Sonntag, 29. März 2015

Generalprobe Wien - der Halbmarathon der Winterlaufserie


Die Woche nach dem Venloop war mal wieder geprägt von jeder Menge Stress. Ich sparte mir nach dem Venloop am Sonntag dann die 40 Minuten am Montag, weil ich der Überzeugung bin, das mich Vorsicht mit meiner Erkältung weiter bringen dürfte als der Trainingseffekt jener 40 Minuten es je könnte. Am Dienstag fiel dann wegen unserer Eigentümerversammlung auch noch das Stabi aus, aber am Mittwoch ging es auf die Piste. Die Erkältung war weiter abgeklungen, zumindest mein Husten machte sich kaum noch bemerkbar. Also raus, 60 Minuten GAT 1. Und es lief super. Tempo um die 4:41 ganz locker, es blieb trocken und ich hatte Spaß, womit ich vorher nicht unbedingt rechnen durfte. Denn langsam verliere ich den Spaß an der Marathon-Vorbereitung. Seit dem 1.Dezember ist eine lange und für mich außersportlich nicht leichte Zeit ins Land gezogen. Es reicht mir langsam, ständig mit der Uhr im Kopf und dem Plan im Nacken zu laufen. Aber davon später.
Donnerstag konnte ich erneut nicht zum Abschlusstraining der Ausdauerschule, denn die Targobank hatte mich als Teamcaptain geladen zur Auftaktveranstaltung des diesjährigen Targobank-Runs, unseres Duisburger Firmenlaufs. Stressmediziner Dr. Matthias Weniger vom Institut für Stressmedizin Rhein Ruhr (ISM) informierte "Was ist Stress und wie kann man durch Sport den Stresslevel erfolgreich senken?". 

Ein gerade sehr passendes Thema für mich und konnte hoffentlich einige Dinge aus dem guten und kurzweiligen Vortrag mitnehmen, erkannte aber auch, dass ich bereits sehr viel richtig mache. Auch zu dieser sehr gelungenen Veranstaltung in einem späteren Beitrag einmal mehr, aber was Adrenalin und Cortisol in meinem nicht mehr ganz frischen Astralkörper so veranstalten können ist nicht ganz unwichtig. Danke jedenfalls an die Targobank für diese gelungene Veranstaltung.

Die verpasste Donnerstags-Einheit absovierte ich dann am Freitag Nachmittag zumindest im Trockenen. Zuvor hatte ich die Mail vom Schleifer-Sven aus dem fernen Südafrika erhalten, dass ich Marathon-Renntempo am Samstag bei der Winterlaufserie durchaus gehen könne. Also zwei mal 1000 m in diesem Tempo eingebaut, die liefen recht locker, obgleich die Vorstellung, das 21 oder gar 42 mal am Stück zu laufen mir schon die Sorgenfalten tiefer in die Stirn furcht. Aber das ist ja immer so. Mit Startnummer vor dem Bauch sollte es am Samstag noch besser laufen, da war ich mir sicher.

Der Plan stand also, Marathonrenntempo 4:30 Min/km sollten es werden. Nicht schneller, aber auch nicht langsamer. Da im betrieb am Freitag Abend noch eine Party anstand, welche dann auch noch bis in die sehr späten Abendstunden ging und ich eine meiner Töchter noch mitten in der Nacht geplant abholen musste, war mein Erholungsschlaf vor dem Wettkampf arg perforiert. Zumindest hatte ich es bei zwei "scharfen" Gläsern Bier belassen und ansonsten alkoholfreies bevorzugt.

Der Samstag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein, es fiel daher Anfangs recht schwer, den Regenprognosen für den Nachmittag Gauben zu schenken. Leider begann es pünktlich mit Verlassen des Hauses zu nieseln, es sollte nicht mehr wirklich aufhören. Nicht, dass ich jetzt Probleme hätte, im Regen zu laufen, aber der Heilung meiner Erkältung ist so etwas nicht unbedingt förderlich und für die Gemütlichkeit nachher ist es auch nicht gerade schön. Ich war mir nicht unsicher, dass ich die Pace würde 21 Kilometer laufen können, denn am Mittwoch hatte sich die befürchtete Erkältungs-Mattigkeit ja nicht eingestellt. Aber wie das Gefühl sein würde, wie die Gedanken kurz vor dem Ziel, dasselbe bald noch einmal hintendran laufen zu wollen, das war die spannende Frage. Die mein Befinden für die nächsten 14 Tage prägen würde, das war mir so etwas von klar. Aber nervös war ich deshalb nicht. Unter dem Bunert-Zelt zogen wir unsere Überzieh-Utensilien aus, dann ging es zum Warmlaufen. Etwas knapp an der Zeit trafen wir wieder am Zelt ein, wo Laufkollege Sebo auf mich wartete. Wir kennen uns, seit wir den LiDoMa 1 im Jahre 2011 gemeinsam mit Uwe und Hans im Team absolviert hatten und hatten lockeren Facebook-Kontakt gehalten, uns das eine oder andere Mal getroffen. Aber irgendwie hatte Sebo schon geschrieben, dass er sich vorstellen könnte, sich mir anzuschließen, denn auch er hatte trainingstechnisch keine so erfolgreiche Zeit hinter sich. Erfreut, einen Partner zur Tempokontrolle zu haben begaben wir uns Richtung Start, wo es dann leider ob der Schlange am Plastik-Baum sehr knapp wurde und wir erst unmittelbar vor dem Startschuss im Startfeld standen.

Zumindest bewahrte uns das davor, den ersten Kilometer zu schnell anzugehen, anfangs waren wir sogar etwas zu langsam, so dass mein Virtuel Partner auf der Garmin-Uhr schwarz unterlegt war. Aber das sollte und durfte mich nicht nervös machen. Mit 4:31 und 4:29 erreichten wir fast Punktlandungen auf den ersten Abschnitten, wobei ich mir mehrfach für Sebo ein Lasso wünschte. Er ist schon im Normalfall deutlich besser als ich. Aber er ließ sich bremsen, denn er äußerte ja Zweifel, die Distanz überhaupt in dem Tempo hin zu bekommen. Zu Beginn ist das Tempo immer etwas unruhig, denn viele gruppieren sich ja bekanntlich falsch ein und wenn man dann noch von weiter hinten kommt.... Aber auch Sebo bremste mich ab und an ein, wenn ich nach dem Überholen von Vorläufern nicht mein Tempo wieder reduzierte. Schnell waren wir am Wald und die ersten 5 Kilometer waren absolviert. Der 4:30er Zug lief wie auf Schienen. Mir ging es noch sehr gut, wäre ja auch schlecht, wenn nicht. Mit 22:27 eine fast perfekte Durchlaufzeit am 5-Kilometer-Schild. "Jetzt kommen die Hügel" Das schien Sebo nichts auszumachen, aber wir verloren her nicht wirklich Pace sondern mussten uns eher bremsen, um nicht schon da Körner zu verbrennen, die am Ende fehlen würden. Ich fand meine Performance bis dahin beruhigend, wartete aber innerlich auch irgendwie darauf, dass es anstrengend würde. Der Wald hatte zumindest den angenehmen Effekt, dass wir den Gegenwind los waren, der uns den Nieselregen immer schön vor die Frontpartie geweht und diese bereits völlig durchnässt hatte. Vor uns lief stets ein Kollegen, in weißer Hose, weißen Tubes. "Die richtige Kleidung bei dem Wettter hier im Wald" scherzte ich. "Ich habe ja eine Freundin, die macht das wieder sauber" gab er uns zurück und wir kamen in ein kurzes Gespräch, was er und wir so laufen wollten. Das deckte sich natürich, denn wenn man bereits fast ein Drittel der Strecke beieinander war. Mit "Es gibt ja OMO mit Reinweichkraft" ließen wir ihn dann doch ein Stück nach vorne ziehen. Die "Berge" hatten wir hinter uns, die Waldwege waren relativ fest. "Noch 14 Kilometer, ein Drittel haben wir gleich" sage ich. "13, der letzte zählt nicht" antwortete mir Sebo. Es ging ihm noch ganz gut, aber wir beide wissen als erfahrene Läufer, dass das erst eine Momentaufnahme ist. Die zugesagte Regenpause ließ weiter auf sich warten, aber ich beobachtete, dass wir die ersten bereits überholten. Eine Läuferin vor uns lief ein sehr konstantes Tempo, wir hielten den Abstand immer ähnlich. Der Triathlet in weiß war auch wieder da. Kilometer zehn piepste mit wieder perfekten 44:51 Min., der Motor schnurrte und gleich, Ausgangs des Waldes, würde es erst einmal leichter werden. Denn neben dem Rückenwind ist Asphalt und Pflaster immer besser zu laufen als Schotter und die Regattabahn mit ihrem schlechteren Schotter, die sich anschließt, bot zumindest noch Rückenwind und sie war ja unsere wöchentliche Trainingspiste. "Halbzeit" bemerkte Sebo, "der letzte zählt ja nicht". Ich schloss mich der Meinung an, checkte meine Systeme und vernahm die Meldung "Alles Roger" aus meiner Steuerzentrale. Kein Adreanalin- oder Cortisolschub erforderlich. Das Mädel vor uns mussten wir Ausgangs des Waldes überholen, sie schien abzubauen. Aber auf Einzelschicksale kann man leider keine Rücksicht nehmen. Unsere kleine 3er-Gruppe - den weißen Triathleten, der nunmehr von hinten schwarz gesprenkelt aussah und dessen Tubes mehr schwarz als weiß erschienen, hatten wir in unsere Kleingruppe irgendwie aufgenommen. Der erste Rückenwindkilometer war dann 4 Sekunden zu schnell, den nächste hatten wir wieder heruntergebremst. Das Lasso für Sebo brauchte ich nicht mehr, ich registrierte spätestens an der Regattabahn, dass er innerlich bereits Diskussionen mit seinem Schweinehund führte. Gut, dass ich ihn anfangs gebremst hatte. Die Regattabahn Richtung Süden. Gegenüber tauchte ein Rad mit zwei Läufern dahinter auf. "Hat Manuel Meyer mal Konkurrenz?" frage Sebo. "Sieht so aus". War aber nicht so, es waren der zweite und dritte Läufer, wie sich herausstellte. Der grobe Schotter drückt sich durch die Laufsohle, in den glatteren Spure steht nun teilweise Wasser. Aber ich teile mir schon den Rest ein. Gleich der Wasserstand hinter der Tribüne, dann noch den Parallelkanal wieder nach Norden und dann der Wald zum Abschluss. Die Kilometer 13 und 14 waren wieder fast Punktlandungen, dann ging es vor Kopf der Bahn um die Ecke und wieder auf den glatten Kameraweg in den Wind. Hier waren wir mit 4:21 etwas flott unterwegs, was aber auch noch einmal an Sebo lag. Auch er kennt die Strecke hier von früheren Starts, wenngleich natürlich nicht so gut wie ich, der hier jede Woche trainiert. Wieder mahne ich zur Besonnenheit, denn im Wald schwant mir übles, was das Geläuf anbelangt. Simone feuerte uns vom Streckenrand aus an, ihr Andreas würde hoffentlich auch in wenigen Minuten da sein. Wir überholten nur noch, so ab Kilometer 15 rächt es sich, wenn Du zu Beginn überpaced hast. DAs weiß jeder und doch passiert es so vielen. Mir ging es zunehmend besser statt schlechter, aber das kam wohl vom Kopf, denn der realisierte, dass Wien mit einem Male denkbar war. Mit dem ex-weißen Begleiter sprachen wir noch über Triathlon, ich erzählte ihm von meiner einen Langdistanz, die er auch für 2016 angepeilt hatte. Wenn quatschen noch geht, war ja alles gut. Dann bogen wir ab in den Wald rund um die Bezirkssportanlagen. Die Strecke hier hat viele Ecken und zieht sich über rund 1,5 Kilometer, die einem aber immer wesentlich länger vorkommen. Und das Geläuf wurde gleich mal weich, ubefestigt und entsprechend rutschig. Jetzt war Tempokontrolle angesagt, denn hier durfte man nicht langsamer werden. Ich zog am Tempo und übernahm die Führung unseres kleinen Zuges. Es kam mir selbst schneller vor, aber das lag am rutschigen Untergrund und den Pace-Räubern, die in jedem Wald zu warten pflegen. "Boah, was läufst Du jetzt, 4:15?" fragte mich der nun früher weiße und jetzt noch schwärzere Kollege. In dem Moment piepste mein Garmin Kilometer 18 und ich entgegenete "Genau 4:31". Auch ich musste mich  nun echt zusammenreißen, aber das schob ich auf den Grund und so war es am Ende dann auch. Kurz vor Kilometer 19 überholten wir Irek aus Mülheim, ich grüßte kurz und hoffte dann mal, dass er uns folgen konnte. Sebo schnaufte jetzt ganz ordentlich, aber er hilet sich an unseren Fersen. Er hattte sich mit seinen Zweifeln richtig eingeschätzt, aber das würde er jetzt auch mit durchziehen. Durch das Überholen und den erreichten "Rückweg" am Parallelkanal hatten wir den 19. jetzt in 4:24 absolviert. Schneller durfte es auf keinen Fall werden. Das sagte ich meinen Kollegen auch. Schnell war die Kuhle am Spielplatz und das Schild "20" erreicht."Wenn Ihr wollt, könnt Ihr jetzt Gas geben" erlaubte ich großzügig meinen Mitstreitern. Die schienen aber dankend abzulehnen, während ich innere Inventur machte, während wir die Friedrich-Alfred-Straße hinter uns brachten. Ich hätte nichts gegen Anhalten einzuwenden, könnte aber noch gut in dem Tempo weiterlaufen. jetzt noch berücksichtigend, dass das Geläuf heute schwieriger als in Wien war und das Wetter hoffentlicch ach schlechter, konnte ich sehr zufreiden sein. Jetzt zwei Wochen sinnvolles Training und ausreichend Regeneration, dann habe ich eine Chance, die 3:10 in Wien zu knacken. Mit diesem Fazit ging es ins Stadion auf die Bahn, wo wir trotz Spurtverzicht doch am Ende eine 3:54er Pace hinlegten und nebeneinander die Ziellinie überquerten - wie einst mit Sebo beim LiDoMa I. an den Gestanden des Möhnesees. Aber das war eine andere Zeit, ganz weit weg. Ganz nah dran war unsere 1:34:28 und damit strahlten wir wohl alle drei eine gewisse  Zufriedenheit aus. Wir haben, zunächst mit Sebo alleine und später zu dritt, eine tolle Teamleistung gebracht und sind super gleichmäßig gelaufen.

Nach dem Zielfoto verloren wir uns leider sofort aus den Augen, denn man musste sich sofort trockene Sachen anziehen. Jetzt eine neue Erkältung wäre fatal. Claudia hatte Yvonne aus der Ausdauerschule bei ihrem ersten HM begleitet und sie mit 2:13 gut zwei Minuten schneller als die von Claudia angepeilten 2:15 ins Ziel gebracht. 

Alles in Allem waren die  meisten mit Ihren Zeiten zufrieden. Am Ende des Tages fiel mir dann in der Ergebnisliste auf, dass ich meine Serienbestzeit von 2013 dann doch noch im einige Sekunden verbessert hatte, trotz des gebremst gelaufenen Halbmarathons und des verkorksten 10ers. Nun ja, das sollte ich mal als gutes Zeichen nehmen. 
Den Sonntags-REG-Lauf klemme ich mir dann mal wegen des Dauerregens, ich geh dann jetzt mal eine halbe Stunde auf das Spinning-Rad. Baut auch Laktat ab. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen