Samstag, 13. Februar 2016

Lange Kanten und Hügel - Trainingslager "Daheim" Teil 2


Es ist Freitag morgen. Wir fahren nach Duisburg, um Trainingskollegen Marco abzuholen und zum Duisburger Stadtwald zu fahren. Hier, am Sportplatz der TuRa 88 treffen wir uns im Sommer, wenn hügelige Trainingseinheiten anstehen.
Anstiege in Duisburger Stadtwald


Wir wollen diese Runde mit einigen wenigen Höhenmetern doppelt laufen und ich habe irgendwie nicht auf dem Schirm, dass es keine 10 Kilometer pro Runde sind. Das Training am Vorabend mit 3 x 15 Minuten anspruchsvollem Tempo hatte ich ordentlich in den Beinen, dazu kam ein prasselnder Regen. Alles andere als gute Voraussetzungen zum Laufen, wie ich fand. Aber Egal, plan ist Plan. Marco wurde nicht müde zu erwähnen, dass es laut Wetter-App ja gleich aufhören solle, seit wir durch den matschigen Waldboden begannen, uns die kleineren und größeren Anstiege des Kaiserbergs zu erschließen. Mein Beine fühlten sich irgendwie wie Betonstützen an, während wir versuchten, den Laufschritt auch bei den langgezogenen Steigungen beizubehalten. Der Matsch am Boden machte die An- und Abstiege nicht leichter und irgendwie wollte sich bei mir der Spaß nicht so richtig einstellen. Dabei ist die Strecke im Grunde wunderschön. Bäche, ein kleiner See, die alte Klöckner-Villa Haus Hartenfels im Spukschlösschen-Look . Aber nass und kalt ist eine doofe Kombination.
Geschafft - am Parkplatz TuRa 88
Haus Hartenfels - frühere Klöckner-Villa
Hatten wir überlegt, die kleine 5,3-Kilometer-Runde am Ende noch dran zu hängen, um auf über 20 zu kommen, haben wir es gegen Mitte der zweiten Runde gleich wieder verworfen. Am Ende waren es neben extrem schlammigen Schuhen "nur" 18,5 Kilometer mit knapp 300 Höhenmetern. War das jetzt ein Dämpfer in meiner Trainingseuphorie oder nur eine normale Müdigkeit nach dem intensiven Donnerstag vom fast 35 Kilometern? Den Rest des Tages verbrachten wir weitgehend in Ruhe auf dem Sofa.
Am Samstag geht es dann schon wieder weiter. Um 10 Uhr ist steht der Lauftreff von Laufsport Bunert Essen am Baldeneysee an, diesmal jedoch wieder alternativ. Die "Afrikaaner" (unsere Mitreisenden nach Kapstadt) wollten unter Führung von Trainer Sven die "Oefte-Spezial"-Runde laufen, ca. 22 Kilometern mit noch mehr Höhenmetern, als das klassische "Oefte" mit seinem langen, flachen Rückweg an der Ruhr von Kettwig nach Werden. Außer uns "Afrikaanern" hatten sich noch einige dazu gesellt und so starteten wir gleich Richtung Werden und 2-Kilometer-Erstanstieg. Den brachte ich ganz gut und ruhig hinter mich, mit 5:47 und 5:52 per Kilometer blieb ich deutlich unter 6er Pace. Das konsequente Hügellaufen scheint sich auszuzahlen. Leider war es das noch nicht mit Anstieg. Es ging noch mehrfach 100 Höhenmeter hinab und wieder hinauf, das ganze in schöner Gegend zwischen Essen, Velbert und Heiligenhaus. Ganz besonders freute es mich für Hendrik, der nach einer im Dezember plötzlich nötigen Knie-OP seinen ersten Lauf über 10 Kilometer mit relativ wenig Problemen absolvieren konnte. Er will Kapstadt versuchen, ich drücke beide Daumen und bin optimistisch, dass es klappt. Die erste langgezonene Steigung absolviere ich ruhig, aber gleichmäßig. Zunächst hatten sich sogar Claudia und Yvy an die Spitze des Feldes gesetzt, später liessen sie sich von mir, Karsten und einigen anderen überholen. Oben it die Gruppe schnell wieder zusammen, für uns reicht es noch für ein kleines Foto.
Mit Claudia, Yvy und Werner am Ende der ersten Steigung
Ich spreche mit Sven und Werner, der vor zwei Jahren bereits dort war, über die Streckenbeschaffenheit des Two Oceans, mit Andreas und Karsten über mentale Einstellung, während es immer hoch und runter geht. Das Tempo ist für die gemischte Gruppe relativ hoch, aber die Strecke, die für uns ab hier Neuland ist, erweist sich als sehr schön. Freien Blick auf die Kirchtürme von Velbert und Heiligenhaus, man wähnt sich irgendwo im Urlaub und nicht im Ruhrgebiet. Am Ende wartet noch einmal eine richtig kurze, knackige Steigung auf uns, bevor wir direkt an der Ruhrbrücke wieder "unten" in Werden ankommen. Wir traben zurück zum Auto und hatten trotz der über 500 Höhenmeter auf knapp 23 Kilometern einen Schnitt von unter 6 Minuten erlaufen, obwohl wir als Gruppe relativ gut zusammen geblieben waren. Claudia, Yvy und ich wollten noch eine kleine 14 Kilometer Baldeneyseerunde dranhängen und machten fleißig Reklame. Aber nur Werner und Markus mochten uns noch begleiten, wobei die beiden eigentlich an der Ruhrbrücke wieder umdrehen und somit um knapp 3 Kilometer abkürzen wollten. Claudia hatte sich in den "Bergen" wohl ein paar Rückenprobleme erlaufen, sie drehte vernünftigerweise mit Yvy recht rasch wieder um. Morgen stand ja noch ein Marathon an. Werner ließ sich nicht überreden, aber Markus begleitete mich dann noch auf dem Rückweg entlang des Hardenberg-Ufers. DAs Tempo halten wir weiter relativ konstant, über das Wehr geht es dann auf kürzestem Wege zurück und insgesamt 36 km sind geschafft. Am Parkplatz fanden wir dann Yvy und Claudia im Kofferraum meines Autos, gut unterhalten von Werner. Da hätte er auch mitlaufen können.....
Kofferraum-Sit-In von Claudia und Yvy
Sonntag wurde es unmenschlich. Da meine Frau sich auf meinen eingebauten Wecker verlassen und denselben elektronischen wohl nicht eingeschaltet hatte, wachte ich um 5:50(!!) auf und es hieß sofort aufstehen. Denn Hans Urbaniak hatt ja für 8:00 Uhr in den Süden der verbotenen Stadt mit dem DO-Kennzeichen zum 2. RATS-Marathon geladen. Noch fast im Finstern kamen wir um zwanzig vor Acht dort an und waren überascht, wieviele Laufkolleginnen und -kollegen ebenfalls von der präsenilen Bettflucht befallen waren, und sich in dieser unchristlichen Stunde auf den Marathon vorbereiteten.
Sonntags 8 Uhr in Deutschland.....
Das Wetter verhieß mal wieder nichts gutes, es regnete, seit wir in Duisburg den Rhein überquert hatten, hörte aber fast pünktlich zum Start erst einmal auf. Hügelig durch die Wälder ging es zunächst durch die berühmte Bittermark Richtung Süd-Osten. Meine Beine fühlten sich trotz der bereits gelaufenen 100 Kilometer seit Mittwoch gut an. Mit netten Gesprächen mit Heiko und den Ultra-Philosophen Markus und Betty vergingen die Kilometer wie im Fluge und es blieb sogar trocken. Ein kurzer Halt an den Quellen der Emscher in Holzwickede, die ich auch noch nie gesehen hatte und die bei uns gegenüber bei Dinslaken in den Rhein mündet, in der alten Version sogar noch näher bei Walsum.
Emscherquellhof
(Wäre auch mal eine Interessante Laufstrecke, wie ich finde....). Entlang des Flusses ging es zurück gen Westen, unterwegs dann endlich einmal kurz vom versprochenen Regen eingeholt, der sich jedoch nur als kurzer Schauer erwies. Danach blieb es wie durch ein Wunder trocken, dem Prognosen zum Trotze. Durch das schöne Aplerbeck kamen wir dann zum legendären Schauplatz des LiDoMa III, dem "Monte Phönix". Ein künstlich aufgeschütteter Berg aus dem Aushun des künstlich angelegten Phönixsees in Hörde. Der Aufstieg im starken Wind erwies sich nicht als Vergnügen, unglaublich, wie ich das seinerzeit 10 Mal so flott hinbekommen hatte. Von oben hat man einen schönen Blick über die verbotenen Stadt und kann mit etwas Mühe sogar die hässlichen gelben Angelruten übersehen, die die Wellblechbaracke am Fersehturm zusammenhalten.
Monte Phönix mit Blick auf Lü
Den halben See umrundet ging es dann über das Gelände des Hüttenwerks Phönix-West, wo einst die legendäre Trailrun-WM stattfand, zurück entlang des Rombergparks zurück zum Augustinum, unserem Parkplatz.



Wer gedacht hatte, er sei schon da, sah sich geäuscht, denn zur Vervollständigung des Marathons ging es noch einmal rund um die Altenwohnstätte durch den Wald.
Natürlich war ich froh, angekommen zu sein. Aber letzlich hätte ich das Ganze gefühlt auch noch einmal zurück laufen können. Das Tempo war moderat, an die Steigungen schien ich mich gewöhnt zu haben.


Auch Claudia hatte mit einem ABC-Wärmepflaster versehen die Marathon-Runde wieder ohne größere Beschwerden absolvieren können und wirkte genauso fit. Ein Fazit aus fast 144 Kilometern in nur 5 Tagen mit erheblichen Höhenmetern in den letzten drei Tagen: Bis auf den Freitag fühlte ich mich jedes Mal gut und frisch, zum Ende jeder Einheit hätte ich gut weiterlaufen können. Meine Form scheint auf dem richtigen Weg und unser Trainingskonzept in Ansprache mit unseren Trainern von der Ausdauerschule, den Schwerpunkt weniger bei den Kilometern als eher beim Erhalt einer gewissen Grundgeschwindigkeit zu belassen, scheint zu funktionieren. Natürlich ist es bis Mitte Mai noch ein weiter Weg, aber bis jetzt scheint es ein guter zu sein.

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