Freitag, 13. Mai 2016

Tor Tour de Ruhr - der Spaß kann beginnen

Nun, langsam wird es doch kribbelig. Kribbelig aber eher für den ganzen Orga-Aufwand. Die Crew ist zwar bereits sehr selbstständig, aber als gelernte Führungskraft (hüstel hüstel) hat man ja immer das Verlangen, sich um alles selbst zu kümmern, obwohl die Delegation ja erfahrungsgemäß gut funktioniert und ich auch weiß, dass ich mich auf mein Team verlassen kann. Trotzdem ist das Kontrollverlangen ja immer irgendwie da.

Nun, lassen wir mal die Kirche im Dorf. Wir haben ein tolles Team, auch wenn die liebe Anja jetzt leider OP-bedingt ausgefallen ist, konnten wir sofort umdisponieren. Weil wir eben so viele Lauffreunde haben, die sich für uns das Wochenende oder wesentliche Teile davon um die Ohren hauen wollen.

Die letzten Einkäufe sind erledigt, mit den Fressalien kommen wir durch, auch wenn es keinen anderen VP gäbe. Campingkocher, Wassertank für eine mobile Versorgung "out of the Bus" sind besorgt. So steht der Zubereitung von Heißgetränken in der Nacht auch nichts entgegen. Die Crew im Bus könnte ja auch frieren. Die werden versuchen, alle 10 km einen mobilen VP einzurichten und vor allem die Welt über den Stand der Dinge auf dem laufenden halten. Es gibt eine Facebook-Gruppe, der sich jeder interessierte gerne anschließen kann.
 https://www.facebook.com/groups/1016471211723129/

Wir müssen nur noch laufen. Und komischerweise mache ich mir darüber die wenigsten Gedanken und ich glaube, dass meine Claudia dies auch nicht tut. Wir wissen beide, dass wir hundert Meilen bei schwierigen Bedingungen laufen können. Und wir wissen auch, dass wir beide 100 km bei Eiseskälte in der Nacht zu Ende bringen können. Was nach den 100 kommt, kann sowieso keiner kalkulieren. Ich schätze meinen Geist so stark ein, dass ich viele Schwierigkeiten mentaler Art werde überwinden können. Mein Großcousin André hat mich am Mittwoch gefragt, was er denn in der Nacht als Begleitläufer tun solle, er sei ja nicht so redselig, wie ich es manchmal bin. André, Du musst gar nichts tun. Du musst einfach nur dabei sein. Alleine ein neuer Laufbegleiter hilft, man kann auch schweigend lange Strecken nebeneinander her laufen. Allein, dass sich jemand meine Flüche und Klagen anhört, gibt einem ein gutes Gefühl. Die Koordination VP macht der Radbegleiter. Es wird gut tun, einen ebenfalls erfahrenen Läufer an seiner Seite zu haben. Ich werde mit Claudia zusammen starten, aber unsere Wege werden sich unterwegs trennen. Wenn nicht automatisch, dann herbeigeführt. Denn ich halte das, was im Laufe des Rennens passieren wird, nicht mit ihr aus. Wir wollen uns nicht gegenseitig herunterziehen, denn einer wird immer irgendein Problem haben. Mit Problemen musst Du auf dieser Distanz alleine klar kommen, dann kann man sich wenig helfen.

"Die Crew bring Euch da durch" - in diesem Satz steckt viel wahres. Was allein Henning an - vielleicht auch unbewusster - Aufbauarbeit während des Mauerweglaufes für mich und Yvy dort für Claudia getan hat, kann man nicht überbewerten. Umso mehr ziehe ich den Hut vor denen, die das wirklich mit vielleicht nur einem Radfahrer durchziehen. Aber der Lauf ist für mich keine Durchschlageübung, sondern ein sportliches Event und beim Sport ist Betreuung nichts anrüchiges. Ich bin mehr der gesellige Typ und ich denke, dass diese Team-Event für uns alle ein Gewinn sein wird. Gestern beim Training spürte ich natürlich auch die Anspannung von Holger, Werner, den beiden Michaels. Halt, bei einem Michael. Beim anderen....ich weiß nicht. Aber dafür ist er Gold wert, sein schräger allgegenwärtiger Humor, seine teilweise absurden Späße werden uns am Sonntag früh auf andere Gedanken bringen.
Allein für diese tolle Crew wird man nicht aufgeben, wenn es irgendwie möglich ist. Man kann den Lauf durchaus auch in strammem Marsch fortsetzen, wenn es sein muss. Wir werden die nötige Achtsamkeit hoffentlich nicht verlieren.

Vorbereitet haben wir uns, so wie wir es für richtig hielten. Grundkonzept hohe Grundgeschwindigkeit halten, einige Belastungsspitzen im Marathon- und Ultrabereich setzen und einen 100er in die Nacht. Dann nochmal sechs Tage regelmäßige Belastung, jetzt Ruhe. Das ist mein Weg. Wenn der nicht zum Ziel führt, führt er mich woanders hin, aber es ist meiner. Ich habe es geschafft, keinen anderen Ultra-Plänen hinterher zu laufen, sondern die Pläne der Ausdauerschule by Bunert nach bestem Wissen und Gewissen modifiziert. Ich denke, Claudia geht es ähnlich.

Mein Wunsch ist es, meine Claudia an der Ruhrmündung in die Arme nehmen zu können und uns gegenseitig gratulieren zu dürfen. Wünsche gehen nicht immer in Erfüllung, das ist uns wohl bewusst. Aber man kann ja zielstrebig drauf hin arbeiten.

In diesem Sinne.....

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