Sonntag, 24. August 2014

Challenge Day beim Drei-Halden-Lauf

Zeit, mal wieder mehr Kilometer zu machen. Und wo kann man das besser, als beim Drei-Halden-Lauf rund um unser Laufrevier daheim, sozusagen ein echtes Heimspiel. Der Lauf wird vom nun schon 10 Jahre alten Lauftreff "Die Stolperer" aus Moers als Gruppenlauf ohne Zeitnahme und Platzierung vom Rheinpreußen-Stadion in Moers-Meerbeck aus nun schon zum 6.Mal veranstaltet. Er führt zunächst nach Neukirchen-Vluyn, über die Himmelstreppe auf die Halde Norddeutschland. Dann geht es weiter nach Kamp-Lintfort auf die Halde Pattberg, ehe zuletzt unsere Trainingshalde Rheinpreußen auf Moerser Stadtgebiet belaufen wird. Die Gesamtstrecke beträgt knapp 36 Kilometer durch unsere niederrheinische Landschaft. Wir sind bereits zum 5.Mal dabei und haben natürlich auch in der Trainingsgruppe der Ausdauerschule wieder mächtig Werbung gemacht. Leider in diesem Jahr mit überschaubarer Resonanz, aber mit Heike, Michael und Werner waren zumindest drei weitere Bunertonis dabei. Auch wenn Werner sich lange geziert hatte.

Für uns war es seit Davos vor vier Wochen der erste richtig lange Lauf, aber der würde uns nicht schrecken. Wir freuten uns auch wieder auf ein Treffen mit vielen Lauffreunden und -bekannten. Der LC Duisburg um Marcus Kintzel, der uns alle noch mit einer Startertüte ausstattete (Danke, Marcus), war mit 20 Leuten angerückt. Und auch der TC Kray und der AS Neukirchen-Vluyn waren gut vertreten. Das Wetter meinte es gut mit uns, wir trafen uns bei 14 Grad und strahlendem Sonnenschein, der die Luft rasch erwärmte. Insgesamt sollte die Temperatur aber optimal bleiben. Nach dem üblichen "Hallo" und vielen netten Begrüßungen hielt Burkhard von den Stolperern ein launiges Briefing ab, er mahnt zum Einhalten der 6er Pace. Ebenso bat er uns eindringlich auf Bitte des Regionalverbandes Ruhr, dem der zu durchquerende Baerler Busch untersteht, das Rauchen und Grillen während des durch Laufens zu unterlassen.
Den Lacher hatte der RVR dann mal auch verdient. Während ich noch versuchte, mir vorzustellen, wie wir unterwegs im Wald wohl während einer 6er Pace rauchend den Grill anwerfen würden, war schon der Steiger im Bergmannskostüm mit der Schachtglocke an den Start gewechselt, es hieß aufbrechen. Meerbeck ist ein bäuerliches Dorf von 200 Einwohnern, welches mit Abteufen des Schachtes IV der Zeche Rheinpreußen 1900 in den folgenden 13 Jahren auf über 10.000 Einwohner anwuchs. Dessen Blütezeit dann natürlich mit dem Niedergang derselben ebenso endete, wie der des RSV Meerbeck, der einst in den siebziger Jahren in der Drittklassigkeit der damaligen Oberliga gegen Gegner wie RW Oberhausen, den 1.FC Bocholt und SW Essen mehrere tausend Zuschauer in die nun weitgehend dem Verfall preisgegebe Stadionanlage lockte. 23.000 Zuschauer waren dort früher einmal als Fassungsvermögen angegeben.  Hier spielten seinerzeit der Amateur-Nationalspieler Werner Pfeiffer (bei Alemannia Aachen auch in der Bundesliga am Ball) und der DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock.

Ich hatte hier im Jahre 1984 einmal in den Sommerferien ein Freundschaftsspiel des 1.FC Köln gegen den örtlichen Verein besucht, danach ging ich noch zu einem Nachbarn, wo eine gewisse Claudia aus meiner Jahrgangsstufe gerade zu Besuch war. Diese Claudia lief dann heute mal gemeinsam mit Heike kurz hinter mir aus besagtem Stadion. Wenn ich Ihr damals zur Begrüßung gesagt hätte, dass sie 30 Jahre später als Mutter meiner Töchter hier mit mir einen 36-Kilometer-Lauf machen würde, wäre das wohl später nix geworden mit uns.
Zunächst ging es hinter einem historischen Trecker, ich nehme mal an CO2-Plakettenbefreit, durch die alte Bergmannssiedlung. Hübsch restaurierte und ordentlich angestrichene typische Bergmannshäuser, wie es sie überall im Revier gibt. Vorbei am früheren Lehrlingsheim der Zeche verließen wir die Siedlung, es ging über Naturpfade vorbei am Stadtteil Repelen ins freie Feld Richtung Neukirchen-Vluyn. Schon taucht die Halde Norddeutschland am Horizont auf und mit Ihr das "Hallenhaus", ein hausförmiges Stahlskelett einer niederländischen Künstlergruppe, welches der Halde als Landmarke aufgesetzt worden war. Auf die Halde führt neben mehreren Naturwegen und einer Asphaltstraße auch die "Himmelstreppe", über 350 Stufen in drei Abschnitten direkt hoch zum Haldenplataeu. Die ging es nun im Laufschritt hinauf, denn oben wartete der zweite Verpflegungsstand bei Kilometer 9 auf uns. Die sind immer sehr liebevoll gestaltet und bieten nahezu alles, was das Läuferherz sich wünscht. Obst, Müsliriegel, Obstriegel, Salzgebäck sowie Iso und Wasser, später auch Cola und Weizen Alkoholfrei.

Die beiden Stände sind mobil und fahren dann jeweils wieder vor. Die Aussicht hier über den Niederrhein bis ins Ruhrgebiet ist toll, leider treibt uns die Pfeife des Führungsfahrrades schnell zum weiterlaufen. Ist schließlich keine Fressparty hier. Hinunter geht es in die Felder, dann entlang einer Auskiesungsfläche Richtung Kamp-Lintfort. es ergeben sich viele interessante Gespräche mit Mitläufern und -läuferinnen, jeder hat etwas zu erzählen und lässt sich gerne von Läufen anderer berichten. So vergeht Kilometer um Kilometer und schön steigt der Weg die Halde Pattberg hinauf. Pattberg war die Zeche von Moers-Repelen, einen Dorf mit ähnlicher Expansion wie Meerbeck in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Auch die Zechen von Kamp-Lintfort schütteten hier Bergematerial auf, seit 2012 ist die Kohleförderung auch hier beendet und damit der gesamte Berbau am Niederrhein. Der Pattberg ist eher unspektakulär, die Steigung hat es jedoch auch hier in sich. Oben erwartet uns ein 1991 errichtetes Gipfelkreuz und der gewohnt gut ausgestattete Verpflegungspunkt. Die Aussicht hier ist nicht mehr so gut, da es sich um die älteste Halde handelt, sind die Bäume schon recht hoch und verdecken einiges an Rundumsicht. 17 Kilometer haben wir schon, jetzt ist es ein längeres Stück bis zur letzten Halde.
Jetzt zieht sich unsere Karawane langsam in Richtung unseres Laufreviers, durch die Vierbaumer Heide laufen wir zum Baerler Busch. Wir alle sind begeistert von der abwechslungsreichenn Strecke und der perfekten Versorgung, im Gegensatz zu manchen Vorjahren . Ich freue mich, meinen Laufkollegen unsere Trainingsstrecken auf der Orsoyer Allee vorstellen zu können, ehe wir am Sportplatz in Baerl vorbei Richtung Waldsee laufen. der Waldsee ist eine alte Auskiesungsfläche, welche leider durch das Sickerwasser aus der Halde Rheinpreußen ein wenig vergiftet ist, so dass man hier nicht baden sollte. Noch eine kleine Runde um den See, unterbrochen vom vorletzten Verpflegungsstand, dann geht es über matschige Wehge zum Anstieg. Der hat es in sich, zunächst geht es auf trailähnlichen Pfaden zum unteren Haldenplateau, dann langsam ansteigend auf den Hauptweg und die Auffahrt, welche zunächst recht harmlos sanft ansteigend daher kommt. Ich habe mit Werner das Tempo ein wenig forciert, wir wollen nach knapp 30 Kilometern noch sehen, was geht. Den ersten Platz im Bergsprint werden wir nicht mehr erringen, dennoch kommen wir ganz respektabel und geschafft oben an. Es geht gleich weiter in den Turm des Geleuchts, einer überdimensionalen Grubenlampe, die als Landmarke weithin nicht nur von der A42-Rheinbrücke aus zu sehen ist und die des Nachts in roten und gelben Farben leuchtet. Der verstorbene Künstler Otto Piene hatte diese Anfang des Jahrtausends entworfen. Ein Trompeter steht hier oben, er gehört auch zum Laufveranstalter, und bläst uns den Marsch. Hier oben ist die Aussicht wieder grandios. Wir sehen die bereits bezwungenen Halden, die beiden Baerler Rheinbrücken und weit ins Ruhrgebiet hinein.
Von hier oben ist es nicht mehr weit, dann kehren wir zum Ausgangspunkt des Laufs ins Rheinpreußenstadion zurück. Der morbide Charme der verfallenden Ränge empfängt uns nach unserer Tour über die Nahtstelle zwischen bäuerlichem Niederrhein und und den Kohlerevieren der Ruhr, wo es in Herne-Sodingen oder Essen-Katernberg ähnliche Hinterlassenschaften einer bergbaugeförderten Fussballtradition gibt, die mit dem Förderer unterging. Schönen Gruß nach Wolfsburg und Leverkusen. Auch eine Lauf durch die Vergangenheit unserer Heimat, die sich durch Bergsenkungen und -schäden immer noch in Erinnerung bringt. Die 6er Pace haben wir übrigens als reine Laufzeit nahezu perfekt eingehalten!

Mit einer schönen Verlosung und der im Startgeld inbegriffenen Currywurst (sehr lecker) wäre ein schöner Tag zuende gegangen, wenn da nicht die ALS Ice-Bucket-Challenge gewesen wäre, die mich am gestrigen Samstag am Frühstückstisch in Gestalt der Nominierung durch einen sauerländer Laufbekannten ereiilt hatte.

Aber darüber philosophiere ich dann mal am lauffreien Montag.

Dank an die Stolperer für diesen tollen Lauftag, Eurer vielen Arbeit sei Dank. 2015 wären wir wieder am Start, ich hoffe, Ihr macht weiter!

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