Dienstag, 10. Oktober 2017

Unorthodoxer Marathon in Essen



Die dritte Woche meiner Frankfurt-Vorbereitung beginnt mal wieder mit .... Bahntraining. Nach dem langen Sonntagslauf mit Kosta etwas suboptimal, aber es hilft ja nichts. Der Trainingsplan muss ja irgendwie ins Leben passen und da kann man nicht immer optimal die Erholungs- und Belastungstage optimal legen. Trainer Roman war mal wieder da und sagte 6-8 Mal 400m -200m an mit jeweils 100 m Trabpause. Geht eigentlich, ist ja nicht so lang, so ein Intervall. Mit Mark und Christian waren wir leider schon wieder die schnellste Gruppe, da nach mir nicht mehr viel knapp dahinter kommt, musste ich dran bleiben, um nicht alleine laufen zu müssen. Beim ersten hätte ich brechen können, 82 Sekunden waren auch zu schnell, wie ich meinte. Die zweihundert dann in 43 Sek etwas langsamer. Der zweite lief dann mit 86 bzw. 42 Sekunden etwas gebremster, das erste Tempo hätten wir auch alle nicht durchgehalten. Erstaunlicherweise fiel es mir von Mal zu Mal leichter und die 7 Inervalle gingen mit konstanten Tempi schnell um. Am Ende ist man ja wieder froh, dass man es gemacht hat, trotz der flotten 23 km am Vortag.
Dienstag war Feiertag und es stand nur eine kleine erweiterte regenerative Seerunde bei uns zuhause um den Lohheider See herum, konnte man so im Laufe des späten Vormittages erledigen. Auch am Donnerstag beim Training der Ausdauerschule wurde relativ entspannt, denn es stand lockerer Lauf mit viel Koordination auf dem Programm. Eigentlich habe ich da nie Lust zu und mache an diesen Einheiten lieber etwas Anderes, aber ich hatte zum Wochenende ein strammes Programm auf dem Plan, da war das gut, mal etwas langsamer zu machen. Und da feiertagsbedingt kein Stabi-Training in Duisburg stattfand, war auch ein wenig Koordination zwischendurch nicht so schlimm.
Für das Wochenende hieß es planen. Claudia hatte einen Startplatz für den Marathon am Baldeneysee in Essen gewonnen und wollte den auch laufen, da sie seit dem Kölnpfad diese Distanz nicht mehr durchgelaufen war. Im Allgäu war es ja mehr eine Gewaltwanderung. Also würde ich sowieso mit zum See fahren. Freitag sollte ich 70 Minuten GAT 1, Samstag 90 Minuten Tempowechsel und Sonntag 65 Minuten GAT 1 laufen. Ich fragte also mal bei Facebook an, ob jemand einen Startplatz für die Seerunde abgeben wolle, 17,4 km wären gut für den Tempowechsellauf. Alternativ wäre ich einfach so ein wenig am See gelaufen, denn Nachmelderstartgeld wollte ich für einen Trainingslauf nicht bezahlen, da sind 30 € für eine Seerunde etwas zu viel Geld für mich. Dankendswerterweise bekam ich am Donnerstag einen Marathon-Startplatz kostenlos von einer Laufkollegin angeboten. Nach kurzem Überlegen nahm ich den, so hatte ich zumindest eine Startnummer. Aussteigen nach einer Runde konnte ich ja gut. Wir würden sehen.
Freitag habe ich zeitig Feierabend, also lief ich gegen 16:00 Uhr los. Große Feld- und Rheinuferrunde, das Wetter war einigermaßen passabel, aber windig. Mit Blick auf meinen Puls, ich will ja eher nach aPuls ach nach Pace-Vorgabe trainieren, schaffte ich in 74 Minuten 15,4 km im 4:48er Pace. Ein guter Trainingsauftakt, wenngleich etwa einen Kilometer zu weit. Samstag Vormittag dann die für den Sonntag vorgesehene Einheit, die ich auf rund 60 Minuten verkürzen sollte, denn am Sonntag sollte es etwas mehr als 90 Minuten werden. Am Morgen war es noch trocken, daher ging es gleich nach dem Frühstück los. Auch hier keine 24 Stunden zwischen den Einheiten, aber am Nachmittag sollte es regnen und das tat es dann auch reichlich. Das brauch ich nicht mit Ansage. Samstag war es noch windiger, ich wählte daher die Vierbaumer Seenrunde durch die Felder so, dass ich auf dem Rückweg weitgehend Rückenwind hatte. 4:47er Pace bei 12 Kilometern knapp unter einer Stunde in einer Pace von 4:47 waren wieder ok., aber da fehlen noch 10 Sekunden zum Marathonrenntempo. So langsam müsste das kommen. Aber ich wollte geduldig sein. Sechs Wochen Vorbereitung ist nicht viel, um eine Pace von 4:37 über 42,195 km auf die Straße zu bekommen.
Mein Plan für Sonntag dagegen stand nun. Erst zwei oder drei Kilometer "reinkommen", dann so um die 4:50er Pace. Dann fünf Kilometer Marathonrenntempo als GAT 2, dann wieder fünf in 4:50er Pace, dann nochmal 3 Kilometer GAT 2 MRT, dann nochmal 5 in GAT 1 4:50 und den Rest auslaufen. Dann wäre ich in etwa zwei Stunden wieder am Start und würde aussteigen. Vielleicht dann mit dem Schiffsshuttle (so was gint es am Baldeneysee) für die Staffeln zum Moderationspunkt bei Haus Scheppen fahren, den Marc Böhme dort aufbauen wollte. Und zu Claudias Finish wieder zurück. Auf keinen Fall einen Marathon zu Ende laufen, das war klar.
Beim Abholen der Startunterlagen trafen wir natürlich wieder viele Freunde und Laufbekannte. Mit Rafa, der als 3:15er Brems- und Zugläufer angeheuert war, diskutierte ich meinen Plan, auszusteigen. Er wollte mich ermuntern, langsam weiter zu laufen. Das konnte mich nicht überzeugen. Ich wollte mir nicht Frankfurt zerschießen.
Vielleicht würde ich nach einer Runde mir etwas Trockenes anziehen und dann den Rest Wandern. Das wären aber noch fast 17 Kilometer. Dann hätte ich ein Finish, wäre aber nur 26 km gelaufen. Ich wollte das vom Wetter und den Umständen abhängig machen, denn trockene Sachen müsste ich ja dann in der Nähe der Strecke deponieren können.
Wir fuhren am Sonntag früh um halb acht schon los und wurden mit einem Parkplatz direkt am Regattaturm belohnt. Das waren nur 50 Meter vom Streckenverlauf der ersten Runde entfernt, das ginge also mit dem Umziehen. Also stand der Plan.
Wir trainieren ja häufig im Rahmen des Lauftreffs von Marc Böhme am Baldeneysee, dennoch oder gerade deswegen hatten wir am Marathon dort noch nie teilgenommen. Man kennt jeden Stein und Wegpunkt, die Stimmung ist auf wenige Punkte begrenzt und es liegt zu nah an für mich schöneren Veranstaltungen, wie Köln,Münster und natürlich Frankfurt. Der Vergleich ist unfair, aber ich bin halt eher ein Stadt- anstelles ein Landschaftsläufer, wenn es ums Tempo geht.
Zum Startschuss ging es zunächst einmal die Freiherr vom Stein-Straße und nicht direkt am See entlang. Richtung Essen Werden dann erst einmal berghoch, denn die Ruhr wollte überquert werden. Aber es lief gut, immer klar unter 5er Pace. Nach 5 Kilometern stellte ich das Bremsen ein, denn ich fühlte mich gut und das Hardenberg-Ufer eignet sich zum schnellen Laufen. Zudem hatte es nun doch begonnen, zu regnen. Nicht viel, aber das Nieseln hielt sich hartnäckig. 4:40, 4:47 mit Getränkestopp, 4:30,4:30,4:28 und 4:24, damit hatte ich meinen GAT 2-Job bestens erfüllt. Und es war mir echt nicht schwer gefallen, obwohl ich teilweise über 10 Sekunden zu schnell war. Heute war das egal, in Frankfurt sollte das nicht passieren. An der alten Eisenbahnbrücke durfte ich wieder langsamer werden. Dann folgte das endlose Wendepunktstück auf der Wuppertaler Straße. Die Kilometer zogen sich, nebenan auf der freien Spur sorgte ein langer Stau für hohen Feinstaubgenuss. Gut, dass es geregnet hatte, obgleich es inzwischen wieder trocken war. Der Führende kam mi entgegen, mein Laufkollege Sven Block trabte vor mir. Ein kurzest Stück liefen wir zusammen. Sven war nass und kalt. Nass war ich auch, aber ich fühlte mich auf angenehmer Betriebstemperatur. Der Wendepubkt wollte nicht in Sicht kommen, die B227 zog sich gleichförmig dahin. Kurz nach der Wende dann war es wieder Zeit für drei Kilometer Tempo.
Umso schneller war diese langweilige Straße vorbei. Zwischendurch hatte ich mal von alleine einen Kilometer in 4:37 gelaufen, ohne es zu merken. genau da wollte ich doch hin, es lief also toll! Dann noch einmal das Tempo angezogen. 4:26, 4:25 und 4:27, beim letzten Kilometer sogar mit Küsschen-Stopp, denn meine Claudia kam mir entgegen, Auch sie schien gut unterwegs. Nach diesen drei Kilometern lief es nicht mehr ganz so von alleine, aber dennoch hielt ich mich bis km 24 unter 4:45. Dann hieß es für den Rest herunterfahren, mit 5:25 rollte ich aus. Andreas Menz moderierte an meinem Ausstegspunkt, ich verließ die Strecke und begab mich die 50 Meter zu meinem Auto. Die Sonne schien gerade ein wenig, ich zog mir das nasse Zeug oben herum aus, ein trockenes T-Shirt an und die Windjacke drüber. Mein Entschluss bei diesem Wetter stand fest. Ich würde den Nachmittag mit einem 16-Kilometer-Spaziergang beenden und mir die Medaille abholen. Laufen wollte ich nicht mehr. Also beendete ich an meiner Uhr die Aktivität uns startete eine neue: "Wandern". Am ersten VP kurz nach Beginn meiner Wanderrunde gönnte ich mir erst einmal eine "Banana-to-go", dann ging es Richtung Essen Werden. Es machte Spaß, die mich nun überholenden Läufer anzufeuern oder aufzubauen. Viele hatte ich zuvor ja noch überholt. Bei zwei netten Streckenposten in werden bekam ich sogar einen Kaffee. Immer wieder fragten ich Läufer, was los sei oder ob ich Hilfe bräuchte. "Nein, alles gut" oder "Ich teile mir nur das Rennen anders ein" waren meine Antworten. Zu meinem Erstaunen blieb ich fast konstant unter 8 Minuten pro Kilometer. Von Pace rede ich hier mal nicht mehr. Aber es lief gut. Bei Haus Scheppen war Marc Böhme inzwischen an seinem Party-Point zur Hochform aufgelaufen.
Stimmungsvoll wurden wir Läufer angesagt, ich durfte sogar ein kurzes Interview geben und bekam einen eigenen Applaus. Toll. Dabei leistete ich ja gerade eigentlich nichts mehr. Irgendwann kam Toni mit seiner 3:45er-Gruppe an mir vorbei, zu den 4-Stunden-Läufern dauerte es wieder etwas. Die nächste Gruppe musste die 4:15 sein, hier erwartete ich spätestens meine Frau. Ich war bereits wieder am nördlichen Ufer. Irgendwann etwas mehr als zwei Kilometer vor dem Ziel kam dann meine Claudia angerauscht. Sie wollte aber auch mit mir ins Ziel marschieren. Es könnte noch unter 4:15 werden, denn Ralf und Dennis als Pacer waren noch nicht da. Irgendwann drehte Claudia sich um und sah sie. Sie wollte nochmal loslaufen. Gut, ein Kilomter traben konnte ich mir noch gönnen. So bekamen wir einen schönen gemeinsamen Zieleinlauf. Knapp unter 4:15, wobei Claudia natürlich wegen ihres Starts weiter hinten im Feld netto besser war.
Man kann da jetzt darüber streiten, ob es schön ist, wenn sich dahinquälende und kämpfende Läufer von einem fröhlichen "Spaziergänger" überholt werden. Darf man einen Marathon spazierend beenden, in einer Zeit, von der andere vielleicht träumen und die sie trotz ebenso harten Trainings nicht erreichen werden? So ähnlich hatte ich es in Kevelaer im Januar ja auch bereits gemacht.
Weiter geht es dennoch, am Sonntag steht der Rhein City Run von Düsseldorf nach Duisburg an. Die Spannung steigt weiter.




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