Samstag, 13. Dezember 2014

Laufen kann auch bilden - die zweite Woche der "Road to Vienna"

Woche 2 der "Road to Vienna", jenes Trainingsplans, der mich nun endlich über die Schwelle der 3:10er Marathon-Zeit führen soll. Und da das nunmal kein Zusckerschlecken ist und ich die letzte Woche so optimistisch beendet hatte, musste es ja nicht so schön weitergehen. Ging es dann auch.

Montag hatte ich mir einen Tag frei genommen, um ihn mit meiner Claudia zu verbringen, denn am Montag waren es 30 Jahre seit jener Kellerparty am 8.12.1984, auf der wir endlich zusammen kamen. Das hieß aber nicht, dass mein Trainingsplan darunter leide, also hieß es direkt nach dem Frühstück um 7 Uhr raus an den See. Es war schweinekalt und windig und als meine Stirnlampe die Grasflächen rechts und links des Weges in ein trübes Licht tauchte, glänzte flächendeckender Raureif fast wie der erste Schnee. Prost Mahlzeit. Dazu wollte meine Uhr das eingestellte Tempo von 4:41, welches ich für 45 Minuten laufen sollte, irgendwie nicht automatisch überschreiten. Im Gegenteil, ich musste mich schon auf dem ersten Kilometer quälen, die Pace zu halten. Lag es am Gegenwind? Oder an der frühen Morgenstunde? Nun, keiner der folgenden Kilometer sollte besser werden, aber ich biss und zog es durch. Der Gedanke vom folgenden schönen Tag im Mediterrana in Bergisch-Gladbach half dabei ungemein. Am Ende war es mit Mühe und Not eine Pace von 4:39, eine zu Hohe Herzfrequenz(permanannet GAT 3 statt GAT 2) und die Erkenntnis, dass eine gute Auftaktwoche noch keine gute Vorbereitung macht. 

Dienstag dann zur Abwechselung mal nur Stabi-Training, diesmal mit Nils. Das ist grundsätzlich weniger erholsam als mit unserem gewohnten Trainer Roman, aber sicher sehr effektiv. Das Problem ist bei Nils immer die schnelle Frequenz der Übungen, so dass zwischendurch durch die ganzen doofen Sprüche und Bemerkungen wenig Zeit und Kraft bleibt. Egal, lustig war es trotzdem wieder.
Mittwoch abend hatte ich mich gerade so pünktlich aus dem Büro verabschiedet und wollte zuhause los, da piepte mir meine Hightech-Garmin "Akku-Schwach" entgegen. Nun ja, dann reicht es so gerade einen Kilometer. Also ab ans Netz mit dem Ding und knapp 20 Minuten smalltalk mit Claudia auf der Couch gehalten, dann mit guter Hoffnung auf ausreichedes Ladevolumen  ab in die Nacht. Diesmal hatte ich meine nagelneuen Adidas Glide Boost ATR als Bereifung gewählt, denn es hatte viel geregnet und im dunkel patscht man immer in irgendeine Pfütze rein. Die sind zwar etwas schwerer, liefen sich aber erwartet gut. GAT 1 ist so meine Wohlfühl-Lieblingseinheit, da gehe ich gleich mit einer anderen Einstellung auf die Piste, um den Bürokram aus dem Kopf zu bekommen.
Daher war ich mal wieder zu schnell unterwegs, fast jeder Kilometer unterhalb der magischer 5er-Pace-Grenze, wo ich mir doch 5:16 so ausgedacht hatte, um im ersten Monat der Vorbereitung mal wieder so "ins Tempo zu kommen". Aber es fällt mir im finsteren Wald doch immer wieder schwer, das Tempo zu kontrollieren, auch wenn ich die Strecke nun schon fast auswendig kenne. Ach ja, das leuchtende Flutlicht eines Sportplatzes kann selbst auf 500 Meter Waldstrecke gewaltig blenden, wie ich auf der Buchenallee angesichts des Trainingsabends bei meinem Fußball-Stammverein TuS Baerl feststellen musste. Promt kam auch bereits 2,5 Kilometer vom Ende des Laufes das "Akku schwach", aber die Uhr hielt durch. Gut informiert vom Westblick und den Wirtschaftsnachrichten auf WDR 5 auf meinen Ohren kam ich nach exakt 50 Minuten und einer Sekunde vor meiner Haustüre an. Was für ein Timing! Wer jetzt gedacht hatte, das wäre es mit dem Schwitzen für den Tag gewesen, der hat vergessen, dass meine "Blauen" ja noch beim NK Maribor spielten und ich, gequält von den unsäglichen Redeschwällen des Belá Rethy, in den letzten 10 Minuten leider reichlich Angstschweiß verlieren musste, ehe der Einzug unter die letzten 16 der Champions-Legue perfekt war. Nun ja, die Woche begann besser zun werden.
Der Donnerstag ist ja immer etwas speziell, da ich nach langem Arbeitstag immer direkt aus dem Büro zur Regattabahn komme, wo die Ausdauerschule by Bunert sich zum gemeinsamen Training trifft. Mit der Einheit wusste ich ich nicht so recht etwas anzufagen, 6 x 4 Min. GAT 3 standen auf dem Plan. Während sich die Läuferschar sammelte, fror ich hundserbärmlich, so dass ich Weichei mein Unterhemd noch gegen ein Langarm-Shirt tauschte. Gut, dass zumndest der Regen pausierte. Dann ging es mit Schleifer-Sven los, der uns verkündete, dass aufgrund des Dauerregens an der Regattabahn zuviele Pfützen wären und wir rund ums Stadion laufen würden. Damit hatte ich mich mit den Brooks Pure Connect 3 für die richtigen Schuhe entschieden. Schnell, aber schwach profiliert hätte ich an der Regattabahn nasse Füße bekommen. Los ging es, ich hatte GAT 3 mt 4:16er Pace aus dem letzten Laktattest definiert bekommen und bemühte mich, das Tempo zu halten. Hinter der Haupttribüne, vorbei am LA-Stadion und links ab an der Sportschule, dann war der knappe Kilometer schon vorbei und in einer 4:08er Pace ganz gut im Plan gelaufen. 2 Minuten lockeres Traben, schon rief der Schleifer zur nächsten Einheit. Ging wieder ganz gut, ich musste zu Beginn wieder bremsen und am Ende stand noch ohne große Qual sogar die 4:02er Pace. Schnell waren auch die Runden 3, 4 und 5 erledigt, ich lief inzwischen ziemlich alleine. Michael noch kurz hinter mir, Kosta, Thomas und Mark immer mit einer deutlichen Pace unter 4 vor mir. Das wollte ich noch nicht zwingen. Warum eigentlich nicht? Weil ich kein Sprinter und kurzstrecker, sondern Marathonläufer in einer geplanten vorbereitung bin. Das versuche ich lieber mal im Wettkampf. Die letzte Einheit absolvierten wir mit einer Wende an der Regattabahn, da der Rückweg zum Trefpunkt sonst zu weit geworden wäre. Ich zog noch einmal und schaffte eine glatte 4er Pace. Mit dieser Einheit war ich mehr als zufrieden. Zumal meine Herzfrequenz auch den geforderten GAT 3-Bereich im Schnitt nicht großartig verlassen hatte, war ich deutlich über meinem veranschlagten Mindesttempo 4:16/km geblieben.
Die 40 Minuten regeneratives Laufen am Freitag klemmte ich mir dann mal und verbrachte die Zeit ein wenig länger im Büro. Es regnete ohnehin und der "außerplanmäßige" Glühweinlauf  am Sonntag bot ja noch 16 Kilometer Spaß, so dass das Projekt 3000 nicht gefährdet werden würde.




Ich lud mir ein wenig Musik auf mein Handy, dazu zur Abwechselung zwei "Zeitzeichen" aus der WDR-Mediathek. Als Musik wählte ich vorwiegend die unplugged-Auftritte diverser Künstler aus dem ARD-Morgenmagazin, weil die nicht so schnell gespielt sind und ein wenig bremsen. Ab und zu ein paar Wortbeiträge können nicht schaden, denn laufen soll ja auch bilden, bilde ich mir ein.
Es bleib trocken und nicht allzu windig, auch wenn ich das Duell mit einem zu Tal fahrenden Rheinschiff klar verlor, lief ich ein flottes Tempo fast von alleine und mühelos. Stets zu schnell war ich dann am Ende, während das Leben und Wirken des Sozialdemokraten Philipp Scheidemann in meinen Ohren klang und mir doch ein wenig mehr Respekt vor diesem Politiker verschaffte (ich bin bekanntermaßen kein Sozialdemokrat!) an einem Abzweig am Rhein zu gewagt und bog noch zum inzwischen eingeebneten Weiler Woltershof ab. Das bedeutete, dass ich am Ende dann doch 8 Minuten zu lange unterwegs war. Und mit einem Schnitt von 4:59 statt 5:16 auch zu schnell.
Zu den immer wieder faszinierenden Gitarrenklängen des "Going Home" von Mark Knopfler trabte ich zufrieden vor meiner Haustüre an. Meine Claudia öffnete mir -bereits auf dem Wege in die Wanne- mit einem Handtuch bekleidet die Wohnungstüre....es gibt härtere Schicksale. ;)

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