Freitag, 29. August 2014

Dauerregen und Schleifer-Einheit

Was trainiere ich hier eigentlich? Dienstag Tempowechsellauf 60 Minuten, 5 Minuten GAT 1/2 im Wechsel. Da ich wenig Zeit habe, mache ich dann mal wieder die Not zur Tugend und laufe von meinem Büro in der Duisburger City nach Hause. Das sind etwa 14,5 Kilometer, weitgehend im Grünen zu laufen. Denn man kann über Duisburg denken, was man möchte. Grün gibt es da genug. Oder Wasser. An dem kann man auch fast endlos vorbei laufen, was ja auch nicht das schlechteste ist. Leider meinte es das Wasser am Dienstag besonders gut mit mir, denn es kam schon den ganzen Tag von oben. Dauereregen ohne Ende, nur in der Intensität ein wenig variabel. Meine Kollegen musterten mich schon mit arg mitleidigen Blicken, als ich umgezogen das Büro verließ. Aber wenn man dann drußen ist, ist man schnell nass und dann ist sowieso alles egal. Nach kurzem Einlafen entlang des kleinen Parks an der alten Stadtmauer Richrung Innenhaafen legte ich los. An der Ruhr entlang ging es die ersten schnellen 5 Minuten, dann über das letzte Wehr vor der Mündung. 4:29er Pace sagte die erste Runde, ganz ordentlich. Dann über die Dauerbaustelle Karl-Lehr-Brückenzug, marode wie so vieles in unserer Republik, vorbei an der Stelle meines Radunfalls vor zwei Jahren, schon war die Pause wieder vorbei. Es geht ein kurzes Stück durch den Hafenstadtteil Ruhrort, hinter der alten Schifferbörse durch die neu benannte "Horst-Schimanski-Gasse" zur Hafenpromenade. 4:29er Pace. Geht doch! Dann unter der Ruhrorter Friedrich-Ebert-Brücke(Läufern des Rhein-Ruhr-Marathon als erste Rheinüberquerung bestens bekannt)  hindurch, über Treppen auf dieselbe hinauf. Schon wieder vorbei, die Pause. Aber nach dem Treppenanstieg geht es schon wieder los. Vorbei an den historischen Brückentürmen, die wieder saniert sind  und als Büroräume genutzt werden, die Steigung bis zur Flußmitte, dann wieder Gefälle. Unter mir zeht ein riesiges Containerschiff durch. Den regen merke ich schon nicht mehr. Am Ende der Brücke wieder Pause, aber hier reichte es nur zur 4:38er Pace. Es geht hinunter zum Rheinufer, über die alte Stahl-Holz-Hubbrücke auf die Strecke des HTV-Rheinuferlaufs. Aus dem Rheinpreußenhafen unter mir hat man letztens noch den Torso eines ermordeten Rockers gezogen. Ich erinnere mich, hier einmal Ende der 80er auf dem Rückweg vom Kino mit meiner damlaigen Freundin und heutigen Frau einen Schimanski-Dreh gesehen zu haben. Wir hielten damals an und sahen, wie man eine Wasserleiche aus dem Rhein zog und Thanner und Schimmi daneben standen. War spannender als der Film damals. Erst gut 2 Kilometer auf dem Rheindamm, dann hinunter über den nun frisch geteerten Weg auf Höhe des Stroms. Die Tempophasen fallen mir nun, nach gut 8 Kilometern, etwas schwerer, aber egal. Ich will ja nach Hause. Endlich rückt das Brückenduo aus Eisenbahn- und Autobahnbrücke näher, mein Heimatdorf Baerl. Vom Rheinufer geht es zum Ort hinauf, dann Richtung Sportplatz hinauf.4:33er Pace. Gut, ging ja bergauf. Aber wie soll ich das in Ulm Ende SEptember 21,1 Kilometer am Stück laufen? Egal, ich bin am Eingang des Baerler Busches. Die Nebenwege direkt zum Lohheider See kann ich vergessen, da heißt es "Land unter" nach dem Dauerregen. Also etwas weiter über Buchen- und  Orsoyer Alle. Hier waren wir vor zwei Tagen noch beim Drei-Halden-Lauf in entgegengesetzter Richtung gelaufen. Dann bin ich am Lohheider See, habe das letzte Tempostück nochmal in 4:23er Pace bezwungen und trabe locker, nass und zufrieden nach Hause. 1:13 h für etwas mehr als 15 Kilometer stellen mich zufrieden, der Regen war dann gar nicht mal so schlimm.

Diese Einheit machte mir Spaß, eine schöne Strecke, die sicher nicht jeder Weg nach Hause zu beiten hat.

Donnerstag stand dann schlimmeres auf dem Plan. 2/1/2/1/2/1/2/1 mit 1 Min TP stand da in dünnen Buchstaben. Als erfahrener Bunertoni weiß ich aber, was das bedeutet. 2 Minuten Vollgas, 1 Minute Vollgas im Wechsel. Die eine Minute Trabpause ist soooo schnell um. Wir trabten von der 6-Seen-Platte zur Regattabahn, dort nahmen wir nach dem Dehnen dann Tempo auf. Es ist unheimlich schwer einzuschätzen, was man so zwei Minuten durchhalten kann. Sascha ging gleich ab wie die Feuerwehr, aber der läuft eine andere Liga. Ich bemühte mich, mich hinter der nächsten Gruppe zu halten. Eigentlich wollte ich  mich gar nicht bemühen. Denn was sollte ich im Moment damit? Im September möchte ich einen Ultra, zwei Marathonläufe nicht am Limmit und einen Halbmarathon, den aber so schnell wie möglich, laufen. Betsenfalls dafür wäre das hier gut. Die ersten zwei Minuten sind um. 3:32er Pace, das ist definitiv nicht mein Tempo. Kaum zu Atem gekommen, zählt Trainer Sven schon wieder an. Eien Minute ist schnell um. 3:28er Pace, ich bin zufrieden. Irgendwie versuche ich, es uninteressant zu finden, wer mich da überholen will, aber so ganz gelingt mir das nicht. Schon wieder zwei Minuten. Los geht es. Leider läuft jetzt Schleifer-Sven neben mir. Ich sehe auf die Uhr. erst 41 Sekunden. "Brauch ich gerade nicht für mein herbstprogramm, Sven" prese ich hervor. "Bleib dran, lauf! Ist schadet trotzdem nichts, wenn Du es kannst" Er versteht es, zu motivieren. Denn ich bleibe dran. 3:39er Pace. Man kann das nicht immer vergleichen, weil manchmal Brücken über den Parallelkanal dabei sind, die Tempo kosten. Los geht es wieder. 1 Minute. Ich will nicht mehr, aber egal, die Minute ist schnell um. 3:54er Pace ist jetzt nicht so der Burner, lag bestimmt an den Kurven. Aber ander waren auch nicht mehr schneller und jetzt ist wenigstens Halbzeit. Kaumzuende gedacht, ist die Minute wieder rum und Schleifer-Sven bitten zu zwei Minuten Vollgas. Es wird immer schwerer. Aber ich ziehe. Warum mache ich den Mist hier? Ich sehe auf die Uhr. Erst 41 Sekunden, das kann nicht wahr sein. Besser nicht mehr gucken. Am Ende steht jedoch wieder eine 3:37er Pace. So langsam gehen wir alle auf dem Zahnfleisch, nur Sascha scheint leichtfüßig weit vor uns her zu traben. Jetzt nur eine Minute, die geht schnell um. Noch eine Serie! Ob Claudia sich genauso quälen lässt? Ich nehme mir immer vor, es ruhiger angehen zu lassen, dann ziehe ich es doch dorch, frage mich warum und bin gleichzeitig froh, es erledigt zu haben. Diese Einheit ist nur Qual für mich. Die letzten zwei Minuten. Nur nicht auf die Uhr sehen! Ich halte mich gut in der Gruppe, ander werden auch nicht schneller. Aber jetzt tut es richtig weh. Peter, Thomas und Hendrik laufen direkt vor mir. Mark neben mir. "Ich kann nicht mehr" jammere ich und will langsamer werden Es gelingt aber nicht wirklich, die Gruppe it nur einen Meter vor mir. Ich bleibe doch wieder dran. Oder die wurden auch langsamer. Egal, der Trainer ruft zur Pause.Nur noch eine Minute Tempo, dann ist es wirklich geschafft! Das wir eben nur noch eine 3:54er Pace erreicht hatten, ist mir jetzt auch völlig egal. Die letzte Minute leiten Schleifer-Sven mit der Aufforderung ein, "doch jetzt mal die Handbremse zu lösen". Der Spruch hat eigentlich einen rieigen Bart, aber ohne würde etwas fehlen. Ich zwinge mich wieder ins Tempo und kämpfe noch eine 3:38er Pace raus. Nach der Minute hätte ich mich aber sofort rechts aufs Gras werfen können. Einzig der Gedanke an mögliche Hinterlassenschaften von Vierbeinern hindert mich daran. Wir traben zurück zum Parkplatz an der 6-Seen-Platte und ich bin mir mit Mark einig, dass wir das alleine niemals bis zum Ende durchgezogen hätten. Und obwohl ich es im Moment nicht brauche, diese Laufen bis an die Kotzgrenze, zeigt sich mir doch immer wieder, dass es mich physisch und psychhisch auf einem Level hält, der dem anderer überlegen ist. Ich bin froh, in so einer tollen Truppe zu laufen. Und auch das motiviert mich, diese Einheiten auch immer wieder anzugehen und durchzuziehen.

Mal sehen, was es mir im September nützen wird......

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen