Um die Weihnachtstage hatte ich ja nicht viel auf dem
Trainingsplan stehen. Für den Heiligabend war ein nettes 40 Minütiges GAT
2-Läufchen, d. h. in dieser Dauer am Rande der K****grenze. Den brachte ich
einen Tag zu früh relativ erfolgreich und leicht hinter mich. 4:30er Pace 45
Minuten lang - es kam so aus. Das ist erst mein für Wien geplantes
Marathon-Renntempo, besser mal noch nicht darüber nachdenken. Heiligabend war
dann mal lauffrei im Hause Kühnen, am ersten Weihnachtstag feiere ich
traditionsgemäß meinen Geburtstag. Da war am Morgen noch Zeit für eine lockere
Runde mit Claudia um "unseren" Lohheider See,
Geburtstagskuchenvorbeugungslauf sozusagen und außertrainingsplanmäßig
absolviert. Ich musste ja testen, ob der um ein Jahr gealterte Kadaver seinen
Dienst noch zu leisten gewillt ist. Der zweite Weihnachtstag sah mich
dann mein Trainingsplanpensum von 30 Minuten regenerativ mal eben auf 60
Minuten verlängernd, da meine Claudia ja gerne die 3500 Kilometer im
Jahre 2014 noch vollmachen wollte,
Kann ja nichts schaden und schön war es ja
auch mal wieder, gemeinsam ein längeres Stück durch unsere Botanik zu traben.
Der trainingsfreie Samstag begann mit
einem Blick auf's Handy. Noch im Bett liegend blickte ich auf die WhatsApp
Nachricht einer Lauffreundin aus Rheinhausen, die ein Foto vom Schneebedeckten
Rasen postete. Rheinhausen ist jetzt nicht sooo weit weg, ein Blick aus dem
Fenster bestätigte meine Befürchtung. Weißer Puderzucker hatte sich über die
Botanik auch unseres Gartens gelegt, wobei Puderzucker der nicht ganz korrekte
Ausdruck sein sollte. Eher schwerer, nasser Schnee, wie er hier am Niederrhein
bei der fast automatisch zu jedem Schneefall eintretenden Erwärmung der Luft
üblich ist und das ganze schnell in tauenden Matsch verwandeln würde. Das
konnte ja morgen auf den Höhen Wuppertals heiter werden beim
Eulenkopf-Marathon.
Den war ich im Vorjahr mit dem Fahrrad
abgefahren, während Claudia mit Henning und Yvy en damals bei regnerischen und
morastigen Bedingungen gelaufen war. Ich hatte damals meine
Hamburg-Vorbereitung damit nicht belasten wollen, das Ergebnis ist ja bekannt.
Claudia lief PB, ich "versagte". Also muss ich dieses Jahr wohl
mitlaufen, dies erschien mir allein daher besser, als ich nach der Fahrradtour
im Vorjahr fertiger war als Claudia.
Am Sonntag dann die Frage nach der
Kleidung, das Wetter meinte es mit Sonnenschein zwar gut mit uns, jedoch waren
die für Wuppertals Höhen prognostizierten -6 Grad bei zusätzlichem Windchill
geeignet, mir Ehrfurcht einzuflößen. Ich entschied mich für ein
Langarm-Unterhemd, ein Langarm-Laufshirt und die gute alte Softshell-Jacke
(wegen des Windchills). Angekommen in W-Cronenberg im Vereinsraum des beheizten
Freibades trafen wir wieder einmal auf die üblichen Verdächtigen. Stefan,
Birger, Tanja, Conny, Jens und all die Anderen, die jeder Normalläufer
angesichts Ihres Pensums als grenzdebil bezeichnen würde. Das feiern auf meine
bei etwa Kilometer 4 erreichten 3000 Kilometer konnte ich mir in dieser
Gesellschaft wohl ersparen, aber wer läuft auch mal eben einen Marathon bei
diesen Witterungsverhältnissen mit 900 HM?
Ich spielte für uns dann auch gleich mal
den Packesel mit Trinkrucksack, darin vorsichtshalber mal Regenjacken,
Notfallrationen und Goldfolie. Es ist zwar ein geführter Gruppenlauf und kein
Wettkampf, aber man weiß ja nie. Im letzten Jahr hatte sich auch eine größere
Gruppe ziemlich verlaufen... Zusätzlich hatte ich unsere Yaktrax eingepackt,
die Schneeketten für den Läufer. Die ahtten uns in vergangenen harten Wintern
vor einigen Jahren gute Dienste geleistet und harrten seither im Schrank in
Bereitschaft.
Los ging es zunächst über eine alte
Bahntrasse, davon gibt es rund um Solingen und Wuppertal genug. Hier hatte der
Winter voll zugeschlagen, angesichts der Kälte war der Schnee hier wirklich wie
Puderzucker, lag 5-10 cm hoch und da, wo er plattgetreten war, war es vereist.
Teilweise durch herrlich verschneite Wälder, dann auch kurz durch die Stadt
unter der Schwebebahn entlang, die dann auch wie zur Begrüßung stilecht kurz
vorbeischwebte. Und dann natürlich wieder hoch. Am ersten V-Punkt nach etwa 11
Kilometern beging ich den ersten Fehler. Ich zog meine angeschwitzten Handschuhe
aus, um den warmen Tee zu trinken. Ei Schwedenfeuer spendete zusätzlich Wärme,
denn wir vom Anstieg angeschwitzten Läufer wurden schnell kalt. Das ist der
Haken bei den Temperaturen, Stehenbleiben ist meist nicht gut. Mit Kapuze über
meiner angeschwitzten Laufmütze versuche ich, ein auskühlen zu verhindern und
ziehe diese erst bei Erreichen der Laufbetriebstemperatur nach einigen hundert
Metern wieder ab. Mit meinen Handschuhen klappt das leider nicht.
Als ich sie aus der Jackentasche holte stellte ich fest, dass sie kalt und klamm geworden waren. Das übertrug sich schnell auf meine Finger, die schmerzhaft erkalteten. Handgymnastik half nicht viel, erst als ich aus den Fingern der Handschuhe glitt und in den Handflächen Fäuste machte, wurde es langsam besser. Gerade ging der Weg auch in 250 Meter ü.nN. über ein freies, windanfälliges Feld und es war saukalt. Aber eine herrliche Landschaft, die von der Sonne in ein zauberhaftes Licht getaucht wurde. Herrlich auch die Gesichter der Sonntagsspaziergänger, als jeweils ca. 200 Verrückte im Gänsemarsch an ihnen vorbezogen und der indwurm der funktionsfasergewandeten Gestalten nicht aufhören wollte. Immerhin bewegen die sich auch durch die Landschaft, es müssen ja nicht immer 42,195 Kilometer sein. Verstehen können so etwas sowieso nur angehörige unserer Spezies.
Ich will mich jetzt hier nicht in pittoresken Landschaftsbildern verlieren, dafür gibt es ja die Fotos, aber es folgten immer rutschigere Passagen. Einmal glitt ich im Wald dann auch aus und landete auf nur dünn mit Schnee bedeckter unebener vereister Matsche. Nach diesem schmerzhaften Ausrutscher, den ich unbeschadet überstand, entschied ich mich, nun Gebrauch von meinen Yaktrax zu machen. Claudia wollte nicht, sie hatte schon wieder Probleme mit ihrer verhärteten Wade und trabt schon mal mit der Truppe weiter. Ich hielt an und legte die Dinger an, was gut 3 Minuten in Anspruch nahm. In dieser Zeit war das Feld aber auch komplett vorbei, so dass ich mich sputen musste, nicht den Anschluss zu verlieren. Noch vor den Schlussradlern bog ich wieder auf die Piste und schaltete mal bergab den Turbo ein. Wo ich vorher noch vorsichtig auftrat, konnte ich es nun rollenlassen, denn die "Schneeketten" sorgen sogar auf Eis für relativ sicherem Halt. So hatte ich das Feld bei der erste Steigung am Kaiser-Denkmal wieder erreicht.
Kurz vor VP 2 etwa an der HM-Marke hatte ich auch meine Frau wieder eingeholt, diesen "Spurt" legte ich relativ unangestrengt und locker hin. Bei den Bedingungen nicht selbstverständlich, aber es spiegelte mir positiv meine doch schon erreichte Fitness wieder. Auch am 2. VP das gleiche Problem: Man wurde schnell kalt. Claudia lag allerdings die teilgefrorene Cola vom ersten VP schwer im Magen, Ihr wurde mit zunehmender Strecke immer übler. Das zogen wir durch bis zum VP 3, zu dem wir nach durchlaufen des Düsseltals und dem Aufstieg entlang des alten Steinbruchs und Durchquerung eines Waldes gelangten. Unterwegs sprach ich kurz mit Stefab über den Mauerweglauf und die dort wohl vorhandenen schwierigen Laufuntergründe, wie zum Beispiel eine Menge Kopfsteinpflaster. Zur Schwierigkeit meinte Stefan nur „Alles über 100 Kilometer wird schwierig. Bis hundert kannst Du dich immer irgendwie durchmogeln, danach wird es hart!“ Ah ja, eine interessante Erkenntnis, die manchem geneigten Leser hier wohl an unserem Verstand zweifeln lassen könnte. Diesmal erreichten wir – im gegnsatz zum Vorjahr, den VP 3 ohne uns zu verlaufen. Dort stand Claudia dann schon ziemlich neben sich, als es weiter ging musste sie sich übergeben, aber da war nix. Die netten Scouts boten an, die 500 m zum VP 3 zurück zu gehen und sich ins Ziel mitnehmen zu lassen, aber so geht das mit Claudia nicht. Kurz gesagt, mehr schlecht als recht zogen wir es weitgehend marschierend über die letzten 8 Kilometer durch. Zuerst hatte ich einen gewissen Zorn auf meine Frau, dass sie es unbedingt durchziehen wollte und mich damit definitiv vom Laufen abhielt. Denn ich konnte sie ja schlecht alleine marschieren lassen. Und mir wurde dabei sofort wieder kalt.
Der Zorn verrauchte aber, ohne dass ich ihn mir anmerken ließ (hoffe ich jetzt mal), so war es halt ein langer Trainingslauf mit anschließender Wanderung, für meine Wien-Vorbereitung wohl eher besser. Damit konnte ich gut leben. Wir genossen den wieder zunehmend verschneiten Wald, stürmten dann nochmal die 120 Höhenmeter ins Tal der Wupper hinunter. Hier konnte Claudia nochmal laufen, unten war aber wieder Ende damit. Die 180 Höhenmeter hinauf auf den letzten 3 Kilometer bewältigten wir stramm marschierend und gut gelaunt, ich ließ es mir nicht nehmen, den letzten Anstieg hoch zu sprinten. Auch dabei gaben mir die Yaktrax auf dem plattgetretenen Schnee bei 20% Anstieg wieder super Halt. Oben angekommen konnte ich dann noch ein schönes Foto schießen, wie Claudia unter dem Winken einer Formel-Eins-Zielfahne ebenfalls den Lauf beendete. Das anschließende Ausschwimmen im knapp 30 Grad warmem, vom Müll-Heizkraftwerk nebenan erwärmten Wasser des Freibades hatte im Schnee schon seinen Reiz.
Dennoch brachen wir es schnell ab, da Claudia selbst im warmen Becken ziemlich mit den Zähnen klapperte. Mir ging es gut, ich hatte nicht mal schwere Beine. Das sollte sich am nächsten Morgen desaströs ändern. Die vielen kleinen Ausgleichsbewegungen auf rutschigem Grund und die mal wieder ungewohnten Höhenmeter verursachten gnadenlosen Muskelkater in meinen rückwärtigen Muskeln. Das Aufstehen vom Schreibtisch erwies sich in den Folgetagen als Qual. Das konnte was werden beim Silvesterlauf Werl-Soest. Aber den möchte ich zum Gegenstand einer separaten Geschichte machen. http://laufen-in-dortmund.de/stories/2015/silvester.htm
Als ich sie aus der Jackentasche holte stellte ich fest, dass sie kalt und klamm geworden waren. Das übertrug sich schnell auf meine Finger, die schmerzhaft erkalteten. Handgymnastik half nicht viel, erst als ich aus den Fingern der Handschuhe glitt und in den Handflächen Fäuste machte, wurde es langsam besser. Gerade ging der Weg auch in 250 Meter ü.nN. über ein freies, windanfälliges Feld und es war saukalt. Aber eine herrliche Landschaft, die von der Sonne in ein zauberhaftes Licht getaucht wurde. Herrlich auch die Gesichter der Sonntagsspaziergänger, als jeweils ca. 200 Verrückte im Gänsemarsch an ihnen vorbezogen und der indwurm der funktionsfasergewandeten Gestalten nicht aufhören wollte. Immerhin bewegen die sich auch durch die Landschaft, es müssen ja nicht immer 42,195 Kilometer sein. Verstehen können so etwas sowieso nur angehörige unserer Spezies.
Ich will mich jetzt hier nicht in pittoresken Landschaftsbildern verlieren, dafür gibt es ja die Fotos, aber es folgten immer rutschigere Passagen. Einmal glitt ich im Wald dann auch aus und landete auf nur dünn mit Schnee bedeckter unebener vereister Matsche. Nach diesem schmerzhaften Ausrutscher, den ich unbeschadet überstand, entschied ich mich, nun Gebrauch von meinen Yaktrax zu machen. Claudia wollte nicht, sie hatte schon wieder Probleme mit ihrer verhärteten Wade und trabt schon mal mit der Truppe weiter. Ich hielt an und legte die Dinger an, was gut 3 Minuten in Anspruch nahm. In dieser Zeit war das Feld aber auch komplett vorbei, so dass ich mich sputen musste, nicht den Anschluss zu verlieren. Noch vor den Schlussradlern bog ich wieder auf die Piste und schaltete mal bergab den Turbo ein. Wo ich vorher noch vorsichtig auftrat, konnte ich es nun rollenlassen, denn die "Schneeketten" sorgen sogar auf Eis für relativ sicherem Halt. So hatte ich das Feld bei der erste Steigung am Kaiser-Denkmal wieder erreicht.
Kurz vor VP 2 etwa an der HM-Marke hatte ich auch meine Frau wieder eingeholt, diesen "Spurt" legte ich relativ unangestrengt und locker hin. Bei den Bedingungen nicht selbstverständlich, aber es spiegelte mir positiv meine doch schon erreichte Fitness wieder. Auch am 2. VP das gleiche Problem: Man wurde schnell kalt. Claudia lag allerdings die teilgefrorene Cola vom ersten VP schwer im Magen, Ihr wurde mit zunehmender Strecke immer übler. Das zogen wir durch bis zum VP 3, zu dem wir nach durchlaufen des Düsseltals und dem Aufstieg entlang des alten Steinbruchs und Durchquerung eines Waldes gelangten. Unterwegs sprach ich kurz mit Stefab über den Mauerweglauf und die dort wohl vorhandenen schwierigen Laufuntergründe, wie zum Beispiel eine Menge Kopfsteinpflaster. Zur Schwierigkeit meinte Stefan nur „Alles über 100 Kilometer wird schwierig. Bis hundert kannst Du dich immer irgendwie durchmogeln, danach wird es hart!“ Ah ja, eine interessante Erkenntnis, die manchem geneigten Leser hier wohl an unserem Verstand zweifeln lassen könnte. Diesmal erreichten wir – im gegnsatz zum Vorjahr, den VP 3 ohne uns zu verlaufen. Dort stand Claudia dann schon ziemlich neben sich, als es weiter ging musste sie sich übergeben, aber da war nix. Die netten Scouts boten an, die 500 m zum VP 3 zurück zu gehen und sich ins Ziel mitnehmen zu lassen, aber so geht das mit Claudia nicht. Kurz gesagt, mehr schlecht als recht zogen wir es weitgehend marschierend über die letzten 8 Kilometer durch. Zuerst hatte ich einen gewissen Zorn auf meine Frau, dass sie es unbedingt durchziehen wollte und mich damit definitiv vom Laufen abhielt. Denn ich konnte sie ja schlecht alleine marschieren lassen. Und mir wurde dabei sofort wieder kalt.
Der Zorn verrauchte aber, ohne dass ich ihn mir anmerken ließ (hoffe ich jetzt mal), so war es halt ein langer Trainingslauf mit anschließender Wanderung, für meine Wien-Vorbereitung wohl eher besser. Damit konnte ich gut leben. Wir genossen den wieder zunehmend verschneiten Wald, stürmten dann nochmal die 120 Höhenmeter ins Tal der Wupper hinunter. Hier konnte Claudia nochmal laufen, unten war aber wieder Ende damit. Die 180 Höhenmeter hinauf auf den letzten 3 Kilometer bewältigten wir stramm marschierend und gut gelaunt, ich ließ es mir nicht nehmen, den letzten Anstieg hoch zu sprinten. Auch dabei gaben mir die Yaktrax auf dem plattgetretenen Schnee bei 20% Anstieg wieder super Halt. Oben angekommen konnte ich dann noch ein schönes Foto schießen, wie Claudia unter dem Winken einer Formel-Eins-Zielfahne ebenfalls den Lauf beendete. Das anschließende Ausschwimmen im knapp 30 Grad warmem, vom Müll-Heizkraftwerk nebenan erwärmten Wasser des Freibades hatte im Schnee schon seinen Reiz.
Dennoch brachen wir es schnell ab, da Claudia selbst im warmen Becken ziemlich mit den Zähnen klapperte. Mir ging es gut, ich hatte nicht mal schwere Beine. Das sollte sich am nächsten Morgen desaströs ändern. Die vielen kleinen Ausgleichsbewegungen auf rutschigem Grund und die mal wieder ungewohnten Höhenmeter verursachten gnadenlosen Muskelkater in meinen rückwärtigen Muskeln. Das Aufstehen vom Schreibtisch erwies sich in den Folgetagen als Qual. Das konnte was werden beim Silvesterlauf Werl-Soest. Aber den möchte ich zum Gegenstand einer separaten Geschichte machen. http://laufen-in-dortmund.de/stories/2015/silvester.htm
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