Montag, 26. Mai 2014

Riesenbecker Sixdays - "Prolog" Riesenbeck - Ibbenbüren

Da sind wir. Pünktlich gegen halb elf am Samstag morgen beziehen wir unser Ferienhaus „Schneewittchen“ – leider ohne die sieben Zwerge, aber dafür schreit auch keiner „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen“ oder gar „Wer hat in meinem Bettchen geschlafen“. Obwohl…..da sitzt noch jemand im Wohnzimmer, auf gepackten Taschen. Es ist Birgit aus Neuss, die wir hier schon die letzten zwei Male als Nachbarin und Sixdays-Läuferin kennengelernt hatten. Sie ist Freitag schon angereist und sollte mangels Hotelzimmer eine Nacht im noch freien Ferienhaus verbringen, ehe sie nun für den Rest der Woche auf’s gebuchte Hotelzimmer wechselt. Zur Erleichterung der Hotelinhaberin trinken wir dann erst nochmal gemeinsam Kaffee und quatschen übers Laufen, da konnten sie in Ruhe noch das Zimmer fertigmachen. So ist das hier halt immer, bei unserer nun schon vierten Teilnahme, man kennt immer mehr Leute.
Halb eins fahren wir dann zusammen zum Ziel nach Ibbenbüren, die Transferbusse warten schon und wir steigen in den zweiten ein. Michael Brinkmann, Organisator des Laufes wie auch des Münster-Marathons, kommt wie immer in jeden Bus und hält heute ein extrem kurzes Briefing ab.
Erneut warnt er „die Herren unter uns“ vor dem „wilde“ verklappen von Dünnsäure in der Botanik, des sei it 35 € Ordnungsgeld belegt und das Ordnungsamt der Gemeinde sei mit verstärktem Personal vor Ort. Es stünden ja die Schultoiletten am Start zur Verfügung. Ok, für Frauen wäre das dann mit der otanik also kein Problem, denke ich mir schmunzelnd, während der Bus sich in Bewegung setzt.
Angekommen in Riesenbeck sehen wir gleich meinen (Groß-)Cousin Andre. Der hat uns mit seiner Teilnahme 2006 hier angefixt und 2008 mitgenommen, seitdem sind wir hier gemeinsam am Start. Leider hat er in den letzten zwei Jahren mit gesundheitlichen und zeitlichen Problemen zu kämpfen gehabt, er wusste bis vor kurzem noch nicht, ob er den Start hinbekommen würde. Aber jetzt ist er doch da, mit Frau Anna als Support und seinen beiden Kindern. Es beginnen die üblichen Vorbereitungen, man trifft den einen oder anderen Läufer. Auch Stefan ist wieder da und spricht uns an. Diesmal nicht für Eintrachht Frankfurt Triathlon sondern Wohnortbedingt für Hannover 96 Triathlon am Start. Er war beim letzten Mal dann mal gleich zum ersten Mal am Start und ziemlich vorne dabei gewesen.
Auch die Startmusik ist hier Kult und immer aus dem gleichen begrenzten Repertoire. „I will Survive“, „Wahnsinn“ und die Trommeln des Safri-Duos dürfen einfach nicht fehlen. Kurz vor dem Start sehe ich dann endlich Birgit und Dieter, die ich aus der Ausdauerschule „mitgebracht“ habe und die(Birgit) ich bei den Frauen auch mit vorne sehe. Wir besprechen, eine 4:30 bis 4:40er Pace anzugehen, wobei ich weiß, dass Birgit schneller sein wird als ich. Für mich ist das hier drei Wochen nach dem Hamburg-Marathon ein Überraschungspaket, ich will mal mit 4:30er Pace angehen, glaube aber jett schon nicht, das durchhalten zu können. Los geht es, leicht bergab auf die Hauptstraße, ein Stück durch Riesenbeck und dann raus auf die Feldwege. Habe heute meine Adizero Boost an, die schnellen Schuhe mit wenig Dämpfung. Das verleitet mich dann offensichtlich dazu, den ersten Kilometer dann mal gleich mit 4:02 rauszuhauen. „Du bist irre“ sagt mir mein Alter Ego und fordert mich auf, zu bremsen. Die Sonne scheint, es ist etwas über 20 Grad, aber windig. Was für die Erfrischung gut ist, ist für die Beine bekanntlich schlecht, denn im ersten Teil auf den Feldern bläst der Wind von vorne bzw. schräg vorne. Über 4:24 auf dem zweiten und 4:26 auf de dritten Kilometer habe ich es dann endlich geschafft, so halbwegs auf die Pace abzubremsen, die ich angehen wollte. Birgit kommt herangelaufen, wir unterhalten uns kurz. „Ich denke, so 4:30 – 4:40?“ fragt sie mich. „Ich bremse gerade darauf runter“ melde ich zurück. Dann lasse ich sie laufen. Denn mir fallen die 4:33 jetzt schon schwer, nach nicht ganz fünf Kilometern. Also beschließe ich vernünftig zzu sein und stelle meine  virtuellen Tempomacher an meiner Uhr auf das neue Soll von 4:40/Kilometer. Das hilft meinem Kopf. Um mich herum einige bekannte Gesichter aus den letzten Jahren, hier gibt es einige, die laufen alle zwei Jahre exakt den gleichen Stiefel herunter, immer dasselbe Tempo, immer dieselbe Platzierung. Leider bildet sich bei mir mal wieder keine Gruppe, ich bin die Gruppe. Der Weg verliert den Asphalt und wird sandig, es geht Richtung Doofmund-Ems-Kanal. Über ein Stück Wiese führen meine Schuhe mich die Böschung hinauf, dann auf den schlecht geschotterten Fahrspuren den Kanal-Wirtschaftsweg entlang. Hier kommt der Wind endgültig von vorne. Mit Kilometer 9 verfehle ich dann hier gleich mall schon die 4:40er Vorgabe, aber es ist mir erstaunlicherweise egal. Hamburg fordert seinen Tribut, das merke ich schon hier. Und so viele, wie am Start schon deutlich schneller abgingen zeigten mir, dass das Niveau mal wieder gestiegen statt gesunken zu sein scheint. Die paar Meter hoch zur Kanalbrücke bewältige ich schnell, dann geht es von dort wieder hnunter und noch 5 Kilometer flach weiter. Aber ich sehe schon den Kamm des Teuto, über den wir gleich einmal hinüber nach Ibbenbüren müssen. Ich trinke mein Dextro flüssig so nach 11 Kiometern, danach geht es mir schnell wieder etwas besser. Placebo oder echte Wirkung ist mir relativ egal. Der Weg ist aber hier dann wieder nicht mehr asphaltiert und erstaunlicherweise modderig. Da sind meine Adizero jetzt nur bedingt geeignet. Also wieder mal „nur“ 4:42er Pace. Dieter, Birgits Begleiter, kommt von hinten vorbei. Auch er ist vor zwei Wochen wie Birgit in Bödefeld Ultra gelaufen, hat es sich aber besser eingeteilt. Er geht vorbei, ich sage ihm, er soll mal laufen. Ich würde an den morgigen Tag denken und es nun etwas ruhiger angehen lassen. Aber es wird gar nicht ruhiger, im Gegenteil. Kaum habe ich Asphalt unter den Sohlen werde ich wieder schneller. 4:34 und 4:40, ehe es dann rechts ab durch einen Fachwerk-Bauernhof auf den langsamen Anstieg zum Teuto geht. Es ist ein Feldweg, ziemlich zugewachsen. Die Fahrspuren Sandig, die Mitte buckelig mit Gras bewachsen. Ich werde langsamer. Jetzt kommen bereits einige einheimische „Bergziegen“ vorbei. Sollen sie, abgerechnet wird im Ziel. Ein Stand, an dem Schwämme gereicht werden, die man am Anstieg gut nutzen kann, hilft weiter. Es wird steiler. Es wird schattig, ich bin im Teutoburger Wald. Cousin Andre schließt zu mir auf. Für ihn freut es kich, aber für meinen Anspruch eigentlich zu wenig? Ich sage noch „komm dann mal mit“ und weiter geht es. Mein strammer Gehschritt berauf ist offensichtlich noch bekannt, ein anderer Läufer spricht mich beim Überholen an. „Du kommst doch gleich eh wieder von hinten, wenn wir oben sind“. „I hope so“ denke ich und wuchte meine 85 kg Schritt für Schritt höher in den Wald. Andre bleibt hinter mir. Oben angekommen, bin ich tatsächlich schnell wieder im Tempo. Auch hier ist es teilweise matschig, aber schnell verlassen wir wieder den Hermannsweg und „stürzen“ uns talwärts. Ich lasse laufen und gebe richtig Gas. Leider ist der Weg hier mit dicken, spitzen Steinen bewehrt, die noch von ein paar Wurzeln unterstützt werden. Der Läufer vor mir kann gerade noch ein Umknicken vermeiden. „Da wären die Sixdays fast schon vorbei gewesen“ rufe ich ihm im Vorbeirasen zu und von hinten  gibt er mir Recht, während ich beim vierten Mal darauf vertraue, dass meine Füsse den weg schon wieder finden würden. Und das tun sie. Ich hatte bergab bis auf 3:12 beschleunigen können, das macht Mut und gibt wieder Schwung. Und jetzt überhole ich mal wieder richtig. Es wird flacher, ich biege auf die Groner Allee ein, die mich gerade ins Zentrum und zum Ziel führen soll. Gruppe u Gruppe laufe ich ab, selbst auf der Katastophen-Kopfsteinplaster-Buckelpiste Groner Alle schaffe ich es, unter 4:30 zu bleiben. Dann die letzte Hauptstraße bis zur Fußgängerzone. Es kann nicht mehr weit sein. Dieter sehe ich so fünfzig meter vor mir, verkneife mir aber den Sprint, ihn einzuholen. Es ist ein Etappenrennen. Dann stelle ich fest, dass das Ziel noch garnicht das Ziel ist. Es geht nochmal rechts ab und leicht heran durch die Fußgängerzone, vorbei an Eis schleckenden Einkäufern. Aber auch vielen Zuschauern. Dann habe ich es geschafft. Michel Brinkmann sagt mich von seiner Bühne aus an.
„Thomas Kühnen aus Duisburg, zum vierten Mal dabei.“. Der Mann ist wie immer bestens vorbereitet, die BSG Sparkasse verkneift er sich, aber die Volksbank ist ja auch Etappensponsor. 1:28:18, gut vier Minuten langsamer als vor zwei Jahren. Aber auch 3 – 400 Meter mehr gelaufen. Ich freue mich. Andre kommt kurz nach mir rein, ich habe im noch fast 1,5 Minuten auf den letzte 3 Kilometern abnehmen können. Dann beginnt das Warten auf Claudia. Sie kommt, kurz nachdem Tanja von Jogmap Ruhr im Ziel ist und mir sagte, dass sie gleich eintreffen müsse. Knapp unter 1:43 ist auch für Claudia eine gute Zeit.




So, der Rest folgt morgen, denn ich muss mich schon wieder fertig machen. Die „Königsetappe“ nach Tecklenburg wartet. Ich bin gespannt.

Mehr Fotos gibt es hier:
http://www.riesenbecker-erlebnislaeufer.de/riesenbecker-sixdays-2014/fotos/1-etappe-riesenbecker-sixdays/

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