Sonntag, 8. Februar 2015

"Schlechte Zeit - guter Zehner" und Ausklang in den 80's

Samstag morgen war für mich die Entscheidung gefallen. Das Wetter war sonnig, Temperaturen bis zu 5 Grad waren angesagt und der eisige Ostwind vom Vortag hatte sich gen Westen gedreht und somit deutlich erwärmt. Es gab keinen Grund, nicht in Nettetal zu laufen und die Scharte von letzter Woche auszuwetzen.
Also ging Claudia morgens alleine auf ein kleines Ründchen, denn sie konnte ich nicht zum mitlaufen motivieren. Auch wenn sie nicht Vollgas hätte laufen müssen, sie meint, sich zu kennen und dann doch wieder Gas zu geben. Das wollte sie nicht und so blieb die Rolle als Fotografin und Supporterin für mich, auch mal nicht schlecht.
In Nettetal ist man über die A40 in weniger als einer halben Stunde. Ich kenne die Gegend und die Strecke ganz gut und das hat zwei Gründe. Zum einen war ich vom 18 bis zum 30. Lebensjahr Trainer diverser Fußballjuniorenteams und mit denen recht häufig im nahe gelegenen lsb-Feriendorf in Hinsbeck. Natürlich hatte ich dort diverse Geländespiele und Touren mit denen Veranstaltet, die mich über die Laufstrecken geführt hatten. Und dann waren wir zu Anfang des Jahrtausends (wie sich das liest!) oft auf den asphaltierten Wegen um die Krickenbecker Seen oft auf Inline Skates uterwegs, teils mit unseren Kindern, aber auch mit Freunden.  So war mir klar, als ich mir, akribisch wie ich nun einmal bin, mir die Laufstrecke auf Jogmap.de heraus suchte und sie mir auf Google ansah, dass das hier kein Bestzeitkurs sein würde. Die erste Hälfte verlief flach, aber dann, wenn es im 10er üblicherweise hart wird, steigt der Weg auf knapp 2 Kilometern fast 40 Meter hinauf bis zum Wendepunkt. Hier würde man erheblich Tempo und damit Sekunden einbüßen, zumal dann der letzte Kilometer noch einmal mit einer kurzen knackigen Steigung eingeleitet werden würde.
Am Veranstaltungsort angekommen, wurden wir bereits einen Kilometer vor dem Start/Ziel von Einweisern auf unseren Parkplatz geführt. Die Startunterlagen waren schnell geholt, 6 Euro ist ein guter Kurs und auf Nachmeldegebühr wurde ebenfalls verzichtet. Wir trafen hier nicht ganz so viele Leute wie im Ruhregebiet, was zeigt, dass wir in unserer eigentlichen Heimat am Niederrhein irgendwie wohl zu selten unterwegs sind. Immerhin mit HW Ermisch einen FB-Bekannten und mit Friedel seiner Frau Gaby alte Weggefährten aus Fußballerzeiten. Wenig nervös - warum auch - lief ich mich mit HW ein ein schon stand ich in der zweiten oder dritten Reihe des Starterfeldes. Dies war hier zweigeteilt, bis AK 40 und ab AK 45. Dies bedeutet, dass ich bei den "alten Säcken"  starten musste.....so ist das halt. Ein unspektakulärer Startschuss, dann war ich schon wieder im Rennen. Ich lief am linken Straßenrand und musste aufpassen, dass ich nicht an den Außenspiegeln der parkenden Fahrzeuge hängenblieb.
Dann ging es auf den Weg an Schloß Krickenbeck vorbei, zwischen zwei Seen. Kilometer 1 hatte ich mit 4:05 nur halb so viel wie in Duisburg überpaced, den zweiten genau in 4:09 geschafft und es ging noch ganz gut. Leider lief ich im dritten Kilometer auf einen Läufer vom TV Oedt auf, wie seinem roten Shirt rückseitig abzulesen war. Irgendwie duelliert man sich plötzlich und schwupps, ist Kilometer 3 schon mit 4:05 wieder mal 4 Sekunden zu schnell gelaufen. Wir hatten den "Damm" zwischen Poelvensee und Glabbacher Bruch nun hinter uns gelassen und es ging links um den Bruch herum. Den Läufer aus Oedt hatte ich hinter mir, einen weiteren noch vor mir und dann klaffte eine Lücke zur Spitze von bereits mehr als zweihundert Metern. Es fiel mir schon schwerer das Tempo zu halten und mit 4:16 wurden die nächsten beiden Kilometer auf geradem Weg zwischen Feldern und Wald auch etwas langsamer, aber noch stimmte der Durchschnitt knapp. Aber ich wusste ja, dass nun der "Berg" käme, und so etwas zieht mich gleich mal runter. Ein Streckenposten kam mir auf dem Rad entgegen und warne vor Glatteis in der  nächsten Rechtskurve, dann sah ich den vom Skaten bekannten Waldweg leicht ansteigend vor mir. So stramm hatte ich das  nicht in Erinnerung, ich verlor deutlich Tempo, nahm das aber hin, um mich nicht kaputt zu laufen. Immerhinkam noch kein Gegenverkehr aus unserem Lauf, bis auf einige wenige Schlusslichter des ersten Starts, der 35 Minuten vor dem unseren. Ich hatte mich auf ein Bergan-Tempo eingependelt, dass ich soeben, ohne Raubbau zu betreiben laufen konnte. Etwas erschrak ich schon, als es "nur" eine 4:33er Pace war. Und der Anstieg ging weiter. 20 Meter auf dem Kilometer erscheinen nicht viel, kosten bei dem Tempo in ihrer Stetigkeit aber deutlich mehr Kraft, als sie auf dem Rückweg einsparen würden. Damit war eine 41er Zeit schon fast außer Reichweite, aber das ging bei der Strecke eben nicht. Der siebte Kilometer zeigte mit dem Wendepunkt auch das Ende der Steigung, aber der bremste natürlich nochmal fast zum Stillstand herunter und war somit auch nur in 4:36 Min. absolviert. Jetzt ging es in die Schlussphase. Ich hatte gesehen, dass noch gar nicht so viele Läufer vor mir waren, nur zwei hatten mich am Berg überholt, die kamen jetzt aber auch nicht wirklich weg. "Bergab" hießes nun laufen lassen. Große Schritte, Hacken und Knie hoch, so versuchte ich mir des Schleifer-Svens Anweisungen vorzusprechen. HW und dann Gaby kamen mir entgegen, Gaby klatschte mich ab, Kilometer 8 ging schon wieder in 4:06, aber das war dem Gefälle geschuldet. Ich musste nun schon beißen, wollte den Überholer in Neongelb da vor mir nicht weiter weg lassen. Am Fuße des Anstiegs angekommen ging es in die Rechtskurve, dann eine gut 600 m lange Allee entlang, schon war der letzte Kilometer in Sicht. 4:14, der gegenwind hinter der Kurve hatte mich doch ein wenig ausgebremst, dann das 9 km-Schild. Nun galt es, den kurzen 10-Meter-Anstieg auf einer Länge von gut 200 Metern zu überwinden, ehe es dann kein HAlten mehr Richtung Ziel geben konnte. Der Ging ganz gut aus dem Fuß, dann visierte ich meinen gelben Vorläufer an. Ich konnte den Vorsprung von 50 Metern auf etwa 10 Meter verkürzen, dann zog er weiter an, war damit aber auch rasch wieder am Ende. Leider bremste uns ein entgegenkommendes Fahrzeug eines Anwohners ein klein wenig aus, dann kam die scharfe Linkskurve. Und dahinter wieder ein Auto. Ich musste mich "vorbeiquetschen" und damit waren meine Endspurt-Ambitionen erledigt, denn das Barcode-Zeiterfassungssystem erforderte einen schmalen Zielkorridor, es war jetzt auch egal. 42:33 zeigte meine Stoppuhr an.
Kein Grund zur Euphorie, aber zur Zufriedenheit. Mit der Steigung war hier nicht viel mehr drin, ich hatte keinen Einbruch und habe fast alles gegeben nach einer intensive Trainingswoche. Ein ganz anderes Zielgefühl als vor einer Woche im Duisburger Leichtathletikstadion. Sogar Fußballkollege Friedel, sonst deutlich schneller unterwegs als ich, kam eine Minute nach mir herien und so viele waren nicht vor mir, wie Claudia mir sagte. Am Ende stand, beide Startfelder zusammengenommen, Rang 82 von 453 Männern und sogar Rang 18 von 90 in der starken AK M45.Damit waren mein Ego und dann wieder zufrieden. Trotz kurzem Anstieg zu Beginn und zweimaligen Gegenverkehr noch eine 4:04 auf dem letzten Kilometer war besser als dieselbe Zeit in Duisburg, da unter schwierigeren Bedingungen gelaufen.

Zur Belohnung hatte am Abend ein früherer Fußballkollege zum Geburtstag in den Partykeller ganz in der Nähe eingeladen. Der war neu (der Keller, nicht das Geburtstagskind) und leider komplett in schwarz-gelber Deko gestaltet. Man kann nicht alles haben.....

Sonntag hatte Claudia dann noch ein nettes Läufchen in der Nähe auf Facebook entdeckt. Das OTV-Endurance-Team hatte zum 80's-Long-Jogg geladen, mit Musik der 80er und entsprechenden Kostümen sollte es von den Ruhrorter Brückentürmen 7,5 Km über den Rheindeich bis auf die Alsumer Halde und wieder zurück gehen. Eine nette, verrückte Idee, die Claudia dann noch um den 10-Kilometer Heimweg von Ruhrort ergänzen wollte. Ich wollte einerseits ja gerne dabei sein, andererseits aber nicht zuviel machen. Statt der vorgesehenen 60 Minuten im 4:50er Tempo hatte ich gestern den Wettkampf mit Ein- und Auslaufen bestritten, heute war Ruhe, denn Montag stand ein fordernder Tempo-Wechsellauf auf dem Plan. Zudem hatte ich am Abend einen Schmerz zwischen Schien- und Wadenbein bei bestimmten Fußstellungen bemerkt, der über Nacht leider nicht besser wurde.
Wahrscheinlich eine Reizung durch das Tempo machen am Berg gestern. Also bleibe ich vernünftig, verabschiedete meine Frau und die anderen verrückt kostümierten OTVler an den Brückentürmen und erwartete sie wieder bei Kilometer 4, wo ich dann in den Lauf einstieg. Zu den Klängen von Klassikern wie "Relax", "Wild Boys" und "Dacing with myself" lief die Bunte Truppe den auch für mich nun neuen Weg ab der A42-Brücke bis zur Halde. Es ging recht steil hinauf, oben bot sich jedoch ein Panorama, welches es fast mit der Loreley aufnehmen konnte.
Und ein Blicke auf meine komplette Trainingsrunde "Rheinufer - Feld" auf der richtigen Seite des Flusses.
Zurück ging es mit Rückenwind leichter und hinter der Eisenbahnbrücke bog ich schon wieder ab zu meinem Auto. 45 Minuten in 6:30er Pace war jetzt sicher keine Überforderung.

Am Ende klang die Veranstaltung bei leckerem Kuchen (Dank an Kathi und den anderen unbekannten Bäcker) und ich fuhr heim auf die Couch, während meine Claudia noch entlang des richtigen Rheinufers ihren Longjogg auf 25 Kilometer ausdehnte und somit zu einem echten machte.

Fazit: Nach in jeder Beziehung anstrengenden Woche ein schönes Wochenende mit zwei netten Partys, einem guten 10er und einen schönen Gesellschaftslauf mit Musik auf neuen Wegen. Was will ich mehr?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen