige bin ich noch eher positiv überrascht. Kaum im Ziel Luft geholt, das kommt schon meine Claudia hinterher. Sensationell gute Zeit wieder. Auch Silke und Stephan schafften es heute wieder besser als am Vortag, der Masseutr schein doch über das Kaffeefahrt-Massagekissen zu obsiegen. 

Da Aussteigen nun kein Thema mehr ist, der 4.Tag ist schließlich geschafft, sehen wir halt mal der wahrheit ins Auge. Training wird zwar überbewertet, aber für dieses 6-Tage-Schlauch wäre es schon von Vorteil gewesen. 

Bleibt bei Laune, ist leider bald schon wieder vorbei.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen