Mittwoch, 18. Oktober 2017

Über Kona nach Huckingen - Generalprobe Frankfurt

Fotos Thomas Saurusajtis
Drei Orte in einer Überschrift - nun ja. Aber es gibt Zusammenhänge und über die schreibe ich nun.



Die vierte Vorbereitungswoche ist nun auch bereits wieder Geschichte. Sie begann wie immer im Leichtathletikstadion mit dem Bahntraining. Und mal wieder suboptimal, weil ich ja wieder am Sonntag in Essen beim Innogy-Marathon länger intensiver Unterwegs war. Aber gut, es ist wie es ist. Also ab auf den rötlichen Gummibelag.
Diesmal mit neuem Trainer - Yves hatten wir in Duisburg bisher noch nicht. 20 x 200 m wurden ausgerufen - in der Regel wissen wir ja vorher nicht, was auf der Bahn auf uns zukommt. Nun gut, kurze Intervalle finde ich nicht ganz so belastend, die kann man gut auf 90% laufen. Nach der obligatorischen Runde ums große MSV-Stadion ging es los, diesmal wieder mit Stefan und Christian in der "Führungsgruppe". Mark hatte bei der Seerunde am Vortag Gas gegeben und schenkt sich dann das Bahntraining am Folgetag, was ja grundsätzlich auch vernünftiger ist. Die ersten beiden lief ich defensiv in 45 bzw. 46 Sekunden. Dann wurde es irgendwie flotter. Immer so um die 41, später 40. Je mehr es wurden, desto besser lief es bei mir. Tempo war dann doch so bei 95% angelangt. Aber - es ging ja. Mit konstanten 40-41 Sekunden wurden die 20 abgearbeitet, dabei helfen die Mitläufer natürlich enorm. Den letzten dann nochmal in 39, denn der soll ja bekanntlich der schnellste sein. Schon hat man 4000 m in anspruchsvollstem Tempo hinter sich.
Nun, am nächsten Morgen erinnerte mich beidseitig meine Gesäßmuskulatur daran, dass es in Summe dann mit 53 km am WE und Bahntraining mit Tempo am Montag dann doch etwas viel war.
Pläne sind da, um angepasst zu werden. Ich beschloss, das Training "45 Minuten GAT 1", welches ich berufsbedingt auf Mittwoch hätte vorziehen müssen, erst einmal auszulassen und mir außer dem Stabi-Training am Abend dann einmal Ruhe zu gönnen. Ist ja auch eine Trainingseinheit - die Ruhe, meine ich, das Stabi ja sowieso.
Mittwoch also nix, Donnerstag dann Team-Staffel mit der Ausdauerschule im Training. Je ein schneller und ein langsamerer Läufer/läuferin bilden ein Team, jeder hat 3 Mal eine 1300-Meter-Runde an der Regattabahn zu laufen. Wen bekomme ich zugeteilt vom Schleifer-Sven - richtig, meine Claudia. Also geht es los, wir sind uns beide einig, dass wir uns nicht  allzu sehr verausgaben wollen, ich hatte für mich so an 4:30er Pace gedacht. Leider verloren, erstens ist es dunkel und die Uhr nicht immer zu lesen (habe Licht nicht auf Dauerbetrieb eingestellt), zweitens läuft der Schleifer himself gleich zu Beginn neben mir her und lässt mein Argument "Rhein-City Run am Sonntag" nicht gelten.
Als er weg ist, werde ich langsamer. Dennoch - 4:10er Pace sind weit weg von den geplanten 4:30. Claudia läuft los. In der Zeit tarbe ich im Schneckentempo auf und ab, um nicht auszukühlen. Dann taucht meine Frau wieder auf, auch schneller als erwartet. Wir haben irgendwie falsch gepokert, denn ich bin fast der einzige "ganz Schnelle" im ersten Start, Claudia ist dagegen als zweite Läuferin nur von unseren "Raketen" umgeben und büßt somit immer Plätze ein, die ich dann nun aufzuholen beginne. 4er Pace laufe ich den zweiten Durchgang. Ich bekomme alle wieder eingeholt, wenngleich es am Ende eng wurde. So macht man dann doch wieder mehr , als man möchte. Claudia müsste auch Tempo drosseln um ihre immer noch angeschlagene Muskulatur zu schonen, aber das tut sie auch nicht in ausreichendem Maße. In meiner letzten Runde gelingt es mir nicht mehr, alle meine Vorläufer einzuholen. Michael und Martin bekomme ich nicht mehr. So beenden wir den "Wettbewerb" auf einem 5. Rang nach Claudias Zieleinlauf. Mit der Hoffnung, dass Claudia ihrer Muskulatur mal wieder nicht zuviel zugemutet hat, geht es ins Wochenende.
Freitag kam am Mittag die Sonne heraus, ich wollte eigentlich die 45 Minuten GAT 1 nachholen. Claudia fand das nicht sehr sinnvoll, also gingen wir lieber einmal um den Lohheider See spazieren. Zumindest 6 km zu Fuß bewegt, wahrscheinlich hat sie ja Recht.
Irgendwie befriedigt es mich aber nicht, wenn ich innerhalb einer Trainingswoche mit ohnehin geringen Umfängen auch noch eine Einheit auslasse.
Aber mein 6 Wochen-Plan ist halt eng getaktet, das Leben findet ja dennoch statt und da passt halt nicht immer alles. Samstag war dann auch mal wieder ein voll gepackter Tag. So kamen Claudia und ich erst Samstag Abend um kurz vor 18:00 Uhr zu unseren 30 Minuten regenerativem Lauf in Form einer lockeren Seerunde bei uns zu Hause. Zumindest an die Temperaturen konnten wir uns gewöhnen, die waren nämlich auf über 20 Grad gestiegen.
"Ein Hauch von Kona" scherzte ich unterwegs, denn parallel starteten die Ironman-Wettkämpfe am anderen Ende der Welt auf Hawaii. Die wollten wir uns ansehen, mal sehen, wie weit wir es schaffen würden bis zum Einschlafen.
Leider gestaltete der Wettkampf sich recht spannend. Man kann jetzt darüber philosophieren, inwieweit es Sinn macht, einigen Radfahreren auf der Fahrt durch die Lavawüsten von Big Island zuzusehen. Aber die Faszination dieses Superwettkampfes hat mich erfasst, irgendwie schon.
Das Ergebnis ist bekannt. Frodeno bekam Probleme, blieb aber im Rennen und finishte wie die meisten von uns es tun würden. Meine Hochachtung dafür, zeugt dass doch von Respekt vor dieser Veranstaltung, für die wir "Normalbürger" ein kleines Vermögen investieren und enorme sportliche Leistungen vollbringen müssten, um dort überhaupt hin zu kommen. Großer Sport. Das macht Jan Frodeno für mich sympathischer als es ein dritter Sieg in Serie je gekonnt hätte. Vor allem seine Unterstützung für Patrick Lange kam super rüber. Dann das taktische Radrennen mit dem mörderischen Tempo, zuletzt der Marathon, in dem erst Kienle Sanders, dann Lange Kienle und schließlich Sanders jagte und am Ende in einem wahnwitzigen Kampf einholte. Am Ende schlief ich um 3:15 Uhr ein, als am Ende der Wecker zum Rhein-City Run ertönte, hatte ich somit keine 3 Stunden geschlafen. Eine gute Vorbereitung auf die Generalprobe für Frankfurt sieht wohl anders aus. Der Vorteil: Ich hatte keine Zeit, mir irgendwelche Gedanken zu machen, ob ich die Marathonpace wohl am Sonntag über 21 km  auf die Straße bringen würde.

Da der Start bereits um halb zehn in Düsseldorf angesetzt war, trafen wir uns bereits um 8 mit unseren Freunden Marco und Kim, bereits um zwanzig nach 8 genossen wir die Anfahrt in vollen Zügen in Gestalt der U79. Unter der Theodor-Heuss-Brücke treffen wir uns im Rahmen der Teilnehmer der Ausdauerschule. Taschenabgabe, dann geht es schon in zehn Minuten los. Claudia möchte mit Yvy Yvonne das erste Mal unter zwei Stunden ins Ziel bringen. Für Claudia auch ein Test, ob sie Frankfurt schon unter 4 Stunden angehen kann.
Meine Nervosität hält sich in Grenzen. Seit dem Lauf am Baldeneysee habe ich im Grunde die Überzeugung, dass ich das kann, was ich mir vorgenommen habe. Im letzten Jahr war ich an derselben Stelle deutlich aufgeregter. Ich wollte 4:37er Pace laufen, nicht langsamer, aber auch nicht deutlich schneller. Das wollte ich für mich alleine durchziehen, wobei ich nichts dagegen habe, wenn sich mir Leute anschließen. Mark und sein Bruder Lars standen im Startfeld neben mir, die wollten aber gleich in 4:20er Pace los. Nichts für mich, ich musste sie laufen lassen. Los ging es. Ich lief an, es ging im dichten Feld natürlich zu schnell los. 4:23 für den ersten Kilometer war zu schnell, ich musste fast 15 Sekunden langsamer werden. Entlang des Rheinufers in Golzheim ging es Richtung Messe, ich pendelte mich dann schnell um die 4:30er Pace ein. Die schwankte dann nur noch um 1 oder zwei Sekunden. Dabei hatte ich immer das Gefühl, bremsen zu müssen. Die anderen Läufer um mich herum kann ich dabei gut ausblenden, mir ist es egal, wer mich wann überholt oder wen ich überhole. Ich ziehe hier mein Ding durch. Es gelingt mir aber nicht, langsamer zu werden. Hier riskiere ich das, in Frankfurt wäre das gefährlicher. Ich war neugierig, wie ich mich nach 15 km fühlen würde. In Kaiserswerth hatte sich die Strecke geändert. Es ging über grobes Kopfsteinpflaster durch die engen Gassen der einstigen Kaiserpfalz, das kostete Zeit. Kilometer 9 war ich dann  mit 4:36 im Soll. Aber zurück auf dem Leinpfad am Rheinufer ging es von alleine wieder auf die 4:30. Die Kilometer zogen dahin, mein Gesamtschnitt lag weiter um die 4:30. Die Sonne schien, es war bereits recht warm.
Am zweiten Verpflegungspunkt, den die Ausdauerschule mit Schleifer-Sven betrieb, nahm ich mir wieder einen Schluck Wasser und kippte wieder einen Becher über meine Mütze, dann ging es weiter. Inzwischen war ich tiefenentspannt. 4:30 lief und es würde bei diesen Bedingungen eine ganze Weile weiter laufen. Dann zweigte die Strecke vom Rhein ab in die Felder. leider drehte sich auch die Richtung. Zunächst starker Seitenwind, dann aber auch ein Kilometer Gegenwind bei leichtem Anstieg. Ich konnte getrost auf 4:35 verlangsamen, die Zeit war ja insgesamt nach  nun 16 Kilometern gesichert. Ich überholte einen nach dem anderen, nur selten wurde ich noch überholt. Der Wind hatte viele , die sich ohnehin etwas übernommen hatten oder die mit der Wärme nicht zurecht kamen, zurückfallen lassen. Aber auch ich war froh, wieder aus dem Wind heraus zu sein. Noch ein kurzer, knackiger Anstieg hoch zur B8, der Rest ging schnell. Ich unterhielt mich mit einem überholenden, schon hatten wir 4:22er Pace erreicht. Das wollte ich nicht. Ich ließ ihn laufen. Aber viel langsamer wurde ich am Ende dann doch nicht mehr. Die letzten Meter machten es mir schwer, nochmal zu bremsen. Denn hier säumten doch wieder etliche Zuschauer die Strecke. Im Ziel hielt ich mich nicht lange auf, ich freute mich auch nicht riesig. Ich fühlte mich irgendwie bestätigt. Ich hätte dieses Tempo nicht mehr nochmal 21 Kilometer durchgehalten, nein. Aber 6-7 Sekunden langsamer, das sicherlich. Frankfurt kann kommen.  1:34:27 h ohne Quälerei konnte sich sehen lassen, finde ich. Dann würde ich auch mehr als 2 3/4 Stunden geschlafen haben und eine Woche Tapering hinter mir. Mir ging es immer noch sehr gut, ich wollte nun nicht 25 Minuten auf Claudia warten, darum lief ich ganz locker entgegengesetzt zur Strecke noch einmal gut einen Kilometer hin und wieder zurück aus. Viele Bekannte kamen mir noch entgegen oder liefen auf dem Rückweg zum Ziel an mir vorbei.
Dann sammelten sich langsam alle Freunde und Bekannte im Ziel. Claudia und Yvy schafften es, Yvonne zum ersten Mal unter zwei Stunden bei einem Halbmarathon ins Ziel zu  bringen. Entsprechend waren Freude und Erschöpfung.
Das sonnige Wetter tat im Ziel seine Wirkung, schnell waren die verschwitzten Klamotten trocken, man wurde nicht kalt und konnte noch gemütlich beisammen stehen und beim alkoholfreien Sponsorenbier das Rennen nochmal diskutieren.
Meine Vorbereitung nähert sich ihrem Ende. Noch eine qualitativ anspruchsvolle Woche, dann herunterfahren und erholen. Und dann ein schönes Wochenende in Frankfurt. Ich bleibe zuversichtlich für die 3:15, aber nicht für mehr. Da bedürfte es noch weiterer 6 Wochen. Vielleicht keine 4 Monate, wie vor Rotterdam. Aber 3 Monate dürfen es dann doch mal wieder sein, wenn die Bestzeit irgendwann noch einmal fallen soll.



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