Dienstag, 24. Mai 2022

Riesenbecker Sixdays 3. Etappe - vcon Tecklenburg nach Mettingen

 Ein Drittel ist geschafft oder nach 18 km ist schon die Hälfte rum. Die "8" rund um Ibbenbühren ist an ihrer oberen Sxchleife angelangt. Was Tecklenburg angeht auch im wahrsten Sinne des Wortes "oben". Wir dürfen in der Altstadt starten, entsprechend eng und stimmungsvoll ist es im Startbereich. Alles ritualisiert sich. Wir haben in unserer Ferienwohnung gegen 14 Uhr noch etwas Pasta zu uns genommen und gehen so mit prall gefüllten Kohlehydratspeichern auf die Strecke. Fühlt sich irgendwie nicht so an. 


Gar kein langes Vorgeplänkel, es geht zügig los. Erst die engen Altstadtgassen, dann der Kopfsteinpflasteraufstieg zum Challonais-Platz. Ich schalte um in den Marschierschritt , aber die paar Meter durch die Altstadt haben mich schon fertiggemacht. Claudia überholt mich, ab dem besagten Platz laufen wir ein Stück zusammen. Fühlt sich irgendwie noch nicht gut an. Ich könnte langsamer laufen, denn gleich stehen wir eh an der Schlange zum Trampelpfad in den Sundern-Forst. Tu ich aber nicht. Laufen macht eben doch blöd. Lange laufen macht lange blöd. Elegant gehe ich außen am Wartepulk vorbei, dann geht es hinab bei stark gedämpfter Beleuchtung. Hier hat man keine Chance zum Überholen, erst nach ein paar hundert weiteren Abwärtsmetern kann man relativ normal laufen. Durch den schönen Wald geht es den Bergkegel des westfälischen Rothenburgs hinunter. Es strengt mich an, obwohl es hinab geht. Das Wohlfühltempo will sich nicht so richtig einstellen. Schon bin ich in Ledde, kurzer Ortsdurchlauf, dann geht es rechts ab in die Felder und gleich wieder hoch Richtung Laggenbeck. Überall wieder die Stimmungsnester, vorwiegend die Unterstützer der vielen örtlichen Laufvereine, aber auch Anwohner, die es sich am Stehtisch oder auf Klappstühlen vor ihren Anwesen gemütlich gemacht haben und uns Läufer beklatschen. Immer wieder geht es hinauf, wenn ich wieder ins Laufen wechsele, laufe ich rasch wieder an diejenigen ran, die mich bergan marschierend selbst laufend überholt hatten. Das Feld hat sich durch den engen Start und  dem "Stau" vor dem Trampelpfad gemischt, ich sehe andere Läufer und Läuferinnen um mich herum. Da ich gestern nicht abgefallen war wie sonst üblich, wird das wohl heute der Fall sein. Schon bin ich am Bahnübergang und meine leise Hoffnung, er würde "Rot" zeigen und mir eine kleine Pause gönnen, erfüllt sich leider nicht. Kurz hinter mir höre ich dann den Zug pfeifen, Claudia hatte da bereits Pech als eine der ersten an diesem Tage.

Schon beginnt mit der Adlersteige ein weiterer legendärer Streckenabschnitt, ich marschgiere und werde von einigen erneut überholt. Aber so langsam komme ich scheinbar in Tritt. Auf meine Uhr schauen ich gar nicht, da würde ich mich nur unter Druck setzen.  Das wollte ich so lange wie möglich vermieden wissen. Ich weiß nicht, wie lange mein Rücken noch hält und wie sich meine lange Laufzwangspause auf meine Performance bei den weiteren Etappen auswirken würde. Aber am Ende der Adlersteige bin ich relativ gut erhohlt zum langen Downhill im idyllischen Gründkenliet, ich positioniere mich langsam wieder, denn nach dem letzten richtig ekligen Anstieg zur Holtkampsiedlung geht es überwiegend flach, hier muss ich dann wieder etwas von dem herauslaufen können, was ich zuvor verloren hatte. 

Es gelingt, ich komme gut in Tritt. Gespräch neben mir "Wie schnell sind wir?""Zu schnell, guck mal auf die Uhr". Na gut, ich versuche zu bremsen. Der letzte Wasserstand am Autohaus, die Wege nun hier auf dem Plateau des Schafberges sind sich zum verwechseln ähnlich. Rechts Wald, links Getreide,

dazwischen Asphalt und ich. Aber es läuft, wenn auch angestrengter als am Vortag. Irgendwie normal, oder? Irgendwas an der 5er PAce schaffe ich aber und kann wieder einige Läufer einsammeln. Bin halt mehr so der Flachlandläufer. Dann endlich die letzte kurze Senke mit knackigem, aber kurzem Anstieg, bevor es nur noch bergab bis ins Tüöttendorf Mettingen geht. Ich möchte nicht zu große Schritte machen, damit nicht wieder irgendeine Sehne oder ein Nerv nerven. Aber ich nehme Pace auf. Überall werden wir angefeuert, auch die Läuferin in grauem Top, die immer vor mir war, hole ich nun ein. Hinter dem Läufer des SV-Teuto vor mir bleibe ich, der wird auch schneller. Dann höre ich schon von weitem die Zuschauer am Ortseingang, jetzt Vollgas. Die Kirche ist nicht mehr weit, wenn man einmal im Ort ist und hier ist dann auch richtig Party. Ich genieße den Zielspring, den man ja eigentlich nicht machen sollte auf so einem Etappenrennen. 4:15er Pace die letzten 600 Meter - egal, war ja mit Anlauf bergab. Trocken geblieben. Schon wenige Minuten nach mir kommt Claudia ins Ziel gesprintet, von ihr wieder ein sehr gutes Rennen. Ihr vieles planmäßiges Ultra-Training in den letzten Monaten scheint sich hier wirklich auszuzahlen und den Hunderter beim WHEW vor gerade 2 1/2 Wochen merkt man ihr nicht an. Wir sind "drin", da fängt es an zu schütten. Duschen sollte eigentlich in einer Schule sein, die wurden aber wohl von der Breitensportgruppe vorher pflichtbewusst abgeschlossen. Dafür liegen die Stoff-Zielbeutel leider vor der Kirche im regen. Wir schnappen schnell unsere und die von Silke und Stephan und bringen sie in den Eingangsbereich eines Geschäfts ins Trockene. Neben uns zieht sich ein Mann um, nicht ohne meine Frau vorzuwarnen. Mir kommt der Ohrwurm vom Vortag beim Zieleinlauf wieder in den Kopf "Sie hatte nur noch Schuhe an....". Er auch.  Aber so ist das, wir Läufer sind da schmerzfrei. 

Das ist allerdings der wirklich erste Kritikpunkt, den ich hier am Orga-Team anzubringen habe. Die Stoffbeutel bei angesagtem Platzregen unüberdacht vor der Kirche auszulegen, war keine schöne Geste. Gerade die Finisher des letzten Drittels wurden selbst pladdernass auf den letzten 2-3 Kilometern und finden dann Ihre Wechselsachen ebenfalls völlig durchnässt vor. Der Herr hätte bestimmt nichts dagegen gehabt, wenn man sie IN der Kirche ausgelegt hätte. Oder auf dem Hänger gelassen. Oder unter den Hänger gelegt. Egal, so war es für viele ein feuchtes Ende. Eagl, es ist eine ehrenamtlich organisierte Verans

Stephan uns Silke kommen auch wie erwartet deutlich vor Zielschluss im Regen ins Ziel. Diesmal hat Silke die "Nase vorn", beide waren aber auch etwas angeschlagen von den "Kaninchenhügeln". Na ja, besser wird es am 4.Tag nicht, es droht "Die Wand". 

Mal sehen, wie weit ich durchgereicht wurde. Ein Ziel über das ankommen hinaus wollte ich mir ja nicht setzen, aber solche Gesamtlisten entwickeln ja immer eine gewisse Dynamik....


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