Sonntag, 13. März 2016

Zu früh gefreut.....oder das harte Kommissbrot von Münster


Es gibt das Wort Katastrophe, dass mir im Zusammenhang mit meiner Verletzung nun mehrfach über die Lippen gekommen ist. Das Wort ist natürlich völlig überzogen, es impliziert Tod, Vernichtung, Zerstörung und unermessliches Leid, den dauerhaften Verlust von Leben, Eigentum oder Gesundheit. Eine Katastrophe ist das, was sich in Syrien und an unseren Grenzen abspielt. Nicht die Verletzung, die einen daran hindern könnte, im Rahmen einer nicht ganz billigen Reise einen unvergesslichen Lauf am anderen Ende der Welt zu verpassen. Damit möchte ich zunächst einmal relativieren, wir benutzen oft vergleiche, die hinken. Ich habe eine intakte Familie mit zwei wunderbaren Töchtern, zu denen das Verhältnis immer in Ordnung ist und war. Ich bin im 25. Jahr mit einer tollen Frau verheiratet, mit der ich inzwischen schon über die Hälfte dieser Zeit ein wundervolles Hobby teile, das sicherlich auch unsere Beziehung bereichert hat und es immer noch tut. Ich habe einen relativ sicheren Job mit einem guten Einkommen, dass uns einen gewissen Lebensstandard ermöglicht und für unsere Töchter gute Voraussetzungen für eine erfolgversprechende Zukunft zu schaffen erlaubt. Nicht mehr, aber ganz sicher auch nicht weniger. Aber auch ich lebe in einer Welt, die sich immer rasanter verändert. Anspruchsvolle Führungsaufgaben im Job, mehr hierfür nötige Energie, die fehlende Perspektive, dass alles wieder so wird wie noch vor ein paar Jahren lassen auch  mich nicht unberührt. Zumal ich in einem Alter bin, wo gemeinhin die gefürchtete "Midlife-Crisis" lauert. Wo viele Beziehungen zerbrechen, viele berufliche Wege eine entscheidende Wendung in die eine oder andere Richtung erhalten. Bei mir hat sie eine unerwartete Wendung in eine Richtung genommen, die Spaß macht, monetär leider wenig Zugewinn bringt, aber ungleich mehr Energie absaugt, als dies noch vor zwei Jahren der Fall war. Umso wichtiger wird für mich das Laufen. Es gibt mir Ruhe und Ausgeglichenheit, es gibt mit Struktur, es gibt unserer Beziehung einen festen Kitt. Und in diesem Bereich haben wir große Ziele. Das eine ist bald gekommen. Unsere um ein halbes Jahr vorgezogene Silberhochzeitsreise nach Kapstadt mit dem Two Oceans Marathon über 56 km. Eine Traumreise in ein interessantes Land, nicht ganz billig und für uns neben der New York Tour vor drei Jahren etwas, was man sich nicht alle Tage leisten kann. Diese wesentliche Säule meines Lebens, zu der ich das Laufen seit nunmehr fast 13 Jahren zähle, hat nun Risse bekommen. Wer kann einem da die Angst absprechen, dass das gesamte Gebäude welche zeigen könnte? Es wäre eine persönliche Katastrophe, und da ist das relativierte Wort wieder. Aber darf ich mich beschweren, wenn ich dies wundervolle relativ sorgenfreie Leben nun seit 13 fast verletzungsfreien Jahren führen durfte und nun halt einmal etwas zur Unzeit dazwischen kommen könnte?
Aber berichte ich erst einmal der Reihe nach, ehe ich ins Philosophieren abgleite.
Meine Verletzung von der Winterlaufsserie erschien auskuriert, ich hatte wieder langsam mit dem Training begonnen und dies auch - für mich langsam - steigern können. Am letzten Montag, nach dem 13-Kilometer-Lauf in einer Pace von 4:39 mit einzelnen 500-Meter-Abschnitten in einer Pace um die 4:10 wähnte ich mich wieder voll im Soll. Es lief super, auch wenn ich euphorisch anstelle GAT 1 mit 500-m--GAT 2-Abschnitten das ganze mal auf GAT2/3 unabsichtlich erhöht hatte, zumindest von der Pace her. Aber ist es nicht herrlich, wenn es wieder läuft? Mittwoch unspektakuläre 40 Minuten, leider zu schnell und nur wieder gebremst, dass ich einen walkenden früheren Fußballkollegen am See traf und den dann die letzten 2 Kilometer stramm marschierend begleitete. Dann kam der Donnerstag, das Training der Ausdauerschule mit auf dem Plan stehendem Läuferbiathlon. Läuferbiathlon heißt, eine 1,1 Kilometer lange Runde um die MSV-Arena zu laufen und hinter der Haupttribüne am "Schießstand" 5 MAOAM-Bonbons aus 2-3 Meter Entfernung in Schuhkartons zu werfen. Pro Fehlwurf steht dann eine Strafrunde von 50-60 Metern auf dem Programm, das ganze dann insgesamt vier Mal Laufen, also drei Mal dazwischen werfen. Los ging es mit Mark und Peter lief ich gleich vorne weg, wobei ich mit Mark gleich bremsen wollte, denn zu schnell sollte es noch nicht sein. Zumindest schafften wir es, nicht schneller als 4:10er Pace zu laufen. Das ging die erste Runde gut, dann verwarf ich einmal, musste auf die Strafrunde und war alleine, denn Mark und Peter waren fehlerfrei geblieben. Alleine fällt das Bremsen schwerer, unbewusst will man die in der Ferne laufenden Kollegen wieder einholen. Also war ich wohl etwas schneller, ohne sie einzuholen. Das zweite Werfen ging fehlerfrei, ich ging zum dritten mal auf die 1100 m - Runde. Nach wenigen hundert Metern war es soweit. Erst wieder dieses "Muskelkater-Gefühl" im linken Oberschenkel, dann spürte ich den Nerv und der Muskel begann, zu zu machen. Ich blieb sofort stehen, dehnte und merkte beim Gehen, dass es wieder da war. Claudia kam vorbeigelaufen und sah sofort, was los war, sie schickte mich gleich zum Auto und nach Hause. Ich hatte nur etwa dreihundert Meter zu gehen und sortierte sofort meine Gedanken. Vier Punkte stellte ich im Geiste auf:
1. Es hatte sich nicht so schlimm angefühlt wie vor drei Wochen, ich hatte sofort aufgehört und musste nicht 7 Kilometer zu Ende laufen.
2. Bis zum Two Oceans waren es noch 16 Tage, ich hatte 9 Tage gebraucht, bis ich wieder zu laufen beginnen konnte und konnte am 16. Tag wieder die 13 Kilometer beschwerdefrei in 4:39er Pace laufen. Das wäre das Äußerste, was ich in Kapstadt abschnittsweise laufen müsste.
3. Samstag in Münster beim 6h-Lauf würde ich ohnehin ganz langsam laufen wollen, das hatte nach der Winterlaufserie am Sonntag ja auch noch geklappt.
4.Zur Not könnte ich in Kapstadt auch mit einer 5er oder gar 5:30er Pace leben.
Auf der Rückfahrt nach Hause dachte ich dann schon einmal, was ich noch tun könnte. Bis zum Abflug hatte ich Kassenpatient noch 4 Arbeitstage, allzu viele Fehlzeiten könnte ich mir davon im Büro aufgrund der vielen Arbeit nicht leisten. Ich wollte mal den Physio anrufen, wo ich vor 14 Tagen gewesen war.
Als Claudia nach Hause kam, hatte ich schon geduscht. Ich schaute noch ein wenig Fußball, schlief dabei ein und vermied so sinnlose Gedankenspiele. Leider erinnerte mich das Muskelkatergefühl beim Aufstehen gleich an das Malheur vom Vorabend und entsprechend gelaunt muss ich wohl im Büro erschienen sein. Meine Serviceassistentin merkte mir das gleich an, wir sprachen kurz darüber und dabei kam dann heraus, dass Ihr Cousin ein Orthopäde und Sportmediziner ist und sie versprach, mir umgehend einen Termin zu besorgen. Das klappte aufgrund seiner Abwesenheit leider nicht mehr am Freitag, aber am Montag darf ich zum Ende der Sprechstunde kommen. Ich soll meine Laufschuhe und wenn es geht eine Video-Laufanalyse mitbringen. Immerhin, er soll als Sportmediziner durchaus Laufaffin sein. Dafür bin ich schon mal sehr dankbar, so eine Möglichkeit ist leider nicht mehr selbstverständlich. Ich solle keine Wunderdinge erwarten - tue ich auch nicht - aber er täte, was er könne. Ich habe ja leider keinen Arzt meines Vertrauens, denn wenn man nie etwas hat, hat man auch keinen Arzt, zu dem man Vertrauen fassen kann. Mein alter Hausarzt, der hätte was in die Wege geleitet. Aber der lebt leider nicht mehr und war auch schon seit Jahren in Rente. Und der Physio war natürlich leider gerade zwei Wochen im Urlaub. Es sei ihm gegönnt, hilft aber im Moment nicht weiter.
Gut, dass der Tag schnell mit viel Arbeit um ging, am Abend hieß es schon Tasche packen für Münster. Der 6h-Lauf stand an, zu dem wir es erstmalig schaffen würden, waren wir doch in den letzten Jahren immer im Trainingslager gewesen, wenn der in einer der vielen Kasernen in Münster stattfand.
Ich hatte mich jetzt sortiert, gehen ging gegen Abend schon wieder sehr gut, vielleicht könnte ich ja ganz langsam loslaufen und es würde sich sukzessive bessern. Ich packte also ganz normal die Tasche, dann ging es um halb sieben am Samstag ins schöne Münster. Die Sonne ging über einem eisblauen Himmel auf. Leider verschwand diese bei der letzten Ausfahrt vor Münster hinter dichten Wolken. Das sollte ein Menetekel für den Rest des Tages werden, in jeder Beziehung.
Der 6h-Lauf 2016 fand in der Speicherstadt statt, Das ehemalige Heeresverpflegungsamt wurde 1936-39 für die damalige Wehrmacht errichtet, eine Hauptzweck war die Großbäckerei, in der uns ein opulentes Frühstücksbüffet erwartete. Christian Pflühgler hattte sich als Organisator wieder einmal selbst übertroffen. Hier wurden einst die Kommissbrote für die Norddeutschen Wehrmachtseinheiten gebacken, später für die britische Rheinarmee, deren Soldaten hier nach den ersten 1000 Jahren einrückten und bis in die 90er Jahre bleiben. Wir bekamen natürlich (noch) kein Kommissbrot sondern leckere Brötchen in verschiedenen Sorten. Inzwischen ist das Gelände ein Bürokomplex und Gewerbegebiet, der geschlossene Baucharakter und die Architektur ergeben ein tolles Ambiente.
Leider ergibt die von Eisenbahnschienen - Brot und Getreide sollte direkt an den Speichern an bzw. ausgeliefert werden können - ein eher suboptimales Geläuf. Ich war aber mental auf Laufen eingestellt und freute mich mit Claudia über viele Freunde und Bekannte, die wir bereits beim Frühstück trafen. Die Verletzung hatte ich fast verdrängt, als wir gegen 10 Uhr mit über 400 weiteren in der doch leider schneidenden Kälte in der Startaufstellung standen. Ich reihte mich recht weit hinten ein und wollte ganz langsam auf die etwa 2,2 km lange Runde um die Speichergebäude gehen. Los ging es, ich hatte keine Wahl, es musste hier zunächst langsam gelaufen werden.
Etwa ein Läufer pro 4 Meter Laufstrecke mussten sich halt erst einmal verteilen, was aber erfahrungsgemäß recht schnell geht. Ich lief locker los, spürte aber sofort wieder den "Muskelkater" im linken Bein. Während ich mit Frank Sommerkamp, dem Laufbekloppten aus der Ecke, wo die Riesenbecker Sixdays stattfinden, quatschte, merkte ich aber schnell, dass sich auch der auslösende Nerv wieder meldete. Das war es. Während Frank von dannen ziehen musste, war ich raus. Nach gerade 1500 Metern langsamster Pace. Jetzt stieg plötzlich Panik in mir hoch. 14 Tage bis zum Lauf, auf den ich ich seit über zwei Jahren gefreut hatte. Auch der wichtige Trainingslauf für die TorTour - dahin. Wirre Gedanken schwirrten in mir und meine so logischen Punkte 1-4 vom Donnerstag schienen sich in Panik aufzulösen. Nur eines war klar: Für heute war hier Ende. Dennoch ging ich die letzten 500 Meter und überschritt einmal die Zählmatte, damit war ich zumindest gelistet und war Teilnehmer an diesem Weltrekordlauf mit der höchsten Teilnehmerzahl eines 6h-Laufes. Irgendwie war ich nun mental völlig leer. Ich hielt es nicht an der Laufstrecke aus und ging sofort durch die Backhalle zu meinem Auto, um mir etwas über zu ziehen. Eine Erkältung brauchte ich nicht noch dazu, wenn es am Donnerstag schon nach Südafrika ginge.
Mir fielen die Hinweise auf den Massagedienst im Keller auf. Stimmt, den hatte ich beim Toilettenbesuch bereits gesehen. Vielleicht kann das ja schon mal helfen. Für einen angemessenen Obolus konnte man sich hier physiotherapeutisch behandeln lassen. Ich fragte an und konnte als erster Kunde auf der Bank Platz nehmen. Gute 20 Minuten nahm sich ein Physio Zeit, stellte zumindest keinen tastbaren Schaden am Muskel fest und massierte alles wieder locker. Ich überlegte, was ich  nun hier 5 1/2 Stunden machen sollte. Es ist mehr als bitter, innerhalb von zwei Wochen bereits die zweite Laufveranstaltung nur als Zuschauer verfolgen zu müssen. Ich hatte überlegt, in die Stadt zu fahren und nach ein paar Besorgungen für den Urlaub Ausschau zu halten, aber da ich feststellen musste, dass ich mein Portemonnaie zu Hause gelassen hatte, hatte sich das ohne Geld und Karte schnell erledigt. Gut, dass ich in Claudias Geldbörse genug für den Massagedienst fand, Bargeld ist bei uns nämlich immer recht knapp. Das Muskelkatergefühl war trotz Massage nicht weg. Ich hätte heulen können. Was, wenn ich in Kapstadt nicht würde laufen können? Das würde mich wirklich herunterziehen, hätte auch Auswirkungen auf alle Bereiche meines Lebens. Es wäre ein riesiges Stück mentale Arbeit nötig, so etwas zu verarbeiten. Das klingt jetzt in Verbindung zum ersten Abschnitt wieder überzogen, aber wie gesagt: Es geht hier um die manchmal gar nicht so kleinen persönlichen Dramen, die die fragile Work-Life-Balance zum abkippen bringen können. Das ging nicht, Ablenkung musste her. Den ganzen Tag nur anderen beim Laufen zu zu sehen, ist irgendwie Höchststrafe für mich. Ich ging erst einmal eine Runde auf die Suche, nach schönen Fotomotiven. Am Start kam Claudia an, als sie mich im Trainingsanzug sah, wusste sie natürlich sofort, was los war.
Wir umarmten uns kurz, dann schickte ich sie wieder auf die Strecke. Auch ohen große Worte waren es diese drei Sekunden, die mir wieder Energie gaben. DA weißt Du, was ein Mensch in Deinem Leben für Dich bedeutet.
Es war schneidend kalt, die Wolken hatten die Sonne komplett im Griff. Aber dennoch bot die Architektonische Schönheit, die gelungene Symbiose aus Zweckarchitektur der 30er Jahre mit modernen Umbauten aus Glas- und Metallelementen eine Fülle an interessanten Perspektiven.
Es tat einerseits gut, wenn mich fast jeder dritte Läufer fragte, was denn los sei und im Vorbeilaufen sein Bedauern ausdrückte oder aufmunternde Worte fand. Aber irgendwie war das jetzt nicht gut für mich. Nachdem ich die Runde beendet hatte, bot ich mich kurz im Verpflegungszelt zur Hilfe an, aber hier bleiben die Läufer stehen und man kam ins Gespräch. Das war noch schlimmer für mich. Ich hätte hier gerne geholfen, verabschiedete mich aber aus diesem Grunde.
In der Kantine gegenüber der Backhalle wärmte sich gerade Cora mit Ihrer kleinen Tochter und Regina auf. Ich gesllte mich dazu und Cora erzählte von Ihrem Neuseeland-Aufenthalt, von dem sie mit Jesko erst am Montag zurückgekehrt waren. Dazu war das süße Kinderlächeln der Kleinen das, was ich nun brauchte. Wir begannen dann, die "Pokale" - kleine Kommissbrote aus Salzteig - mit Schildern zu bekleben, denn das hatte Christian nur noch zum Teil geschafft. Was für eine Arbeit! Eine Tolle Idee, im Akkord und zu sechst schafften wir das Bekleben mit Aufklebern, Plastikschildchen und Heißklebepistole schneller als gedacht und ich konnte mich weiter nützlich machen. Die Gespräche dabei drehten sich mal nicht um das Laufen, das tat auch mal gut.
Als ich wieder raus ging, waren schon fast vier Stunden vorbei. Ich machte nochmal Fotorunden, unterhielt mich mit dem Moderator und freute mich, wie locker Claudia trotz des harten Geläufes immer noch ihre Runden drehte. Dann waren noch die Sandsäckchen zu sortieren, mit denen die Läufer und Läuferinnen(schreckliche Formulieren, sie trieft so vor scheinheiliger "political correchtness"), ach nee, andersherum ja, die letzte Teilrunde bis zur Schlusssirene Markierten. Dann war es vorbei. Claudia hatte über 61 Kilometer geschafft und damit eine neue PB im 6h-Lauf aufgestellt. Eine gute Nachricht. Ich reichte Ihr gleich die warme Jacke an, damit auch sie sich nicht erkälten mag. Ein tolles Nudelbüffet in der Backhalle verkürzte uns die Wartezeit auf die Siegerehrung. Ich hatte Christian nochmal die Fotos auf einen Stick gespielt, sie sollten allen Läufern zur Verfügung gestellt werden können. Auch dort nochmal ein Tiefschlag für mich, denn mit 120 Kilometern hätten wir die Ehepaarwertung gewonnen. Bei Claudias 61 und einer ähnlichen Leistung von mir, die unter normalen Umständen drin gewesen wäre, hätte wir die schöne Plexiglasbrücke mit dem Vorhängeschloss in Empfang nehmen dürfen, die erstmals hier vergeben wurde. Ein gemeinsamer Titel, könnte es schöneres geben? Aber das mit mir und den Pokalen hatte ja schon in Bertlich nicht funktioniert, es soll wohl irgendwie nicht sein. Pokalallergie oder so, nun ja, zumindest bekam ich ja eines der schönen Kommisbrote als Erinnerung an diese für mich sehr schwierige Veranstaltung. Hartes Brot halt....
So hatte ich den Tag einigermaßen überstanden. Dennoch kommen natürlich gerade jetzt immer wieder die Angst machenden Gedanken. Ich brauche dringend die  nun folgende Auszeit in Südafrika, freuue mich riesig auf das Land und die Reise mit unseren Freunden. Ich will dort nicht den Zweifler geben, nicht anderen die Stimmung verhageln, weil es bei  mir vielleicht wirklich nicht laufen sollte. Man darf einerseits keinen Plan B haben, weil man sich ja auf Plan A fokussieren soll. Aber was, wenn es nicht klappt?
Zuhause beschloss ich, mit Mecki den letzten Joker zu ziehen un ihn anzuschreiben. Mecki war unser Teamchef beim fast legendären 24h-Lauf im Stadion Rote Erde, wo ich 2011 und 2012 die Kontakte in die Ultra-Welt geknüpft hatte. Er ist als Physio für die LGO Dortmund tätig, genießt als "Kneter" einen schon legendären Ruf. Ich weiß, dass er unzählige Läufer kennt und viel um die Ohren hat, aber ich wollte jeden Joker nutzen, den ich noch aus dem Stapel ziehen konnte. Vielleicht könnte er mir helfen. Heute Morgen dann hatte er mir auch tatsächlich geantwortet, wir haben telefoniert und allein die relativ klare Telefondiagnose - bei allen Vorbehalten - hat mir neue Energie gegeben und Mut gemacht. Ich habe auch bei ihm noch einen Termin in Dortmund - hier schreibe ich diesen Namen sogar - bekommen. Ich erhielt einige Anweisungen für die Blackroll und die Verabredung, am Montag nach dem Arztbesuch zu telefonieren. Ich hoffe nun, dass sich dieses Licht am Ende des Tunnels nicht als der entgegenkommende Zug erweisen wird. Nein, ich gehe davon aus. Die Zeit in Kapstadt ist mir jetzt egal, jedes Training bis dahin ist passé, aber damit kann ich gut leben, aber danach muss ja weitergehen. Das Projekt TTdR steht nur 6 Wochen später an. Sich in Kapstadt für diesen Traum kaputt zu laufen würde bedeuten, den nächsten zu zerstören. Auch dieses Projekt hat die Einmaligkeit, etwas gemeinsam erstmals erreichen zu können. Ich mag mir die Leere nicht vorstellen, wenn das auch ausfallen würden. Aber vielleicht muss ich mich auf so eine Entscheidung einstellen.
Komme ich also mit diesen nachdenklich-optimistischen Tönen auf den Beginn dieses etwas längeren Artikels zurück. Ja, Katastrophe ist etwas ganz anderes, als in Südafrika nicht laufen zu können. Zumal ich vermutlich nicht der einzige in der Reisegruppe sein würde. Unvergessliche Eindrücke würden mir erhalten bleiben, ich würde mir Mühe geben, die Gruppe nicht durch Miesepeterei herunter zu ziehen. Das geht nur mit dem unerschütterlichen Glauben, dass es klappen wird.
Alles andere überdenke ich morgen. Oder übermorgen. Lassen wir die Kirche also im Dorf.
Wie gesagt, 13 fast verletzungsfreie Jahre sind ein Grund für Dankbarkeit. Und eine Reise nach Südafrika ist kein Grund zum Jammern. Halten wir also die Ohren steif. Und nochmal: Vielen vielen Dank allen, die mir alles Gute wünschen. Ich weiß das wirklich zu schätzen und denke auch, dass das ja irgendwem auffallen muss, der das dann regeln wird. Die unerwartete Hilfe, die mir schon widerfährt, werte ich als Zeichen.

Nkosi sikelel’ iAfrika

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