Samstag, 19. Dezember 2015

Ameland Adventure Run - entspannen auf der Insel

Vorweihnachtszeit - Zeit der Hektik, des Jahresendspurts im Job, der vielen Feiern und Termine. Was liegt da näher, als mit ein paar Tagen Resturlaub und Freunden sich dem zu entziehen und vier ruhige Tage auf einer "einsamen Insel" zu verbringen? Genauso war es, und darum buchten wir mit unseren Freunden Yvy, Henning, Kim und Marco in diesem Jahr mal wieder den Adventure Run auf Ameland. Ameland ist eine der westfriesischen Inseln, bekannt duch seine vielen Jugendferienlager, die in den im Sommer ausgräumten Kuhställen eingerichtet wurden. Aber da ja erstens kein Sommer ist und zweitens wir uns ja nicht der Spezies der Jugendlichen oder gar der Rindviecher zugehörig fühlen, hatten wir uns für ein Ferienhäuschen in Ballum, einer der vier kleinen Ortschaften auf der Insel, entschieden. Das Häuschen verfügte neben 3 Doppelzimmern auch über eine kleine Sauna und sogar über 4 Fahrräder.
Der Preis war für Inselverhältnisse günstig, dafür lag man für den Lauf auch ca. 6 Kilometer weg von Start und Ziel.
Wir hatten uns überlegt, ein Auto mit auf die Insel zu nehmen, alleine für den Gepäcktransport für uns sechs Personen. Da kommt ja allein mit den ganzen Laufsachen so einiges zusammen, dazu ein paar Speisen und Getränke, ein Raclette für den gemütlichen Abend....
Wir waren am frühen Mittwoch nachmittag auf der Insel, das Häuschen entsprach genau unseren Vorstellungen und hatte sogar einen Kamin. Ein erster Spaziergang zum 800m entfernten Strand in der Dämmerung endete in einem sehr schönen Strandlokal, wo wir die einzigen Gäste bleiben.
Für den ersten Morgen hatten wir uns ein kleines Morgenläufchen zum Leuchtturm von Hollum an der Westspitze der Insel überlegt, von mir grob geschätzte 4 Kilometer hin und ebensoviele zurück,über den Strand vielleicht etwas mehr. Wir liefen die schönen Radwege durch die Dünen, welche die komplette Nordseite der Insel vom Strand abgrenzen. Die glatten Wege aus Muschelgranulat lassen sich hervorragend laufen, den starken Gegenwind milderten die sanften grasbewachsenen Hügel. Es richt irgendwie nach Mehr, der Wind rauscht an den Ohren entland und wir traben immer dem Leuchhturm entgegen, der aber irgendwie nicht näherkommen wollte. Endlich dort angelangt, waren es dann doch schon über 5 Kilometer und der Weg zum Strand im Westen zog sich ebenfalls noch ein wenig dünenauf- und -ab hin. Dort erwartete uns fast eine Art "Endzeitstimmung".
Das graue Mehr mit den weißen Schaumkronen und den sich brechenden Wellen, der graubeige Sand, bretthart und sehr gut zu belaufen, und darüber die geisterhaften Schleiher vom Wind verwehten Sandes. Dramatische Wolkenformationen über uns und kein Haus, kein Schiff, keine Stromleitung, keine Strandbude zu sehen. Einfach schön....
So war es dann doch bereits gegen elf Uhr, als wir nach fast 14 Kilometern (leicht verschätzt würde ich sagen) wieder im Haus ankamen und das Frühstück dann halt mal zum gemütlichen Brunch umfunktionierten. Am Nachmittag sind wir noch ein wenig durch das idyllische Nes, Amelands "Hauptstadt" spaziert. Am Freitag Morgen liefen wir dann nur noch zu viert und auch nur eine 5 Kilometer Runde. Der Wind hatte etwas nachgelassen, wir liefen so etwa zwei Kilometer den Strand entlang, ehe wir einen schmalen Dünenpfad zurück auf den Radweg nahmen. Auch hier wieder herrliche Seeluft und traumhafte Aussichten.  Auch nachmittags, beim Ausgiebigen Strandspaziergang am anderen Ende der Insel. Ich war die 12 Kilometer mit dem Rad den Dünenweg lang gefahren, damit alle ins Auto passten. Auch wollte ich die Strecke einmal vom Sattel aus genießen, was mit Rückenwind natürlich leicht fiel. Schnurgerade Abschnitte wechselten mit kurvigen und hügeligen Slalomstrecken um die Sandhügel, in denen der Wind das Gras Richtung Osten bog. Das Rad stellte ich am Hotel direkt am Strandabgang Buren ab. Dick verpackt schlenderten wir sechs über die unendlichen Weiten, bis zum nächsten Übergang über die Düne.  Hier standen bereits die Pfeile und Kilometertafeln, sogar zwei Dixies waren in den Dünen platziert. Diesmal hatten wir Pech, denn ein plötzlicher Regenschauer erwischte uns zwischen den Dünen,
sogar ein paar Hagelkörner waren dabei. Das erinnerte mich stark an unseren Start 2011, als uns der Hagel bei Kilometer 17 erwischte. Gut, dass die Strandbude in Buren kurz beim Hotel leckeren hausgemachten Glühwein anbot, bei herrlicher Aussicht auf die schäumenden Wellen der Nordsee.
Die Rückfahrt mit dem Rad machte bei Dunkelheit, einem weiteren Hagelschauer und Gegenwind natürlich wesentlich weniger Spaß als die Hinfahrt, aber über die Hauptstraße und ihren gut ausgebauten Radweg war es nicht mehr weit. In Nes saßen bereits viele Läufer in den Biergärten (überdacht und mit Heizpilzen und offenen Gasfeuern auf den Tischen, echt gemütlich). Aber klar, es ist ja Freitag, und viele reisen für das Wochenende an. Wir holen noch die Startunterlagen und machen es uns vor unserem Kamin gemütlich.
Samstag frühstückt man dann mal gewohnt opulent, aber früher. Da um 13:45 Uhr Start für uns Halbmarathonis ist, machen wir uns gegen 12 Uhr fertig. Ich hatte mir überlegt, die 8-9 Kilometer hin zu laufen, da sparen wir uns wieder eine Autofahrt und ich hätte einen Longjogg zur Vorbereitung auf den Marathon in den Wupperbergen Ende Dezember. Also los, eine gute Stunde vor dem Start, das sollte reichen, ohne am Start zu lange angeschwitzt im kalten Wind stehen zu müssen. Henning und ich müssen uns zunächst permanent bremsen, um nicht zu schnell zu laufen, es sollte ja noch der Halbmarathon folgen. Die Strecke kannte ich jetzt ja schon von meiner Fahrradtour gestern. Ein mann kommt uns entgegen. Nicht laufend, er geht. Es ist ein Jäger.
An seinem Patronengürtel baumeln einige Hasen, in der Hand hält er einen weiteren. Wir halten kurz an, greifen das tote Tier an den Hinterläufen und machen ein Foto. Die Haxen waren noch warm.....guten Appetit. Als wir uns Nes nähern, können wir schon von weitem den Moderator hören. Es laufen ja bereits die 5-Kilometer-Läufer, die 10er gehen kurz vor uns an den Start. Auch einige Zuschauer bewegen sich bereits in unserer Gegenrichtung an den Strand zur 5er-Strecke, um Stimmung zu machen. Einge sehen uns mit den Startummern vor den Bäuchen irritiert an. Das Timing ist gut, wir sind ca. 15 Minuten vor dem Start da, genug Zeit, um einen der "Plastikbäume" aufzusuchen und den Rest der Truppe zu treffen.

Zum Lauf selbst möchte ich dann gar nicht so viel schreiben......seht Euch einfach mal das Video an.

Ein toll organisierter Lauf. Keine Zuschauermengen - wie auch, bei nur 3500 Inselbewohnern. Aber da, wo Zuschauer sind, ist tolle Stimmung. Schade nur, dass die meisten das Rennen ambitioniert angehen und der Anteil der reinen Spaßläufer relativ gering erscheint. So fanden wir es schade, dass bei dem schwierigen Kurs bereits nach 2:20 angefangen wurde, den Zieleinlaufkanal abzubauen. Und das keine T-Shirts mehr da waren, obwohl noch locker 30 Läuferinnen und Läufer fehlten. Das haben die Niederländer dann sehr hilfsbereit gelöst, indem sie die auch sehr schönen Helfer-Sweatshirts ausgeteilt oder ersatzweise angeboten haben, fehlende Shirts nachzuschicken.  Henning und ich tranken dann in der Gastronomie der Sporthalle, wo sich die Umkleidemöglichkeiten befanden, ein Bierchen und Marco fuhr den ersten Rutsch zurück in unser Häuschen, wo bereits die warme Sauna wartete. Nach schönen Saunagängen , züchtig getrennt nach Damen und Herren versteht sich, folgte noch ein toller Abend in einer Pizzeria, die rappelvoll mit Läufern war, aber für niederländische Verhältnisse durchaus leckeres Essen bot. 
Mit einem Abschlussfrühstück im Häuschen und einer sonnigen Fährüberfahrt

endete dann am Sonntag unsere kleine Gruppenreise. Ein tolles Ziel mit einem tollen Lauf für alle, die dem vorweihnachtlichen Stress ein wenig entfliehen wollen. Nette Organisatoren und eine gute Stimmung rundeten das Bild ab, das wir uns schon vor vier Jahren hier machen konnten. Sportlich ein tolles Trainingsrevier, auch der Ansprcuh des Kurses ist nicht ohne und das Niveau durchaus sehr gut, was die Siegerzeit von 1:10 bei den Männern verdeutlicht. Es schreit nach wiederholung bzw. Nachahmung!

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