Sonntag, 17. April 2016

Vor den Schatten großer Ereignisse


Das Training geht weiter. Nach dem schönen "Rund um Rheinberg" belohnte mich das Wetter am Montag wieder mit einem herrlich sonnigen und relativ warmem Abend. Trotz des vollen Bauchs nach dem Abendessen - langsam gewöhne ich mich daran - ging es gut los. Bei km 1 musste ich kurz geschäftlich an den Baum, zwei andere mir unbekannte Läufer überholten und ich konnte die beiden als Bremse nutzen. Man kam ins Gespräch was man so läuft. Sagt der eine zu dem anderen: "Es gibt wirklich solche Leute, die laufen hier ganz normal rum!" Wir mussten alle drei lachen. Als ich mich bei km 6 am Waldsee von ihnen verabschiedet hatte, muss mich die untergehende Sonne und das Gezwitscher der Vögel wohl besonders motiviert haben.


Jedenfalls war ich plötzlich bei einer 4 vor der Pace. Das wollte ich nun nicht riskieren. Ich hörte in meinen Oberschenkel hinein, denn es lief so gut. Nein, nein, bremsen und vernünftig bleiben. Wenn jetzt etwas passiert, sind Sixdays und TTdR gefährdet. Und ich muss froh sein, wieder so schnell so gut im Training zu sein. Am Ende standen 11 km im Schnitt von 5:34 auf dem Tacho, so war es gut und genug Kilometer waren es auch. Dienstag wie immer nur Stabi-Training mit der Ausdauerschule. Mittwoch dann mal wieder nach dem Abendessen los. Wie gesagt, langsam gewöhnt sich mein voller Magen. Nach etwas mehr als einem km bemerkte ich Schritte von hinten, die schnell aufholten. Es war Michael, früherer Fußballkollege und natürlich auch Läufer. Sonst wäre er ja in diesem Moment nicht da. Wir beschlossen, zusammen weiter zu laufen und ich musste von Kapstadt und dem TOM berichten. Wenn man so quatscht, wird man irgendwie immer schneller. Egal, dachte ich. Es stand eh 40 Minuten GAT 2 auf dem Plan, auch wenn ich kein Tempo machen wollte. Solange die 5 vor der Pace steht, sollte es gehen. Es ging auch. Nach 9 Kilometern - Michael hatte 10, denn er wohnt etwa 500 m weiter - standen 9 Kilometer im 5er Schnitt zu Buche. Trainingsplan des Schleifers ja fast eingehalten. Aber es ging mir gut. Nur halt jetzt nicht übermütig werden und morgen dann mal deutlich langsamer.


Donnerstag stand das erste Training des neuen Sommerlaufkurses der Ausdauerschule by Bunert an. Die beliebten "Laufspiele", Lauf ABC und irgendwelche Ausfallschritte , dazu komische Fangen-Spiele und so etwas. Das wollte ich meiner Muskulatur nicht antun, denn schnelle und unüberlegte Übungen können zum Verhängnis werden, wenn man auf gereizte Nervenstränge achten muss. Ich wollte mich mit Lauffreund Werner auf die 10 Kilometer-Runde hier an der Sechs-Seen-Platte in Duisburg machen, während die anderen ihre "Laufspiele" absolvierten. Werner läuft am Sonntag in Hamburg den Marathon und will Trainerin Sigrid unter 4 Stunden ziehen. Wir sind beide zwei Jahre zuvor in Hamburg gelaufen (http://alt.laufen-in-dortmund.de/stories/2014/hh.htm - Ein harte Kampf in Hamburg), kennen Strecke und deren Tücken. Werner will langsamer angfangen, dann schneller und am Ende wieder ewas langsamer werden Greif-Light-Taktik sozusagen. Ich bin skeptisch, ob es das Richtige ist. Aber Werner ist auch ein erfahrener Marathoni, er und Sigrid, der ich es wirklich wünsche, die 4h zu unterbieten, werden es schon richten. Wir laufen abseits der ausgeschilderten 10er Runde, ich selbst hätte mich wohl verlaufen, aber Werner kennt sich bestens aus. Wir haben genau 10 km auf der Uhr, fast exakt in Werners geplantem Marathon-Renntempo für Hamburg. Mit vielen Guten Wünschen an die "Hamburger" verabschieden wir uns, auch Freund Marco hat sich ja noch kurzfristig einen Startplatz besorgt und ich mahne zur Besonnenheit, denn die Riesenbecker Sixdays sind nur zwei Wochen nach dem Marathon am Sonntag.
Freitag nimmt Claudia mir die Entscheidung ab, ob ich am Nachmittag noch laufen gehen soll. Denn sie hat die Winterreifen von Schwiegermutter geholt, wo wir sie über den Winter einlagern. Also an zwei Fahrzeugen Reifen wechseln statt laufen. Dafür holte mich die Post wieder ins Läuferland zurück. Die Startunterlagen der Riesenbecker Sixdays waren gekommen! Startnummer, Transponder (je einen Einwegtransponder für zwei Tage), Rennzeitung mit Teilnehmerliste, in der auch ich mit zwei Fotos der letzten Veranstaltung abgebildet bin. Streckenbeschreibung.
Ich lese das alles, obwohl ich es kenne. Wir waren ja schon 4 mal da. Aber es nimmt mich sofort in Beschlag. Diese Veranstaltung werde ich wohl nicht mehr los. Ich finde das ganz toll, was Michael Brinkmann und sein Team da über zwei Jahre hineg immer auf die Beine stellt. So ein Etappenrennen ist halt nicht nur ein Wettkampf. Auch wenn ich dieses Mal nur mit gebremstem Schaum laufen kann. Ich habe einmal geschrieben "Ich lebe diesen Lauf", das war 2012, als ich dort mein bestes Ergebnis erzielen konnte. So ist es wohl. Das wird mir zu Hause auf der Couch wieder klar.
Für den Wochenendlauf war ich etwas unschlüssig. Irgendwie juckte es mich in den Füßen, einen der ausgefallenen Trainingsläufe zur TTdR "nachzuholen". So überlegte ich ernsthaft, am Samstag ganz früh zum Baldeneysee hin zu laufen, von uns eine Strecke von 34 Kilometern. Zusammen mit den geplanten 28-30 dort hätte ich einen schönen langen Trainingslauf. Claudia überzeugte mmich davon, es sein zu lassen und vorsichtig zu sein. In Iserlohn am Seilersee wollten wir in der nächsten Woche 100 in der Nacht laufen, zwei solche Wochen hintereinander könnten gefährlich für meinen Oberschenkel werden. Nach reiflicher Überlegung verwarf ich den Plan. Es erscheint mir etwas verwegen, mit drei Marathonläufen, zwei 56-Kilometer-veranstaltungen und einmal 100 km die 230 Kilometer an zu gehen, aber rettet mich da ein 64-Kilometer Training? Oder ist die Gefahr größer, sich "was weg zu holen"? Ich setze auf meine Grundfitness, meine mentale Stärke und die Erfahrung und lasse es sein. Pfingstsonntag weiß ich mehr. Es ist wie es ist. Also diese Woche "nur" 75 Kilometer, nächste wieder deutlich über hundert. Bei den Sixdays dann nochmal 130 in 6 Tagen. Das wars dann mit Training.
Samstag steht ein Schuhtest am Baldeneysee beim Lauftreff von Marc Boehme's Laufsport Bunert Essen an. Der finnische Hersteller Karhu will zurück in den Markt, die Marke gab es wohl in den 80ern bereits. Das erste Paar ist mir zu hart in der Sohle, das zweite fühlt sich nach den Testschritten besser an. Also ab damit auf die erste Runde. Wir unterhalten uns nett mit einer Läuferin der WAZ, die im Zuge der Vorberichterstattung des Essener Firmenlaufs hier einmal mitläuft.

Das Modell, welches ich getestet habe, lief sich über 14 km gut und unauffällig, war relativ leicht. Leider waren nur sehr wenige Größen da, so dass meiner doch eher 1/2 Größe zu klein war. Die Schuhe sind etwas fester in der Dämpfung, geben dafür gewisse Stabilität, was auf langen Strecken nicht unbedingt von Nachteil sein muss.Die Sohle war für wechselnde Beläge geeignet, vielleicht nicht gerade für Hardcore Trails. Bin Wiese, Matsch und Schotte neben dem üblichen Asphalt gelaufen. Kann mir durchaus vorstellen, auch eine längere Strecke damit zu laufen. Design war durch aus in Ordnung, wobei mir das mit dem Großen Bärenkopf an der Seite deutlich besser gefallen hat, der kleine Plastikbär wirkt auf mich eher billig. Ich bin jetzt aber ein eher schlechter Schuhtester, weil meine Füße relativ unproblematisch sind. Gerne würde ich das Modell mal über lange Distanzen testen.
Die erste Runde Baldeneysee war somit recht schnell um, ein halbe Dose finnisches Bier vom Schuhtester getrunken, schon ging es weiter. Da leider nur noch Andreas, Frank und Michael die zweite Runde mit uns laufen wollten, die aber nicht warten wollten, bis Claudia den Testbericht ausgefüllt hatte, ging es weiter. Wir wollten wieder aufholen und wurden immer schneller. Da die drei auch schneller als in 6er Pace unterwegs waren, bedeutete dies für uns 4-5 Kilometer deutlich schnelleres Tempo, in der Spitze durchaus bei 5:10-15 pro Kilometer. Kurz vor der "Holzbrücke" die eigentlich eine Stahlbrücke ist, wegen Ihres Laufbelags aus Holzbohlen aber so genannt wird,hatten wir sie eingeholt und setzten die Runde bei deutlich reduziertem Tempo fort. Unsere Begleiter waren deutlich mitgenommener, Andreas musste einige Kilometer vor dem Ziel auf "Gehen" umschalten. Am Kettwiger Wehr, wo man wegen der Treppen aus dem Rythmus kommt, war auch Michael am Ende. Nach 28 Kilometern - immerhin sein längster Lauf - geht auch er den letzten Kilometer. Mit Frank kommen wir am Auto an. Nicht fertig, aber durchaus gefordert. 29 Kilometer in 5:43er Pace mit einigen schnelleren Zwischenkilometern fanden wir beide ganz ordentlich.

Sonntag blieben dann noch 16 Kilometer. Doch zuerst wollten wir unsere Lauffreunde im Netz und TV beim Hamburg-Marathon zu verfolgen. Die Runde danach führte uns auf dem weitest möglichen Weg um Lohheider See und Waldsee, vorbei an kurzen Schauern und zum Ende in die Sonne. Eine schöne Laufwoche geht zu Ende. Und das Ende der vier wettkampflosen Wochen zwischen Kapstadt und dem Seilersee .Das nächste Wochenende dort wird stressig, aber auch schön. Und dann kommen schon fast die Risenbecker Sixdays. Bloß von dem Megading danach ablenken. Bis bald. 
Ach ja, Freund Marco hat heute in Hamburg beim Marathon seine PB um 7 Minuten verbessert. Drei Wochen nach dem Ultra in Kapstadt. Zwei Wochen vor den Sixdays, die ich mit ihm gemeinsam laufen will. Er ist gut drauf. 




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