Sonntag, 2. August 2015

Sternlauf Münster - Generalprobe geglückt

Gestern haben Claudia und ich relativ spontan doch noch am Sternlauf Münster teilgenommen. Was heißt spontan....wir hatten uns auf Frank Pachuras Anfrage vor vielen Monaten gedacht, es könnte als letzte Trainingseinheit 14 Tage vor unserem geplanten 100-Meilen-Ritt um West-Berlin nützlich sein. Dann aber hatten wir das Ding irgendwie aus dem Fokus verloren, bis uns LAuffreund Roland im Urlaub anschrieb und anbot, uns bei sich zu Hause zu treffen, zum Start zu fahren und von seinem Sohn wieder abholen zu lassen. Wir dachten nach, ob rund 76 Kilometer 14 Tage vor dem Ultra noch Sinn machen. Gespräche mit dem Trainer und einschlägige Öiteratur ließen uns zu der Erkenntnis kommen: Das muss der Ultra-Bauch und -Kopf alleine entscheiden. Und die Entscheidung war ja.

Also machten wir uns am Samstag vor 7 Uhr auf den Weg quer durchs Revier nach Hamm, wo wir uns mit Roland und Günther trafen. Roland fuhr uns hin, er wollte aber erst in Ahlen zur 3. Etappe Einsteigen, da er sich für die 76 nicht bereit fühlte. Sternlauf Münster - worum ging es hier eigentlich? Ich zitiere einmal von der HP des Veranstalters Kinderkrebshilfe Münster e.V:

Wir helfen leben
Die Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin Pädiatrische Hämatologie / Onkologie des Universitätsklinikum Münster ist eines der größten Kinderkrebszentren in Deutschland und nimmt Jahr für Jahr 110 bis 130 Kinder und Jugendliche mit neu diagnostizierten Krebskrankheiten aller Arten (Leukämien und bösartigen Tumoren) auf.
Sie kommen aus einem sehr großen Einzugsgebiet, einige auch aus dem Ausland, und verbleiben meist über Jahre in stationärer und ambulanter Betreuung der Klinik.
Der Verein “KinderkrebshilfeMünster e.V.“ hat sich die Aufgabe gestellt, den krebskranken Kindern und Jugendlichen die lange Zeit der Behandlung mit ihren großen körperlichen und seelischen Strapazen erträglicher zu gestalten.

Wir können mit Hilfe unseres Sternlaufes den Verein finanziell unterstützen. Wo es nötig und möglich ist.

So wollten wir dann auch unseren Beitrag leisten, spendeten also ein angemessenes Startgeld und standen nun im Dörfchen Lippborg (nie gehört zuvor), um uns mit 40-50 anderen auf den Den ganzen Weg wollten nur etwa 6 oder 7 Verrückte auf sich nehmen, es war auch möglich, einzelne Etappen zu laufen und dem Veranstalter war es gelungen, örtliche Lauftreffs und Sportvereine zur Teilnahme laufend, walkend oder Radelnd zu bewegen. So kam ein buntes Trüppchen zustande, was immer zu neuen netten Laufbegleitern und Laufbegleiterinnen mit interessanten Gesprächen führten.

Das Wetter war erstmalig seit vielen Tage wieder richtig sommerlich, etwas kühler wäre nicht übel gewesen. Wir hatten gelegenheit, eine Tasche im Begleitfahrzeug zu hinterlegen. Das wollte ich für Ernehährungstests nutzen und füllte mir den bewährten Haferschleim in zwei Trinkflaschen, dazu wechselschuhe und ein Wechsel T-Shirt. Die "nachher-und Duschklamotten" konnten wir ja in Rolands VW-Bus lassen, der uns in Münster abholen würde. Wir liefen mit Trinkrucksack, darin ein mobiles Ladegerät für die GPS-Uhr, 2 Liter Getränk und eine Regenjacke, die ich aber schnell ausräumen konnte, denn von Wolken war keine Spur.

Ich bemühte mich die Pace von Beginn an zwischen 6:15 und 6:30 zu halten, denn der Tag würde lang werden. Die einzelnen Etappen folgten grob dem Verlauf der Werse. Zu Beginn war es etwas profiliert, aber noch liefen wir die Steigungen. Das habe ich in Berlin nicht vor, denn das kostet Körner. Wir liefen eh fast am Ende des Feldes, vor dem Rettungswagen, der mit Blaulicht den Abschluss bildete. Denn viele, die ja nur die 12 Kilometer der ersten Etappe laufen wollten, legten natürlich ein anderes Tempo vor. Claudia lief weiter vor. Ich konnte und wollte sie nicht bremsen, ist ja alt genug.
Dann das Experiment mit den neuen Schuhen. Der Cruiser von On, ein Modell für lange Distanzen. Ob der Schweitzer Hersteller hierunter auch die Ultra-Distanz meint, würde sich herausstellen. Insgesamt ist er etwas stabiler gebaut als der Cloudsurfer, den ich bisher ab und an trage. Ich hatte das Modell aus Kulanz zusätzlich zum Umtausch  erhalten, weil mein letzter Cloudsurfer früh einen Defekt hatte und die Firma On Ich hatte sie in der Woche zuvor 20 Kilometer eingelaufen, daher mal vorsichtshalber meine Adidas Ultra-Boost als bewährte Bereifung im Begleitfahrzeug deponiert. Auch dieses Experiment ist geglückt, der Cruiser lief sich super und genau das bisschen stabiler als der Cloudsurfer, das bei längeren Distanzen gefragt ist, wo es ja bekanntlich weniger auf das Tempo ankommt.
Mein Ernährungsexperiment ist, sagen wir mal halbwegs gelungen. Ich habe während der ersten drei Pausen Haferschleim mit Wasser und Zucker angesetzt getrunken, um ein "Loch im Bauch" zu verhindern. getrunken habe ich reichlich auf während der längeren Verpflegungspausen, vorwiegend Wasser und Apfelschorle, später auf dem letzten Viertel der Strecke dann auch Cola und zwei Dextro-Flüssiggels. Bis auf ein wenig Magengrummelei so in der Mitte des Laufes habe ich alles super vertragen und sah mich auch nicht unterversorgt, eine Salztablette zwischendurch verhinderte auch jeglichen Krampansatz bei der warmen Witterung.
Interessant war auch das Eis aus dem Hörnchen, das uns in Drensteinfurt vom mobilen Begleiteiswagen spendiert wurde.

Es verursachte definitiv keine Probleme, darauf würde ich in Berlin dann aber doch unterwegs eher verzichten.
Anders als das Wassereis, was uns weiter unterwegs vom freundlichen Eisbegleitwagen angeboten wurde. Bei der Wärme ein Wassereis zu lutschen kühlt und motiviert ungemein, ich achtete nur darauf, keine gefrorenen Stücke zu schlucken, sonder ließ sie im Mund zergehen.
Das Zeitexperiment brachte durchaus die erhofften Erkenntnisse. Wir brauchten für die 78 Kilometer brutto 10 Stunden und 26 Minuten brutto. Dies ergab eine Pace von 8:04 brutto.  Netto, also reine Laufzeit waren es knapp zwei Stunden weniger, also ein Tempo von 6:30. Aufgrund des Charakters als Gruppen und Etappenlauf und der Einstiegsmöglicheit für Einzeletappen an jedem Ort mussten natürlich die Startzeiten eingehalten werde, was zu teilweise nervig langen Pausen führte, insgesamt fast zwei Stunden . Ich ließ die Uhr bewusst laufen, um zu realisieren, was die Pausen mit der Durchschnittspace machen würden. Analysiere ich also einmal: In Berlin entspricht das der Teilstrecke bis Potsdam Revierförsterei Krampnitz, es liegt dort der Verpflegungspunkt 16. Kalkuliere ich an jedem VP eine Pause von 5 Minuten ein liege ich bei 80 Minuten Pause. Es besteht dann die Möglichkeit, eine weitere Pause von gut 35 Minuten einzulegen, wenn es denn nötig sein sollte und ab da dann für die verbleibenden 83 Kilometer noch noch 13 1/2 Stunden zeit zu haben. Das ist nicht zu üppig, bietet aber ein meiner Meinung nach ausreichendes Zeitpolster zum Erreichen der 24 Stunden-Grenze. Hierzu ist eine Pace von 8:57 erforderlich.  Also hat mir der Lauf auch hier wertvolle Erkenntnisse beschert. Ich denke, ich werde das Lauftempo zwischen 6:15 und 6:30 halten und rechtzeitig kurze Pausen einlegen.
Der psychologische Aspekt:
Die Strecke war teilweise schon eine gute Simulation. Es ging durch Ortskerne und Stadtzentren mit Ampeln und unterschiedlichstem Bodenbelag, es gab wellige und flache Abschnitte, die flachen zum Ende hin. Die Stadtquerung Münster kurz vor dem Ziel, viel Wasser entlang der Werse und des Dortmund Ems-Kanals, alles in allem Verhältnisse en miniature, wie wir sie in Berlin vorfinden werden. Natürlich hat man so um die sechs Stunden mal keine Lust mehr. Aber die Ablenkung durch die Neugier, was hinter der nächsten Ecke passiert, war auf der uns völlig unbekannten Strecke willkommen. Am Ende hatten wir auch wieder Lust und hätte bequem noch weiterlaufen können. Die körperliche Erschöpfung hielt sich bei mir, ebenso wie bereits in Belgien, durchaus im Rahmen. Natürlich erscheint es kurz vor dem Ziel absurd, noch einmal 83 Kilometer dran zu hängen. Aber daas hängst einzig und allein mit der Fokussierung auf das Tagesziel zusammen. Wenn man es weiß, würde es gehen.

Fazit: Ein toll organisierter Lauf, der mir die erhofften Erkenntnisse für den Kopf und den Körper gebracht hat. Ich bin überzeugter denn je, Berlin innerhalb der 24 Stunden gut zu schaffen, auch wenn es eine riesige Herausforderung bleibt und ich gewiss zu keinem Moment den Respekt vor der Aufgabe verliere. Es ist nicht sicher, dass man so etwas schafft, aber die Wahrscheinlichkeit ist nun hoch! Auch für meine Claudia mache ich mir keine Sorgen. Auf der Langstrecke ist sie kaum schlechter als ich. Ich bin überzeugt, dass auch sie gut durchkommen wird.
Jetzt heißt es zwei Wochen Tapering, nur noch kleine Runden laufen oder ein wenig Rad fahren, dann geht es endlich los. Das zweite große Ziel in diesem Jahr. Wäre schade, wenn es wieder nicht klappt.....

Wie verabredet holte Rolands Sohn uns in Münster ab, die Wege zu den hervorragenden Duschen waren erfreulich kurz und die Bratwurst samt alkoholfreiem, kaltem Potts schmeckten vorzüglich nach so einem Ritt. Roland spendierte und auf der geselligen Rückfahrt - so ein VW-Bus mit gegenüberliegenden Sitzen hat etwas kommunikatives - noch Erdinger Alkoholfrei und so konnten wir den schönen Lauf noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen. Herzliche Dank auch hierfür.

Ach ja, es kamen bereits von den Voranmeldern eine sehr gute Spendensumme zusammen, die im Ziel auf dem Leonaro-Campus überreicht werden konnte. Nehmt im nächsten Jahr ruhig einmal teil, es muss ja nicht dieselbe und nicht die volle Etappe sein.....

http://www.muensterland-sternlauf.de


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