Dann lockte das schöne Pfingstwochenende und wollte verplant werden. Meine Claudia hatte sich in den Kopf gesetzt, 100 Kilometer + x an den drei Tagen in Summe zu laufen. Da kam die Einladung von Frank Pachura zur 7. Auflage des RuWel, des "Rund-um-Welver"-Marathons auf der dortigen fest ausgeschilderten Route ganz recht. Freudig sagten wir zu, am Samstag morgen die Runde mal wieder unter die Schuhe zu nehmen. Sonntag lud ich uns dann mal bei Lauffamilie Gietmann in Weeze ein, bei Michael und Lukas stand eh der letzte "Lange" vor dem Rhein-Ruhr-Marathon an und die Gegend wollten wir uns ohnehin einmal wieder ansehen. Das hatten wir schn lange mal auf FB angepeilt, nun war es halt so weit. Und Montag wollten wir dann die "7-Brücken-Challenge" in Köln testen, bei der es alle 7 Kölner Rheinbrücken zu überqueren gilt und wo am Ende rund 30 Kilometer zusammenkommen sollen.
Beim RuWel trafen wir wieder auf die üblichen Verdächtigen. Günther und Arno, mit dem ich bereits am Seilersee ein gutes Stück zusammen gelaufen war.Roland kam fast direkt von der Nachtschicht. Daniela, die sich nach längerer Verletzung wieder langsam heranarbeitet. Insgesamt starteten wir um 10 mit 10 Läufern auf die Runde. Wir wollten nur eine 6:30er Pace laufen und so galt es gleich zu bremsen, das Wochenende würde intensiv genug werden. Frank warnte uns vor, er sei sehr langsam und würde mit 7 kg Gepäck laufen, um sich auf ein noch nicht konkretisiertes Abenteuer vorzubereiten. Günther, Arno und andere waren schnell nach vorne weg. Wir blieben dahinter. Die Sonne meinte es gut mit uns, es war zwar ringsherum bewölkt, aber immer da, wo wir liefen, knallte die Sonne. Irgendwann gesellte sich Arno zu uns, der wegen eines Steins im Schuh den Anschluss nach vorne verloren hatte. Mit netten Gesprächen ging es über den welligen Kurs durch die schattenarme Soester Börde. Marie, Franks "kleine Tochter", hatte den mobilen Verpflegungsstand aufgebaut. Dort trafen wir wieder auf das Führungstrio, die aber dann sofort das Weite suchten. Wir versorgen uns ein wenig und trabten dann weiter "über die Dörfer".
So ab 25 Kilometer wurde es zäh. Arno legte eine Picknickpause ein, wir liefen zu dritt weiter. So bei 32 km wollte Daniela dann Ihre Gehpause. Wir waren zu zweit. Und liefen gleich wieder schneller. Es waren nur noch Günther und Roland vor uns, die wir am Verpflegungsstand 2 bei Kilometer 37 wieder trafen. Gemeinsam wollten wir den Rest laufen, aber plötzlich war Roland weg. Genau wie die Sonne,aber das war jetzt auch egal. Gut einen Kilometer vor dem Ziel blieb dann auch Günther stehen. Und so kamen wir beide dann gemeinsam am Ende doch als erste an der Ziellinie vor der Bördehalle in Welver an, wo Lena, Franks ältere Tochter, bereits mit dem Verpflegungsauto auf uns wartete. In der Reihenfolge des Überholens trudelten alle ein, Daniela vollendete ihren 70. Marathon. Denn der RuWel ist in meiner Zählung ein "offizieller", es gibt eine vermessene Strecke von 42,195 km, mindestens drei Starter und am Ende eine Urkunde. Danke Frank dafür und für die schönen Urkunden. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön, aufgrund der vielen kleinen "Wellen" aber nicht ganz einfach. Auf Frank konnten wir nicht mehr warten, der finishte mit seinem Sturmgepäck erst nach weit über 5 Stunden. Immerhin....
Sonntag dann fuhren wir Richtung Weeze. Nicht, um mit Ryan Air in den Urlaub zu fliegen, sondern um den zweiten Lauf des Dreiers gemeinsam mit Familie Gietmann zu absolvieren. Michael hatte immer wieder schöne Fotos von seinen langen Läufen gepostet und wir waren uns schon länger einig, dass wir da einmal laufen wollten. Und nun war es soweit. Judith Gietmann begleitete uns mit dem Fahrrad. Es ging über Felder und durch den Wald über die Grenze in das wunderschöne Naturschautzgebiet rund um das "Reindersmeer". Bei unseren Nachbar ist es ja umgekehrt, wenn die "Meer" sagen meinen die "See" und wenn die von "Zee" reden, meinen die das Meer. Na ja, so sind sie halt. Leicht wellig ging es über sandige Böden der Maasduinen und durch den Nadelwald, der mich irgendwie schon an Ameland erinnerte, wo wir ja im Dezember wieder laufen wollen.
Das Reindersmeer in den Niederlanden |
Nadelwald in den Maasduinen |
Dann entlang des "Meer" zurück über die Grenze am 24/7 geöffneten Supermarkt vorbei (nein, wir haben keinen Vanillevla und keinen Kaffee geshoppt) ging es dann zum Airport Weeze. Zwei einsame Maschinen der dort ansässigen irischen Billig-Airlaine standen dort herum und verbreiteten einen Hauch von Reisefieber, die Sandgruben daneben erinnerten mich eher an den Strongman-Run, der hier früher einmal stattfand.
Weeze International Airport |
Der Pfingstmontag begann leider mit Regen. Man kann ja nicht immer Glück mit dem Wetterhaben. Yvy wollte uns auf dem langen Lauf über die sieben Kölner Rheinbrücken begleiten, sie bereitet sich auf den Swissalpine K78 vor, den sie ja im letzten Jahr verletzt verpassen musste. Bereits auf der Autobahn pladderten die Regentropfen an die Frontscheibe. Das konnte heiter werden. Vielleicht sollten wir nur unter den Brücken her laufen? Startpunkt war für uns die Mülheimer Brücke, die nördlichste der "glorreichen Sieben", wo auch immer der Lauftreff der "Runner's-High"-FB-Gruppe startet. Der Vorteil an dieser Route ist ja, dass man immer nur am Fluß entlang muss und sich fast nicht verlaufen kann. Auf der Brücke schlug uns sofort dichter Regen ins Gesicht, der aber schnell nachließ.
Claudia und Yvy das erste Mal auf der Mühllheimer Brücke |
Auf der Zoobrücke |
Die Zoobrücke wurde erst 1966 eröffnet und ist eine unscheinbare Stahlkonstruktion ohne Pylone, dafür aber die weltweit am weitesten gespannte Kastenträgerbrücke. Sie ist die verkehrsreichste Rheinbrücke noch vor der Rodenkirchener Autobahnbrücke. Heute war nicht viel auf ihr los und wir erreichten den Rheinpark. Eine wunderschöne Anlage mit Skaterbahnen, Spielplätzen und einer Miniatureisenbahn. Es handelt sich hier um das ehemalige Gelände der Bundesgartenschau 1957. Die Seilbahn stammt ebenfalls aus dieser Zeit und wurde wegen des Neubaus der Zoobrücke versetzt. Hier gab es gute, breit asphaltierte Laufwege bis zum Tanzbrunnen, auch diesen Streckenabschnitt kannte ich als Teil der Marathonstrecke beim CTW. Schon hatten wir die nahe Rampe zur Hohenzollernbrücke erreicht. Der Regen machte gerade Pause, als wir die Rampe zur wichtigen Eisenbahnverbindung hinaufliefen. Die Hohenzollernbrücke ersetzt seit 1907 die Vorgängerbrücke und ist einer der wichtigsten Eisenbahnquerungen über den Rhein. Der Blick wandert auf das Hinterteil einer Reiterstatue am nordwestlichen Brückenaufgang.
Hohenzollernbrücke Nordseite Richtung Westen |
Es ist die Bronzeskulptur von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, jenem Monarchen, unter dem die Dombrücke als Vorgängerbau errichtet worden war. So'n Blick auf einen Pferdepopo hat jedenfalls auch etwas, selbst wenn er aus grünspanbeschichteter Bronze besteht. Tausende von Schlössern hängen an den Geländern, auf der Nordseite allerdings noch nicht ganz so viele. Über die Treppe geht es hinab zur Uferpromenade. Ein Flohmarkt ist hier Richtung Konrad-Adenauer-Ufer aufgebaut der wohltuenderweise einmal echten Trödel statt vorderasiatischer Neuware anbietet. Wir wenden uns gen Süden, die Altstadt zur Rechten.
Die Wendeltreppe hinauf zu Deutzer Brücke kenne ich auch bestens, musste ich si doch im Rahmen meiner Langdistanz 2013 drei Mal erklimmen. Die Deutzer Brücke steht an der Stelle der ersten Rheinbrücke, die die Römer bereits vor 2000 Jahren als Holzkonstruktion errichtet hatten und dürfte somit eine der ältesten Brückenstandorte am Rhein sein. Später, im 19.Jahrundert, gab es hier ebenfalls eine Schiffbrücke zwischen dem Heumarkt und der Deutzer Freiheit, ehe 1913 dann die erste Deutzer Hängebrücke eröffnet werden konnte. Diese Brücke brach im Frühjahr 1945 während der provisorischen Reperatur von Bombenschäden zusammen, die Zahl der Toten konnte aufgrund der Kriegswirren nicht ermittelt werden. Die Brücke, die wir nun belaufen, wurde als alse Stahlkastenträgerbrücke ohne Pylone 1947 errichtet und 1976-80 um eine zweite Betonkonstruktion verbreitert. Es handelt sich also eigentlich um zwei Brücken nebeneinander. Wir laufen aber zunächst "auf Stahl", wie es sich für uns "Ruhrgebietsläufer" ja auch gehört. Über ein Baustellenprovisorium (Das war doch 2013 schon da, werden die denn nie fertig?) geht es hinunter ans rechte Ufer und weiter gen Norden über breite Asphaltflächen direkt am Rande des Stroms.
Im Hintergrund die Deutzer Brücke auf der "Schäl Sick" |
Die Severinsbrücke, links der Rheinaufhafen |
Südbrücke |
Der Doppelpylon der Rodenkirchener Autobahnbrücke |
Auch sie absolviert ihren letzten Langen Lauf vor dem Rhein-Ruhr-Marathon. Wir laufen ein Stück nordwärts gemeinsam, ehe die Südbrücke uns das zweite Mal zur Rheinquerung einlädt. Der Regen hat endgültig aufgehört, aber es ist diesig und so ist der Dom nur schemenhaft durch die diesige Atmmosphäre zu sehen. Aber der ganze Lauf ist wunderschön. Mich fasziniert die unterschiedlichen Technik des Brückenbaus, die unterschiedlichen Perspektiven der Bauwerke aus Läufersicht machen die Sache Interessant. Vor der Südbrücke trennen wir uns wieder von Eli, die auf der linken Seite bleiben möchte und laufen wieder über die alte Eisenbahnbrücke. Die Brückentürme auf der Westseite sind gesperrt und mit Bauzäunen gesichert, ein eher trauriges Bild.
Was von der Burganlage am Brückenkopf übrig blieb |
Deutzer Drehbrücke |
Der Klassiker - Hohenzollernbrücke mit Dom |
Start und Ende - unter der Mühlheimer Brücke |
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