Montag, 30. Oktober 2017

Chariots of fire - Kurzbericht zum Frankfurt Marathon

Ich werde hier nur kurz den gestrigen Tag Revue passieren lassen. Einen ausführlichen Bericht lasse ich in einigen Tagen bei Laufen-in-Dortmund.de folgen.
Zieleinlauf Festhalle Frankfurt - im Eingang empfangen mich die Klänge von Vangelis' "Chariaots of fire". Für mich konnte es keine bessere Musik bei diesem Zieleinlauf geben. Ich gehe, nehme dann langsam wieder Trab auf und sauge diese 30 Sekunden in mein Bewusstsein. Mein Ziel "unter 3:15" habe ich gerade deutlich verfehlt, das wusste ich aber seit fast einer Stunde. Aber es waren dann doch nur 2 1/2 Minuten. Der Applaus der Zuschauer, die Cheerleader rechts und links von mir, die bunten Lichtfinger , die magische Spuen an die Kuppel der Festhalle zeichnen. Was für ein Moment. Was sind da Minuten. Ein Hauch der Ewigkeit. Es mag übertrieben klingen, aber das waren meine Gefühle. Keine Enttäuschung, grenzenloses Glück, so etwas erleben zu dürfen und das in einer ordentlichen Zeit.
Was war passiert? Wir wollten uns mit Klaus Arping von den Laufjunkies und Lukas Gietmann an der Grenze der Blöcke 1 und zwei treffen, das klappte auch und sofort nach den 3:15er Pacern gingen wir zusammen über die Startlinie. Wir kamen gut weg und waren die ersten Kilometer genau in der Zeit. Dennoch hatte ich hier bereits negative Gedanken. Waren es die Warnungen vor dem böigen Wind? Waren es Zweifel an der eigentlich zu kurzen Vorbereitung ohne richtig lange Läufe? Ich bekam es verdrängt, denn ich hatte ja auch den Job übernommen, den jungen Lukas zu neuer Bestzeit zu führen, solange es ging. Und das lenkte wieder ab. Gesprochen wurde nicht viel, wir waren bei Kilometer 13 mit minus 30 Sekunden sehr gut im Soll. Am südlichen Mainufer, also zwischen 13,5 und 24, danach noch bis Hoechst bis km 27 ging es nun gegen den böigen Wind. Den Pacern folgten wir bewusst nicht, wir machten unser eigenes Ding und damit hier wahrscheinlich Fehler. Zwar hielten wir genau die Pace, merkten aber nicht, wie das gegen zunehmende Windböen immer mehr Kraft kostete, den nötigen Druck auf die Straße zu bringen. Ab Mainüberquerung Schwanheimer Brücke, wo es ganz leicht über einen Kilometer nach oben geht, fiel es mir schwer, dan den Pacern dran zu bleiben. Lukas war noch neben mir, hier ungefähr war er mir beim gemeinsamen Vorbereitungslauf in Bertlich "weggebrochen". Wir kämpften uns bis zum Anstieg am Hoechster Schloß bei Km 27, wo es dann endgültig aus dem Wind gehen sollte. Meine Hoffnung ging dahin, dass es nun mit Rückenwind erst einmal wieder leichter würden. Leider machte sich seit dem Hügelchen in Hoechst meine hintere rechte Oberschenkelmuskulatur bemerkbar. Beide Gesäßmuskeln fühlten sich zudem ziemlich hart an. Das war anscheinend der Preis der Keulerei gegen den Wind, um konstantes Tempo zu halten. Als es auch bei bester Stimmung am Staffelwechsel in Nied nicht besser wurde, sagte ich zu Lukas, er soll mit den Pacern laufen, wenn er könnte. Ich hatte beschlossen, dass es heute nicht zu zwingen war. Ein wenig hoffte ich noch auf den "Rotterdam-Effekt", wo ich nach Krise von alleine wieder auf Marathontempo gekommen war. Lukas lehnte dankend ab und blieb bei mir, auch er musste nämlich bereits hier dem Tempo Tribut zollen. Das Risiko waren wir eingegangen, er kam von einer 3:27 Bestzeit, die sollte er jedem Falle heute toppen können. Irgendwann auf der Mainzer Landstraße kurz nach km 30 war er weg. Ich nahm mir vor, mit minimal 5er Pace weiterzulaufen. Es ging wieder besser. Ein Stückchen liefen Klaus und ich noch gemeinsam, er baute aber auch recht stark ab und hatte ebenfalls Probleme mit der Muskulatur. Ich hatte hier Angst, dass mein Piriformis komplett "zu machen" würde, was mich dann auch die 3:20 gekostet  und auch die nächsten Wochen zur Pause verdonnert hätte. Mit kontrolliertem Tempo wurde der Muskel etwas besser, sobald ich kurz anzog, wurde es schlechter. Die Strecke kenne ich ja aus dem ff, ich konnte mir gut immer neue kleine Ziele setzen, dennoch hatte ich hatte aber auch keine Energie mehr, keine Kraft. Klaus war nun auch nach hinten abgefallen, ich war allein. Aber es lief wieder halbwegs. Ich begann wieder zu rechnen. Ganz ausgeschlossen war eine 3:15 noch nicht. Die Stimmung ab km 36 war super und trug mich noch einmal in die Hochhausschluchten der City. Ich sah nicht mehr auf die Uhr bis km 41. Auf dem Rückweg aus der City war der Gegenwind in den Hochhausschluchten brutal. Ich kam mir schnell vor, aber mehr als 4:50 waren es wohl nicht. Am "Mann mit dem Hammer", wo es Richtung Festhalle geht, schaute ich nochmal auf die Uhr. 35 Sekunden für knapp 200 Meter zur 3:16:59 hätten Vollsprint bedeutet. War mir zu gefährlich und letztlich auch egal. Vangelis bremste mich dann am Eingang aus. Ich ging, trabte langsam wieder an und sank im Ziel auf den Boden. War das ein Brett!
Ich war ab km 26/27 ziemlich am Ende, hatte mich aber nicht hängenlassen sondern eine bewusste Entscheidung getroffen, das Beste draus zu machen. Und es war ja dann noch recht ordentlich. "Chariots of fire" war der Lohn. Meine Erfahrung zahlte sich aus, im richtigen Moment die für mich richtige Entscheidung zu treffen. Hätte ich versucht, weiter zu "ballern" und mein Muskel hätte auf den Nerv gedrückt.....meine Kraft hätte vermutlich auch nicht mehr gereicht. Eine zu kurze Vorbereitung und widriger Wind waren eben für heute eine blöde Kombination. Warum unzufrieden sein? 3:17:27 ist jetzt nicht so schlecht, nur 2:28 zu langsam.
Damit kann ich gut leben zum Saisonabschluss. Unter 3:15 wäre toll gewesen...war halt nicht, obwohl ich alles dafür getan habe. Dann kann ich auch mit einem solchen Ergebnis meinen Frieden halten. Lukas kam in einer tollen 3:21 ins Ziel und hat seine PB somit um 6 Minuten verbessert. Auch bei ihm hat sich das Risiko, 3:15 anzugehen, somit ausgezahlt. Klaus kam noch etwas später ins Ziel er ging auch kein Risiko mehr ein. Aber zu einer Bestzeit gepaced zu haben, ist ja auch ein schöner Erfolg.
War wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich vor Lukas ins Ziel bin......

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