Sonntag, 5. Oktober 2014

6h-Lauf Münster goes Trail in Meppen - weiter an die Belastungsgrenze

Nachdem ich in Ulm am vergangenen Sonntag die letzte "Leistung" in diesem Jahr abgrufen hatte, sollte nun in Meppen der Laufgenuss im Vordergrund stehen. Na ja, nicht ganz. Ein wenig hatte ich ja schon mit den 60 Kilometern geliebäugelt, zumindest 50 km mussten es aber sein. Der des Ultra-Laufens unkundige Leser wird sich fragen, wo er denn da den Laufgenuss findet. Nun, ohne Pace-Druck mit vielen bekannten und unbekannten Läufern zu sprechen, die Strecke und die Gegend zu genießen und einfach aufhören oder Pause machen zu können, wann man möchte (das ist bei einem kleinen Rudkurs naturgemäß leichter als bei einer Start-Ziel-Strecke) hat etwas entspannendes für mich.
Die Frage war halt, was mein im September recht strapazierter Körper noch alles würde klaglos hinnnehmen. Mit unserer bewährten LiDoMa-Biel-Fahrgemeinschaft Dennis und Svenja ging es recht fix am Samstag nach Meppen, wo in der Stadiongaststätte des legendären SV Meppen bereits ein leckeres Frühstück mit Blick auf den Rasen auf uns wartete.
Wir waren etwas übermüdet, da die Rückkehr uunserer Tochter von ihrer Abi-Fahrt nach London sich von Freitag abend 20 Uhr auf Samstag morgen 1:30 Uhr verzögert hatte. 3 3/4 Stunden Schlaf nenne ich als Vorbereitung jetzt auch mal suboptimal, selbst für einen Frühaufsteher wie mich.

Bei strahlendem Sonnenschein schickte Christian, der alles perfekt organisert hatte, uns stilecht mit Startschuß auf die 6-stündigen Seeumrundungen. Zunächst bergab über den Sandstrand, dann leicht bergan in den Wald über eine wurzelige, aber schattige Strecke. Später dann wieder ein  kleiner Anstieg im Sand, Gefälle im Sand, ein kurzer steilerer Anstieg von 3 m Strecke, dann auf Fahrspuren zurück durch die Zählanlage zum Start am kleinen DLRG-Posten, w auch die Toiletten untergebracht waren. Insgesamt 1633m pro Runde. Ich bemühte mich zu Beginn, eine 6er Pace einzuhalten. Die Strecke erschien für einen Trail recht einfach. Aber es hätte mir schon eine Warnung sein können, dass es zu Beginn eben nicht automatisch schneler ging.
Kurz: Ich musste mich nicht bremsen, um die 6er Pace einzuhalten. Ich lief zunächst mal mit Claudia, mal mit dem einen oder anderen Läufer, bis man sich am V-Punkt wieder aus den Augen verlor. Aber es wurde schnell schwerer. Schon nach einer Stunde merkte ich, dass meine Salomon City-Trail für den harten Boden hier die falsche Schuhwahl waren. Da war ich auch bereits einmal über eine Wurzel gestolpert, die im Spiel der Sonnenstrahlen mit den Schatten der Blätter, welches auf den Waldboder harte Kontraste projizierte, eine gefährlich schwer zu sehendes Dauerproblem darstellen sollte. Das tat nicht weh, da ich mich ja gut abrollen kann, erhöht aber dennoch die Verletzungsgefahr. Ich beschloss, langsamer zu laufen und wechselte nach zwei Stunden auch die Schuhe in ein bessergedämpftes Model. War aber auch eine gute Ausrede, denn es fiel mir zunehmend schwerer. Kaum noch ein Kilometer unter 6er Pace, eher darüber. Aber egal, das war eben so. Nach drei Stunden nahm ich das erste Gel, wollte dies nun stündlich wiederholen. Auch der Durst wurde stärke, so dass ich  un jede Runde einen Schluck Wasser oder Iso zu mir nahm. Das kostete Pace, denn ich wollte und konnte es nicht mehr aufholen. Bei 4 Stunden wurde es wirklich hart. Von 60 Kilometern war schon lange keine Rede mehr, es ging erst mal um den Marathon und dan um die 50-Kilometer-Marke. Das war eine gute Simulation für einen langen Ultra, wie geh ich mit dieser Situation um, wenn die Beine einfach nicht emhr wollen? Das mit dem Marathon-Ziel vor Augen klappte gut, ich versprach mir, danach zur "Belohnung" eine Gehpause. Dabei kam mir in den Sinn, dass es auch eine gute Erfahrung sei, auszuloten, nach welcher Gehpause ich wieder ganz gut weiterlaufen kann. Die letzte Kilometer bis zum Marathon zogen sich wie Kaugummi, teilweise schaute ich schon nach 200 m auf meine Uhr und wunderte mich, dass immer noch kein Kilometer geschafft war.


Dann war es endlich so weit. Ich begann, stramm zu marschieren. Und meine Muskulatur beruihigte sich schnell wieder. Ein eines Marschtempo von unter 9 Minuten auf den Kilometer bekam ich hin, noch knapp 1 1/2 Stunden für das Mindestziel von 50 Kilometern....das sollte funktionieren. Und es ging tatsächlich wieder besser. Ich entschied mich dann bei 5:30 h tatsächlich dazu, die letzte halbe Stunde wieder zu laufen. Und es ging wieder deutlich besser. Zwar war die Pace mit über 7 Minuten elendig, jedoch besserte se sich mit zunehmendem Lauf wieder langsam. Schön, wenn man auch mit einer 6:55 schon glücklich ist.
Eines wurde mir gestern klar: Die hundert Meilen im nächsten Jahr laufen sich nicht von alleine, nur weill man schon einmal 100 Kilometer gelaufen ist. Und Phasen wie gestern wollen überwunden werden. Aber mit dem Rezept von gestern denke ich, kann ich mich ein ganzes Stück weiter retten. Ob es dann reichen wird und wie es dann mit der Ernährung und im Dunklen wird....das werden weitere Trainings-Experimente zeigen. Ab nächste Woche beim Traildorado 24h-Lauf geht es weiter!
Nachdem der Schuss, der das Ende der 6 Stunden markierte - natürlich an der entferntesten Ecke des Rundkurses - waren es immerhin noch über 53 Kilometer. Ich bin zufrieden. Vor alle aber wegen der gemachten Erfahrung, dass auch meine Kraft endlich ist und ich  ich dennoch mental aus schwierigen Situationen befreien konnte. Und das ist ja auch etwas!

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