Donnerstag, 11. August 2016

Operation gelungen - Patient tot.....Rhein-Ruhr-Marathon

Die erste echte Herausfoderung nach der TorTour wartete am Sonntag mit dem Rhein-Ruhr-Marathon auf mich. Warum ein Marathon noch immer eine Herausforderung ist? Nun ja, ich hatte die Ehre, wieder als Brems- und Zugläufer "nominiert" worden zu sein. Das ist mir zum Einen eine Ehre, wenn ich Marathonis durch meine "Heimatstadt" führen darf, obwohl ich ja nicht dort wohne und eher eine Art Hassliebe zur "Stadt Montan" lebe. Zum Anderen aber auch eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn auch von der Qualität der Brems- und Zugläufer(BuZ) hängt die Qualität der Gesamtveranstaltung zu einem kleinen Teil ab.
Die Temperaturen waren sehr warm und schwül vorhergesagt, es würde also durchaus anstrengend werden und ich war bereits im Vorfeld überzeugt, dass Mein BuZ-Kollege Dennis und ich bei weitem nicht so viele Läufer und Läuferinnen würden ins Ziel bringen können wie im Vorjahr. Da war es zwar auch sonnig, aber zunächst noch kühl und wurde erst ab der zweiten Hälfte richtig warm.
Bereits am Samstag auf der Messe, wo wir unsere Startunterlagen und das BuZ-Shirt abholten, diskutierten wir, dass es bei schwülen 28 Grad unverantwortlich wäre, andere Mitläufer in irgendeiner Form zu motivieren oder anzustacheln, "dran" zu bleiben. Man kennt die Leute in der Regel nicht oder nur flüchtig, ich möchte nicht, dass jemand dann umkippt. Jeder Läufer hat eine Gesundheitserklärung mit der Anmeldung abgegeben und sollte volljährig sein. Ob er auch weiß, was schwüle Hitze mit ihm machen kann, kann ich am Ende nicht beurteilen.
Am Sonntag fanden wir uns in aller Frühe bei "Chefin" Christel Valdés ein, sie bittet uns um 7:45 schon ins Stadion zum Gruppenbild mit Gasballons. Leider - oder Gott sei Dank? - ist es noch sehr nebelig und diesig, aber das würde sich wohl schnell legen. So ein Heim-Marathon hat ja auch zur Folge, dass man nicht nur jeden 3.Starter kennt, sondern nur jeden 4. nicht. Also gibt es ein häufiges "Hallo" , man kommt meist keine 3 Meter weit. Irgendwann scheinen alle begrüßt zu sein, ich sitze noch ein wenig mit Birgit, Dennis und Svenja auf einer Bierzelt-Garnitur mit unseren Schildern "3:45" und "5:00", dannn begeben wir uns Richtung Startfeld. Wir starten ein wenig später, denn wegen der Absage des Santander-Marathon in Mönchengladbach am Vortag gab es eine Menge Nachmelder, die nun hier ihr Können unter Beweis stellen wollten. Am Start treffe ich Cousin Andre, der mich auf den "letzten" 115 km der TorTour begleitet hatte. Er war zwischendurch gesundheitlich ein wenig angeschlagen, will aber dennoch ohne große Ambitionen starten. Dann geht es los. Duisburg ist für mich immer irgendwie besonders, obwohl ich zu dieser Stadt eher eine Hassliebe entwickelt habe. Aber irgendwie ist es wohl auch Heimat. Die Gruppe findet sich langsam, ist aber bereits kleiner als vor einem Jahr. Ich setze auf den bewölkten Himmel und möchte etwas schneller laufen, solange dies so ist. Damit hatten wir im letzten Jahre gute Erfahrungen gemacht. Leider reißt bereits am "Oberbayern" auf der Koloniestraße nach eineinhalb Kilometern der Himmel auf und das gelbe Ding kommt durch. Sofort wird es gefühlt 5 Grad wärmer und ich nehme umgehen das leicht erhöhte Tempo heraus. Bereits am Stadttheater kündige ich den ersten Wasserstand an nd empfehle meinen Mitläufern dringend, diesen auch zu nutzen. Oft wenig trinken, auch nicht nur Wasser sondern vor allem auch Iso, wid die Devise des Tages sein. Ich stelle mir immer einen vollen Becher umgedreht auf die Schirmmütze und warte, bis die Flüssigkeit Mütze und Haare durchdrungen hat. Das kühlt und hält eine Weile vor. Bei Kilometer 7 beigen wir in den Hafenbereich ein. "Ein Sechstel haben wir schon!". Mit diesen Tricks will ich den Läufern die Strecke klein reden. In Meiderich sind es schon ein Viertel, hier stehen auch bereits die ersten Anwohner mit Gartenduschen. Der Veranstalter hatte hierzu auf Facebook aufgerufen und dem wird offensichtlich Folge geleistet. Ich erzähle ortsunkundigen Mitläufern ein wenig über den Ortsteil Meiderich und zeige die Heimat des MSV an der Westender Straße. Der MSV-Fanclub gegenüber zeigt sich über meinen Ruf "nie mehr zweite Liga" hingegen wenig erfreut, aber ein wenig Spaß muss ja auch sein. Meine Begleiter halten sich gut, aber hier, kurz vor Ruhrourt, sind es ja auch erst 14 Kilometer.
"Ein Drittel haben wir schon" motiviere ich weiter. Dann geht es über den Rhein. Unseren kleinen Zeitvorsprung lassen wir bewusst an der Rheinbrückenrampe, dann geht es nach Alt-Homberg hineien, wo traditionell eine tolle Stimmung auf der Augustastr. herrscht. Wir lassen uns ein wenig hinreißen, Mitpacer Dennis bremst mich ein wenig. dafür wird es in der flimmernden Hitze kurz vor dem Halbmarathon am Huntsman-Chemiewerk (früher bekannt als Sachtleben) wieder warm. Die Gruppe wird kleiner, erste fallen zurück, was ich aber nicht ändern kann und möchte. Am Halbmarathon am Rheinufer direkt unter der maroden A40-Brücje stehen unsere Kollegen aus der Ausdauerschule, die auf den Staffelwechsel warten. Knapp unter 1:52 h, wir sind gut in der Zeit und haben die Reserven, die wir in der drückenden Schwüle noch brauchen werden, denn die Trinkpausen werden länger. Auf dem Deich Richtung Rheinhausen steht die Lauft beinahe unerträglich. Als wir dort die Brückenrampe der Brücke der Solidarität erreichen, die im Vergleich zu Ruhrort aber sehr moderat ansteigt und dazu im Schatten hoher Bäume liegt. Die Gruppe ist auf maximal 10 Personen geschrumpft. Die Brücke empfängt uns mit Sonne und flimmerndem Asphalt, dann geht es hinein nach Hochfeld. Mir geht es recht gut, ich kann Wärme aber auch gut haben. Cousin Andre haben wir am Rheinhauser Markt überholt, er steigt vernünftigerweise aus. Vernünftig, nach der Vorbelastung hier nichts zu zwingen. Auf der rechten Rheinseite angekommen haben wir fast die 28 Kilometer, die endlos scheinenden Düsseldorfer Straße liegt vor uns. "So, 28 Kilometer geschafft, die Hitze flimmert, der Asphalt glüht, es geht stur geradeaus. Das ist Marathon. Jerzt fängt es erst an!" Erwähne ich zu den letzten "Mohikanern" meiner 3:45er Gruppe, es mögen noch 5 oder 6 sein. Hier habe ich schon Mühe, diese kleine Gruppe noch zusammen zu halten. Baut die gute Stimmung im Duisburger Süden rund um den Buchholzer Markt bei Kilometer 32 dann noch einmal auf und trägt uns durch die vielen Zuschauer, ist danach endgültig Schluss. Die beiden fiesen Anstiege über die A 59 und unter der Bahnstrecke nach Düsseldorf hindurch sprengt die Gruppe endgültig. Wir haben aber keinen Zeitpuffer mehr, um noch Tempo heraus zu nehmen. Unser Job ist es, zur Orientierung das Tempo für 3:45 h zu laufen. Wer es nicht mehr schafft, schafft es nicht. Wir müssen auch an die denken, die ursprünglich schneller laufen wollten und für die wir jetzt ein Rettungsanker sind, wenn wir an ihnen vorbei laufen und sie sich an uns hängen. Auch für mich wird es anstrengend, aber ich habe keine Angst mehr vor nur noch 6 Kilometern. Vorbei an der Unfallklinik geht es durch die letzte Partyzone an der Neidenburger Straße, wo der Moderator bereits in der Ansage meine Mitläufer vermisst. Ich bin tatsächlich mit Dennis fast alleine unterwegs. Dann der Kalkweg, die letzten 3 Kilometer geradeaus. Vor dem Stadion nehme ich noch eine Läuferin mit, die bleibt hinter dem Bogen vor dem Arena-Tunnel stehen und denkt, sie sein da. Ihr Gesicht, als ich Ihr sage es geht noch ins Stadion, war schon sehenswert. Aber es wird eng mit den 3:45.
Wir sprinten gemeinsam und erreichen die Ziellinie tatsächlich in 3:44:59 h. Punktlandung würde ich sagen. Auch für meine Mitläuferin des letzten Kilometers hat es wohl netto noch für unter 3:45 gereicht. So habe ich meinen Job erfüllt und am Ende noch jemanden ins Ziel bekommen, auch wenn die Gruppe mich unterwegs verlassen musste. Es ist aber wohl jeder von uns heil im Ziel angekommen, und das sollte wohl bei diesen Bedingungen die Hauptsache sein. Job done....oder Operation gelungen - Patient tot. Wie man so schön sagt. Man kann es halt bei diesem Wetter nicht zwingen, besser einmal 5 Minuten langsamer als unterwegs zu kollabieren.
Das Erdinger-Alkoholfrei schmeckt gut, steht aber schon etwas zu lange in der Sonne. So greife ich zum frisch gezapften König Pils, das hier auch kostenlos gereicht wird. Allerdings fühle ich mich nach den 0,2 l in der prallen Sonne, als hätte ich 5-6 davon gekippt. Dann kommt Claudia, knapp über 4 Stunden. Auch das ist nach der TorTour, wo sie sich ja noch wesentlich mehr "leer" gelaufen hatte als ich, eine sehr gute Leistung bei diesem Wetter.
Fazit: Ich konnte die Leistung kurz nach dem Ultra abrufen, mit 3:30 wäre es aber ehr eng und ungesund anstrengend geworden. Man sollte eben nur das laufen, was man sicher und locker laufen kann.
Wenn ich im nächsten Jahr wieder dabei sein dürfte, würde mich das freuen. Wenn man dann für Claudia auch ein Plätzchen im Brems- und Zugläuferfeld findet, noch wesentlich mehr.
Jetzt war erst einmal Pause geplant. Was draus wurde, lest ihr im nächsten Blog.

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