Montag, 6. Oktober 2014

Ruhetage...

....müssen auch mal sein. Zeit, den mit Claudia am Tag der deutschen Einheit gefassten Beschluss Revue passsieren zu lassen, uns an den Berliner Mauerweglauf zu wagen. Nun ja, Claudias Überlegung ist ja folgerichtig. Am Seilersee im April mal Erfahrung mit über 100 Kilometern im Rahmen des 24h-Laufs machen, im August dann mal die 100 Meilen angehen und Pfingsten 2016 dann die TorTour als vorläufige Krönung unserer beginnenden Ultra-Karriere. Aber das ist ja nicht so einfach eine Aufzählung von irgendwelchen Laufveranstaltungen, das ist ein Heranführen unserer Körper an eine absolute Belastungsgrenze.
Lauffreundin Heike hat sich spontan zum Fahrrradsupport bereit erklärt, allein das wäre ja schon eine enorme Leistung. Aber wir wollen es zu Fuß schaffen. Und möglichst in 24 Stunden.
Warum? Nun, der Mauerweglauf ist für mich eine "logische Strecke". Er führt den ehemaligen Grenzpostenweg entlang und umrundet das ehemalige West-Berlin. Ich habe West-Berlin noch zwei Mal als Tourist, einmal 1980 mit meinen Eltern und dann 1986 mit meiner Fußballmannschaft noch eingezäunt kennenlernen dürfen. Wir hatten seinerzeit ein Freundschafsspiel gegen den BSC Rehberge auf einem Spielfeld direkt neben der Mauer ausgetragen, beobachtet von den Posten eines Wachturms, die unerreichbar in 30 Meter Enfernung wie die Relikte einer fremden Zeit erschienen. Ich kenne die DDR noch aus Verwandtenbesuchen und das unbeschreibliche Gefühl der ständigen Überwachung, dem man sich als Westbesuch dort ausgesetzt sah. Das ganze umgeben von Menschen, die sich ansonsten nicht von mir 16jährigem Gymnasiasten unterschieden, und für die meine Welt doch so unerreichbar war. Darum ist dieser Lauf, der zum Jahrestag des Mauerbaus daran erinnerte, dass ein Teil unserer Landsleute damals in einer Art großem Gefängnis lebte, für mich eine ganz tolle Sache.
Auch Berlin hat sich enorm verändert, von der exotischen Exklave und vom Mekka der Spione aus aller Welt zur internationalen Metropole, mit allen ihren positiven und negativen Seiten. Hier sind wir 2007 und 2008 unseren ersten großen Stadtmarathon gelaufen, haben das Flair der Metropole kennen- und schätzen gelernt. Und die Fortschritte seit jenem unvergessenen Pokalfinale 2001, als meine Schalker gegen "Eisern Union" den DFB-Pokal wenige Tage nach der "4-Minuten-Meisterschaft" holten.
Dort durfte ich mit meiner großen Tochter im Stadion das Spiel verfolgen, in den Tagen zuvor hatten wir das erste Mal seit der Wiedervereinigung die Veränderungen bestaunt. Nun also über den Mauerweg die legendären 100 Meilen - das sind immerhin 161 Kilometer. Können wir das? Nun ja, mit Blick auf andere, die das schon absolviert haben, sagt sich leicht "Wenn der/die das kann.....". Aber alleine die Tatsache, 100 km gelaufen zu sein qualifiziert nun einmal nicht autoatisch dazu, noch mal eben 61 Kilometer weiter zu laufen. Dazu bedarf es einiger Erfahrung, die wir teilweise ja schin erworben haben und erwerben werden.
Ob das reicht, ist wie bei jedem Marathon auch dann letzlich ein wenig Glückssache. Ich weiß, dass auch eine 7er Pace verdammt hart werden kann. Diese DEmut ahbe ich am Samstag in Meppen mal wieder erfahren. Und das Einsamkeit und Dunkelheit eine enorme Disziplin erfordern werden.
Aber ich weiß auch, dass wir es schaffen können. Und das ist beim Rundkurs leichter, als bei den vielen kurzen Runden etwa am Seilersee. Ich werde mit Claudia gemeinsam loslaufen, solange es im Bereich der 24h-Planung bleibt. Wenn die gefährdet werden sollte, wird aber auch jeder von uns alleine vor- bzw. weiterlaufen. Wir wollen uns nicht gegenseitig herunterziehen. Wenn wir den schaffen sollten, können wir uns über alles weitere Gedanken machen. Über die Ruhr in ihrem genazen schönen Verlauf etwa, auch so ein "logischer Kurs". Aber so weit ist es noch nicht.
Zunächst werde ich am Samstag/Sonntag beim Traildorado schauen, was so geht. Wenn ich im finsteren Wald allein meine Runde ziehe, die Verlockung des gebuchten Bettes in jeder Runde vor Augen, aber auch die wertvollen Erfahrungen mit möglichen Probelmlösungen. Unter diesem Aspekt will ich diese Läufe sehen. Denn mein Wille ist verdammt stark. Wir sind nach den Belastungen der letzten Wochen im Moment ziemlich "durch", das kann sehr gut eine Belastung simulieren, die wir uns nicht erst am Samstag erlaufen müssen. Heike wird auch dabei sein und schon einmal Ultra-Luft schnuppern, auf sie kommt als Motivatorin eine ganz wichtige Aufgabe zu.

Wenn sich noch jemand als mein Begleiter berufen fühlt und den Trip nach Berlin am 14./15./16.8. machen möchte - das Rad kann ich transportieren. Ansonsten wird es auch mit Heike alleine gehen.
Ich freue mich auf den Kampf, auf die Leiden, auf die Euphorie, vielleicht auch auf die Erfahrung, an meine Grenzen gestoßen zu sein. Und auf den Moment, wenn ich Claudia im Ziel in meine Arme nehmen darf. Das Ziel 2015 ist gesetzt - und es besteht nicht nur aus wenigen Sekunden schneller im Marathon gewesen zu sein. Die Welt hat mehr zu bieten - testen wir es an!



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